ZahlensymbolikÜberblickfolgt ➽ Literaturhinweise zur Zahlensymbolik (unten) mw = Marc Winter; pm = Paul Michel Einleitung: Überlegungen zur Zahlenymbolik
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Visu, colloquio, |
Ein Lächeln und ein Gruß: ein Streicheln und ein Kuss, solches war erlaubt bei ihr; doch fehlte mir jenes allerbeste Teil: das höchste Heil der Liebe. Dass man mich nicht missversteht, worum es geht: ich vermiss die Quintessenz vom Liebeslenz der Liebe. |
Übersetzung von Carl Fischer, Artemis-Verlag 1974.
72; 2a,
[.... Amor] Mittit pentagonas nervo stridente sagittas,
Quod sunt quinque modi, quibus associamur amori:
Visus; colloquium; tactus; compar labiorum
Nectaris alterni permixtio, commoda fini;
In lecto quintum tacite Venus exprimit actum.
Albern und flüchtig schießt Amor unbedacht Pfeile von seiner sengenden Sehne, die bis aufs Blut verletzen: fünfzackig sind ihre Spitzen,
so wie es fünf Schritte gibt, in denen die Liebe uns vereint:
der Blick; das Gespräch; die Berührung; Verbindung der Lippen –
dieser Mischtrank, ein zweiter Nektar, ist wichtig für das Höchste;
im Bett bringt Venus verschwiegen dies als Fünftes hervor: den Akt.
Carmen Buranum 154, Übersetzung von Matthias Hackemann, Carmina Burana, Köln: Anaconda 2017.
Volo tantum ludere, id est: contemplari, presens loqui, tangere, tandem osculari; quintum, quod est agere, noli suspicari! |
Bei ihr sein will ich allein, Blicke auf sie wenden, mit ihr sprechen zärtlich sein, süße Küsse spenden; doch das Fünfte: nein, nein, so solls nicht enden. |
Carmen Buranum 88,9; übers. C.Fischer
Noch etwas Keusches: Die Dame bei
(86,28) sagt zu ihrem drängenden Liebhaber: sî niht wan [nur] min rede-geselle! D.h.: bleiben wir bei der zweiten Stufe: alloquium!Heinrich Kornmann [1579–1628], Linea amoris sive Commentarius in versiculum glossae, visus, colloquium, convictus, oscula, … 1654.
K. Helm, Quinque lineae amoris, in: Germ.-Rom. Monatssschrift 29 (1941), S. 236–247.
Lionel Friedman, Gradus amoris, in: Romance Philology Vol. 19, No. 2, (November, 1965), pp. 167-177
F.R.P. Akehurst, Les étapes de l'amour chez Bernard de Ventadour, in: Cahiers de Civilisation Médiévale Année 1973, pp. 133-147 https://www.persee.fr/doc/ccmed_0007-9731_1973_num_16_62_1945
Gaia Gubbini, Tactus, Osculum, Factum. Il Senso Del Tatto E Il Desiserio Nella Lirica Trobadorica, Roma: Edizioni Nuova Cultura, 2009.
7 Schöpfungstage
7 Köpfe des Drachens in der Apokalypse > Siebenköpfige
7 Plagen Ägyptens
7 Hauptlaster > Personifikationen
7 Tugenden
7 Gaben des Heiligen Geistes
7 Arme des Leuchters
7 fette und 7 magere Kühe im Traum des Pharao
7 Söhne Hiobs
7 Bußpsalmen
7 Horen (Stundengebet)
7 Bitten im Vaterunsergebet
7 letzte Worte Jesu am Kreuz
7 Schmerzen Marias
7 apokalyptische Posaunen
7 Siegel am Buch in der Offenbarung
7 Werke der Barmherzigkeit
7 Kammern der Hölle
7 Planeten
7 Wochentage
7 Weltwunder
7 Weise Meister
7 Freie Künste
7 Hügel Roms
und noch viel mehr — was fasziniert an dieser Zahl?
Volker Schupp, Septenar und Bauform. Studien zur "Auslegung des Vaterunsers", zu "De VII Sigillis" und zum "Palästinalied" Walthers von der Vogelweide, Berlin: Erich Schmidt Verlag 1964 (Philologische Studien und Quellen 22).
