Analyse von Allegorien

 

Ein solches Frageraster dient dazu, auf Ideen zu kommen, um Texte bzw. Bilder zu analysieren. Es leitet an, Allegorien zu beschreiben. Es ist keine Theorie des Allegorischen. Ich (Paul Michel) stehe dazu, dass ich hier meine Auffassungen niedergeschrieben habe.

Übersicht:

Grundmuster

Allegorie – Allegorese

Allegorie-Auslöser

Beschaffenheit des Signifiant

Präsentationsformen

Brücken-Elemente

Wissen über das Signifié

Funktionen der Allegorie

Ästhetik der Allegorie

Geschichte

Ebenen der Betrachtung

Exempla

Symbol vs. Allegorie

Personifikation

Literaturhinweise



Quintilian, Institutio Oratoria VIII, vi, 44: Allegoria, quam inversionem interpretantur, aut aliud verbis, aliud sensu ostendit, aut etiam interim contrarium.http://www.thelatinlibrary.com/quintilian/quintilian.institutio8.shtml#6

Isidor, Etymologiae I,xxxvii, 22: Allegoria est alieniloquium. Aliud enim sonat, et aliud intellegitur.http://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost07/Isidorus/isi_et01.html#c37

Beda Venerabilis, De schematibus et tropis sacrae Scripturae 2,12 (PL 90,184): Allegoria est tropus quo aliud significatur quam dicitur.

Johann Joachim Winckelmann (1717–1768), Versuch einer Allegorie, besonders für die Kunst, Dresden 1766. Das erste Capitel. Von der Allegorie überhaupt:

Ein jedes allegorische Zeichen und Bild soll die unterscheidenden Eigenschaften der bedeuteten Sache in sich enthalten, und je einfacher dasselbe ist, desto begreiflicher wird es, so wie ein einfaches Vergrößerungsglas deutlicher als ein zusammengesetztes die Sachen vorstellet. Die Allegorie soll folglich durch sich selbst verständlich seyn, und keiner Beyschrift vonnöthen haben; […]
http://diglib.hab.de/drucke/ud-4f-85-2s/start.htm

Johann Georg Sulzer, Allgemeine Theorie der Schönen Künste (1771): Einkleidung. (Redende auch zeichnende Künste)

Eine Vorstellung einkleiden heißt so viel als ihr etwas beifügen, wodurch sie einigermaßen versteckt wird, damit sie sich desto vorteilhafter zeige. So wird ein Begriff durch ein Bild ausgedruckt; eine Wahrheit oder eine Lehre in einer Fabel oder in einer Allegorie vorgetragen und also in etwas sinnliches eingekleidet. Das Einkleiden setzt allemal etwas Bloßes voraus; man kann auch in der Tat diejenigen Vorstellungen bloß nennen, die durch abgezogene Begriffe und also durch den Verstand müssen gefasst werden. Diesen Vorstellungen Sinnlichkeit geben heißt also sie einkleiden.
     Die schönen Künste, welche abgezogene oder allgemeine Vorstellungen erwecken können, müssen sie einkleiden, weil sie nicht für den Verstand, sondern für die Sinnlichkeit arbeiten; also ist die Einkleidung der Begriffe und der Gedanken eine den schönen Künsten eigentümlich zugehörige Arbeit. Nicht als ob jeder einzelne allgemeine Begriff oder Gedanken notwendig müsste eingekleidet sein; denn dieses würde mehr schaden als nützen. Es muss nur bei den Hauptvorstellungen geschehen, von denen eigentlich die Wirkung, die der Künstler im Ganzen zu erhalten sucht, abhängt.
      Die Einkleidung betrifft entweder nur einzelne Teile oder das Ganze. Von ihr bekommt bisweilen im letztern Fall das ganze Werk seine Form oder seine Art und wird zur Allegorie oder zur Fabel, auch wohl zur Ode, zur Elegie, zum Traum. Denn bisweilen besteht die Art eines Werks bloß in der Einkleidung.

Friedrich Theodor Vischer (1807–1887) nannte sich auch Deutobold Symbolizetti Allegoriowitsch Mystifizinsky (in Kritische Gänge Bd. 4,2)


(1) Die Vielfalt des Phänomens und einige Grundmuster

Es gibt eine bunte Fülle von allegorischen Gestalten. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Struktur des Bild-Teils, hinsichtlich der semiotischen Bezüge zwischen Bild- und Sach-Teil, hinsichtlich ihrer Funktion u.a.m. Es ist klug, sich diesen unterscheidenden Merkmalen akribisch zu widmen, dann gewinnt man Gesichtspunkte, mit denen man bislang unbekannte Texte/Bilder beschreiben kann.

Allen Allegorien ist gemeinsam, dass sie (A) eine Reihe (bzw. eine Serie, ein Konglomerat, eine Struktur usw.) von (B) aufeinander bezogenen Pendants bilden, die (C) zwei verschiedenen Weltbereichen angehören; einem konkreten Weltausschnitt und einer abstrakten Sphäre.

Um uns zu verständigen, brauchen wir ganz wenige Arbeitsbegriffe:

Bildteil, Modell, Signifiant, designans ----- Sachteil, Explanandum, Signifié, designatum.

Was zwischen diesen beiden Größen vermittelt: ›Brücken-Elemente‹ (früher oft als ›tertium comparationis‹ bezeichnet: das dritte, worin die Pendants übereinstimmen)

Zwei Grundgestalten sind – obwohl das viele Handbücher nicht tun – aufgrund ihrer Genese deutlich zu unterscheiden: Ding-Allegorie und Personifikations-Allegorie. Die beiden sind oft ineinander gearbeitet: z.B. in der »Psychomachie« des Prudentius.

Ferner ist zu unterscheiden, wenn auch im aktuellen Fall kaum trennbar: der expressive und der interpretative Aspekt des Allegorischen.

Immer nützlich ist die ›genealogische‹ Frage nach dem Keim der ganzen Gestalt: zentrale Metapher, idiomatische Redewendung?

Immer nützlich ist das Anlegen einer Tabelle (eines ›grid‹), auch und vor allem, wo man sie nicht ausfüllen kann.

Ding-Allegorie

Die Welt der Signifiés besteht aus: einer Kreatur, einem geographischen Element, einem Artefakt, einem Arbeitsprozess, einer menschlichen Handlung u.ä.

Man versucht die Textelemente tabellarisch anzuordnen. Beispiel: Eine launige Tischrede beim 10jährigen Jubiläum des Laienorchesters »Caecilia Oberstrass«. Auf dem Tisch steht ein bunter Strauss. Die Rednerin allegorisiert ihn:

Elemente der Signifiant-Welt; (›res‹) ›Brücken-Elemente‹; ferner Textsignale Zwischenergebnisse, als *Metapher* stehenbleibend Pendants in der siginifié-Welt
Blumenstrauss, enthaltend …  unser Orchester
Rosen"das bedeutet" Frau N.N.
Veilchenlässt gerne den Kopf hängen Frau X.Y.
Lianeanschmiegsam Herr U.V.
Vergissmeinnicht  Ø [wer ist wohl gemeint?]
Distelstacheligbleibt immer etwas *stachelig*der Kassier
5 goldene Bänder…Fünfzahl der 5 Notenlinien die Musik
… halten den Strauss zusammen"zusammenhalten" passt in beiden Welten hält die Orchestermitglieder zusammen

 

Es brauchen nicht alle Elemente im Text realisiert zu sein = alle Kästchen ausgefüllt zu werden. Was man als Interpret ergänzen kann, setzt man in […]. Ø bezeichnet Leerstellen.

Interpretative vs. expressive Allegorie

Die Technik der allegorischen Inbezugsetzung kann verwendet werden, um – einfach ausgedrückt – einen abstrakten Sachverhalt ›einzukleiden‹ oder umgekehrt, um aus einer realistischen Beschreibung etwas Geistiges herauszuinterpretieren (das nennt man in der germanistischen Mediaevistik mit einem Kunstwort oft »Allegorese« [< allegorische Exegese]).

Welt der Apotheke

<< expressive Anwendung (Wie kleide ich diesen Gedanken ein?): Allegorie


interpretative Anwendung (Wie deute ich dieses Phänomen geistlich?): Allegorese >>

religiöse Welt
Apotheker  Christus
Kunde  Sündiger
Medizin  Sakrament der Buße
schmeckt bitter  tut weh
  (tertium comparationis:) heilt 
usw. usw.

 

Bild aus: Gallica BnF Fr. 1537

(2) Allegorie-Auslöser

Im Gegensatz zur Metapher, die quer steht zum Kontext des Satzes und so nach einer Deutung schreit, sind Allegorien oft in sich irgendwie verständlich: es wird eine Reise erzählt oder eine Mühle gezeichnet. — Welcher Anlass zwingt den Leser/Betrachter, einen Text / ein Bild als Allegorie zu deuten?