E. Dinkler-von Schubert, Artikel "Sieben" in: Lexikon der christlichen Ikonographie, Band 4 (1972), Sp. 154–156.
Thomas Noll, Die Zahl Sieben in der christlichen Kunst in: Göttinger Jahrbuch 56, (Goltze Druck 2008), S. 73–113.
Gotthard G. G. Reinhold (Hg.; mit Beitr. von Viktor Golinets), Die Zahl Sieben im alten Orient. Studien zur Zahlensymbolik in der Bibel und ihrer altorientalischen Umwelt, Frankfurt am Main [u.a.]: Lang, 2008.
Zahl der Narren
Dietz-Rüdiger Moser, Elf als Zahl der Narren. Zur Funktion der Zahlenallegorese im Fastnachtsbrauch in: Jahrbuch für Volksliedforschung, 27. Jahrg. (1982/1983) = Festschrift fur Lutz Röhrich zum 60. Geburtstag, S. 346–363.
In der hebräischen Schrift werden (wie in der griechischen) Zahlen durch die Buchstaben des Alphabets dargestellt.
(Vgl. > https://de.wikipedia.org/wiki/Hebräische_Zahlschrift)
Die Kurzform des biblischen Tetragramms (יהוה) für G'tt: Jh ≈ jod, he, [waw, he]) hat einen numerischen Wert von fünfzehn.
Die Zahl fünfzehn wird indessen nicht in ihrer einfachsten Form ausgeschrieben (jod [10] + he [5] = 15), um den heiligen Namen Adonais nicht zu entweihen.
Stattdessen wird sie geschrieben als tet [9] + waw [6] = 15.
Die Zahl kommt in der Bibel oft vor, vgl. die Konkordanz
> https://www.bibel-online.net
Vierzig Tage Dauer-Regen, eine ungeheure Flut:
Das ist der Tribut für der Menschen Übermut! (Gen. 7,4) (mehr dazu hier)
(Lutherbibel Wittemberg 1545)
Vierzig Jahre Reise ins gelobte Land;
doch dort freilich herrscht kein Ruhestand! (Exod. 16,35) (mehr dazu hier)
Vierzig Tage auf dem Berg ist Moses in der Wolke,
bis er die Tafeln vorzeigt seinem Volke. (Exod. 24,18 und 31,18) (mehr dazu hier)
Vierzig Jahre lang ist David König. (2 Sam. 5,4)
Er schonte Goliath nicht wenig. (1 Sam. 17,4ff.) (mehr dazu hier)
Elia fastet ohn’ Gelüste
vierzig Tage in der Wüste. (1 Kön. 19,8) (mehr dazu hier)
Nichts isst der HErr in vierzig Tag- und Nächten,
doch lässt er sich von Satan nicht anfechten. (Luk. 4,2) (mehr dazu hier)
(Decke der Kirche St. Martin in Zillis 1109/1114) )
Die Quadragesima meint: vierzig Tage Fasten;
und dies befreit von vielen Sünden-Lasten. (mehr dazu hier)
Und Sulamit (Cantica 7,1) legt vierzig Büschely ans Herz;
So meditiert sie Jesu Schmerz. (mehr dazu hier)
Die Zahl 153 ist eine mathematische Delikatesse; ein sog. "Strudel".
> https://de.wikipedia.org/wiki/Hundertdreiundfünfzig
153 ist die Summe der Kuben ihrer Ziffern: d.h. die 3.Potenzen ihrer einzelnen Ziffern ergibt wieder 153: 1*1*1 + 5*5*5 + 3*3*3 = 1+125+27 = 153. (Wenn man die Zahl mit römischen Ziffern schreibt: C—L—III, geht es auch.)
153 ist eine "Dreieckszahl", d.h. ist die Summe der Summanden von 1 bis 17
(1 + 2 +3 + … + 17 = 153).