  • Der Text / das Bild enthält eine explizite Deutung oder wenigstens eine Weckformel (»wer Ohren hat zu hören, der höre!«)
  • die Darstellung enthält Einsprengsel von habitualisierten Metaphern, die bei der Interpretation in den Kontext ausgreifen können
  • Tituli (Schriftbänder) deuten einzelne Personen, Elemente im Bild
  • die Darstellung ist von einer sonderbaren Extravaganz, sie enthält Inkompatibilitäten
  • Der Text / das Bild ergäbe wenn er/es ungedeutet stehenbliebe, keine Pointe; er/es bleibt irgendwie witzlos
  • Der Interpret weiss, dass der Text / das Bild etwas anderes bedeuten muss (das Alte Testament spricht immer auch von Christus oder der Ecclesia; der manifeste Trauminhalt spricht immer vom Oedipus-Komplex o.ä.).

Der Anstoß zu einer Deutung kann sehr dezent sein. Beispiel: Goethes Sonett »Mächtiges Überraschen« – Boreas ist eine (weibliche) Bergnymphe; dass der Fluss neues Leben gewinnt, tönt seltsam: eher wird man auf die Spur von vita nuova gelenkt – ...

(3) Beschaffenheit des Signifiant (Bildteil, Modell, Designans)

Die Gestalten des Bildteils bei der Dingallegorie sind verschieden: Erscheinungen aus der Natur (Lauf der Planeten), Lebewesen (Pflanzen, Tier, der Organismus des Menschen), mythologische Gestalten und ihre Taten (Odysseus am Mastbaum), Artefakte (Haus, Kompass), Arbeitsprozesse (Mahlen von Getreide, Schleifen eines Spiegels, die Arbeiten des Weingärtners im Laufe des Jahres), andere menschliche Tätigkeiten (Spiele, Reise, Krieg), usw. Grundsätzlich gilt: Es gibt nichts in der Welt, was nicht allegorisierbar ist. (Man mache den Test an Mobiliar in der Wohnung oder in einem Kochbuch).

Es gibt aber auch Allegorien, die nicht einen natürlichen Gegenstand darstellen, sondern – meist vom Designat her aufgezäumt – ein Sammelsurium von Teilen, z.B. kann man den Wagen der Sünde von 7 Tieren ziehen lassen oder ein Kompositwesen aus 7 Tierbestandteilen zusammenfügen.

Damit eine Allegorie im vollen Sinne zustandekommt, müssen die Einzel-Elemente auf der Signifiant-Ebene eine zusammenhängende erkennbare Struktur ergeben (Lebewesen, Artefakt usw., s. oben). Ein loser Haufen von disjecta membra ist rhetorisch weniger glaubwürdig. Vgl. untersummative Gestalten %%%.

Geschichten mit in dilemmatischen Situationen aus moralischen Motiven handelnden Figuren oder einer echten Intrige – z.B. Exempla, Fabeln – taugen schlecht als Allegorie, denn sie enthalten bereits eine leicht herausdestillierbare Handlungsanweisung. Der Ausleger muss ihnen zuerst das Rückgrat brechen, um ihnen einen zusätzlichen allegorischen Sinn abzunötigen. Beispiel für Überinterpretation (Die Affenmutter mit den 2 Jungen, als PDF).

Erst wenn man den zeitgenössischen Kenntnisstand über das als Modell dienende Ding rekonstruiert, kann man sagen, welche Elemente der Text bzw. das Bild nutzt oder unterstellt, wie sie zusammenhängen, was ggf. nicht-explizit über die Pendants in der Signifiant-Welt ausgesagt wird. Dazu gehören auch Kenntnisse der Mythologie und der Geschichte.

(4) Präsentationsformen

  • Die Quellentexte und Bilder leisten es sich, gewisse Pendants nicht explizit zu nennen, d.h. uns Rätsel aufzugeben, oder Nonvaleurs anzubieten (es kommen Elemente vor, die überhaupt kein Pendant haben);
  • Manchmal bedeuten zwei Signifiants ein einziges Signifié (Synonymie); oder ein Signifiant hat zwei Signifiés (Homonymie);
  • Die Brücken-Elemente muss man oft als Interpret ergänzen. Dazu braucht es historische Sachkenntnisse sowohl der Bild- als auch der Sachwelt.
  • Bei Dingallegorien gibt es die Anordnung: zuerst alle Elemente der Bildwelt – dann alle entsprechenden Elemente der Sachwelt (oder eben keines, dann bleibt das Rätsel). Oder die Anordnung: Element A der Bildwelt analog Element A' der Sachwelt – dann Element B der Bildwelt analog Element B' der Sachwelt (man nennt das »allegoria apertis permixta«).
  • Einige Elemente der Bildwelt kommen einfach deshalb vor, weil das Ding oder die Figur so dargestellt werden müssen: wenn man als Bildelement einen Kopf braucht, dann muss er mit Augen, Ohren, Mund und Nase usw. abgebildet sein, auch wenn für das Funktionieren nur die Augen bedeutsam sind (›non-valeurs‹).
  • Es ist immer auch damit zu rechnen, dass in Makro-Allegorien Mikro-Allegorien eingebaut sind, dass sich zwei Bildbereiche verschränken, dass mehrere Bildfelder sich überlagern und dabei Schnittmengen bilden.