Nach der Auferstehung erscheint Jesus den Jüngern, die am See Tiberias fischen, aber nichts gefangen haben. Auf das Geheiß Jesu werfen sie das Netz erneut aus und fangen 153 Fische (Johannes-Evangelium 21,11): »Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.«
Das Bild von Rubens wurde häufig kopiert; hier das Kupfer von Schelte Adams Bolswert (ca. 1586 – 1659)
> https://www.nga.gov/collection/art-object-page.103795.html
Die Zahl 153 ist bei den Kirchenvätern Anlass vieler Deutungen. Vgl. Heinz Meyer / Rudolf Suntrup, Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen, (Münstersche Mittelalter-Schriften 56), München: Fink 1987, S. 814ff.
(354–430), Vorträge über das Johannes-Evangelium (Tractatus in Iohannis Euangelium), 122. Vortrag, ¶ 8–9 (deutsche Übersetzung in der "Die Zahl 17 wird ihrerseits zerlegt in 10 (zehn Gebote ≈ das AT Gesetz) und 7 (sieben Gaben des hl. Geistes ≈ NT).
153 = 9 mal 17
Die nach 1113 entstandene romanische Kassettendecke der Kirche St. Martin in Zillis (Graubünden) enthält 9 Felder auf der Schmalseite und 17 Felder auf der Längsseite, also 9 x 17 = 153 Felder. Damit ist die ganze Welt umschrieben. Vgl. Diether Rudloff u.a., Zillis. Die romanische Bilderdecke der Kirche St. Martin, Basel: Heman 1989.
613 Mizwot (Plural von mizwa), d.h. Ge- und Verbote enthalte die Torah. So heisst es, seitdem Rabbi Simlaj dies im Talmud (Makkot 23b-24a) gesagt hat: »365 negative Gebote, wie die Tage des Jahres und 248 positive, entsprechend den Gliedern** des Körpers.«
Saʿadja ben Josef (882–942) und Schmuel ben Chofni (gestorben 1034) gehörten zu den ersten, deren Auflistung der 613 Gebote überliefert ist. Maimonides (1135–1204 c.a.) griff dies in seiner Mischneh Torah auf.
Alle 613 aufgelistet von Chajm Guski
> https://www.talmud.de/tlmd/die-ge-und-verbote-nach-maimonides/
Vgl. auch (english) > https://www.jewfaq.org/613.htm
Zur Begründung der Zahl heisst es dann an der zitierten Stelle im Talmud: Das Wort Tora beträgt nämlich sechshundertundelf, und die [zwei] Gebote (Ex. 20,2,3): ich bin, und: du sollst nicht haben, hörten wir aus dem Munde der Allmacht.
** 248 Glieder: Gemeint sind die Knochen des menschlichen Leibes, vgl. Mischna, Trakat Ohalot I 8a: dreissig an der Fußsohle; zehn im Sprunggelenk; zwei im Unterschenkel; … sechs an jedem Finger … achtzehn Wirbel in der Wirbelsäule; …
Die ›Zizes‹ erinnern an diese 613; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Zizit
Pietro Bongo († 1601), De mystica quaternarii numeri significatione, Bergamo 1583 — Petri Bungi Bergomatis NVMERORUM MYSTERIA, Bergamo 1599.
In der Ausgabe Paris 1618 zur Vierzahl Seiten 193–249 > http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10053307_00295.html
Hieronymus Lauretus O.S.B., SYLVA, seu potius hortus floridus Allegoriarum totius Scaræ Scripturæ. Mysticos ejus senus, … complectens …, Köln 1681; Nachdruck München: Fink 1971. – Appendix: de allegoriis numerorum = pag. 1069–1096.
Franz Dornseiff, Das Alphabet in Mystik und Magie, Leipzig 1922; 2.Aufl. 1925; bes. S.91–118.
Franz Carl Endres, Die Zahl in Mystik und Glauben der Kulturvölker, Zürich: Rascher Verlag 1935 — überarbeitewt als: Franz Carl Endres / Annemarie Schimmel, Das Mysterium der Zahl. Zahlensymbolik im Kulturvergleich, Düsseldorf: Diederichs 1984 (v).
Georges Ifrah, Universalgeschichte der Zahlen, Frankfurt: Campus 1986.
Heinz Meyer / Rudolf Suntrup, Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen, München: Fink 1987 (Münstersche Mittelalter-Schriften 56), Einleitung S. IX – XLIV.