(5) ›Brücken-Elemente‹

Wie werden die Bezüge zwischen den Pendants begründet? Man muss – wenn die Deutung nicht ganz explizit ist, die Eigenschaften des Signifiant aus Enzyklopädien u.a. zeitgenössischen Quellen eruieren.

Nützlich ist immer eine Bibelkonkordanz. Denn in der heiligen Schrift stehen oft die Metaphern, aus denen ganze Bildkomplexe entwickelt sind, z.B. Jer 9,20: Der Tod ist durchs Fenster gestiegen, ist eingedrungen in unserer Paläste. Wozu ein Exeget notiert: tropologice: per fenestras id est per sensus et oculos ad animae interitum mors peccatorum intrat.

Es gibt ganz verschiedene Brücken-Elemente:

  • Etymologie (Der Löwe bedeutete den Papst, weil beide Leo heissen; ein Seil, ›corda‹ bedeutet die Con-Cordia)
  • Ein Ding hat bestimmte Eigenschaften (im Mittelalter »proprietates« genannt): die kleinen Planeten kreisen um das grosse Zentralgestirn – so sollen auch ...
  • Ein Tier hat ein bestimmtes Verhalten: der Enhydros wickelt sich in Lehm, trocknet die Schicht an der Sonne, lässt sich vom Krokodil verschlucken und reisst ihm dann die Därme auf. So auch Christus ... (vgl. »Physiologus«)
  • Die Anzahl kann die Brücke abgeben: die apokalyptische Stadt hat 12 Türme.
  • Oft bildet eine Metapher die Brücke: essen
  • Interessant ist eine genaue Bestimmung der Attribute von Personifikationsallegorien. Wenn man Attribut und das Designat in einen Satz zusammenbringt, fällt auf, dass ganz unterschiedliche Satztypen entstehen:
    • der Zirkel der Geometria – mit dem Zirkel arbeitet der Geometer, typisches Werkzeug
    • der Geldbeutel der Avaritia – der Neidische verschließt den Geldbeutel, typischer Gestus
    • die Flügel der Nemesis oder der Fama – die Flügel verleihen ihr Ubiquität, typische Eigenschaft
    • die Fledermausflügel des Neides – hier wird eine Dingallegorie (Eigenschaften der Fledermaus) in die Personifikationsallegorie integriert

(6) Wissen über das Signifié

Beim Deuten hilft, wenn man sich in den zeitgenöss. Wissensstand über das Signifié versetzt. Beispiel: Wie viele Laster gibt es? Erst dann kann man sagen, ob die allegorische Repräsentation anderes / mehr / weniger sagt, als in anderen Diskursen (z.B. scholastische Sündenlehren, nicht-allegorische Moraltraktate) üblich ist und was dann ggf. der Mehrwert der Allegorie ist.

Bei politischen Allegorien wird man sich selbstverständlich über die historischen Umstände der Zeit kundig machen, über die politischen Parteiungen, über die gerade diskutierten Dogmen usw.

Hier muss auch vom ›Seinsgrad‹ des Signifiés die Rede sein. Üblicherweise setzen wir auf die Seite des Signifiés ein sprachliches Abstraktum (die Seele, die Sünde, die Ehre, die Minne). Als wie ›real‹ diese Dinge eingeschätzt werden, ist ein Problem der mentalitätsgeschichtlichen Rekonstruktion, aber auch dessen, was man linguistisch als ›real‹ bezeichnen will. Der Universalienstreit lässt grüßen! Selbstverständlich wird man nicht naiv sagen wollen, das Signifiant sei handfest real, das Signifié dagegen ›nur‹ eine psychische Größe. Aber man kann diese beiden Sphären unterscheiden, das genügt für die Analyse von Allegorien vollkommen. (Auch ein Ritter des 12. Jhs. wird wohl unterschieden haben, ob er ein Wesen aus Fleisch und Blut umarmt oder die ›Minne‹ hochschätzt. Jedenfalls Walther von der Vogelweide scheint den Unterschied zu kennen.)

(7) Funktionen der Allegorie

  • ›Versinnfälligung‹ abstrakter Sachverhalte (sagt sich leicht, was ist gemeint?)
  • Strukturierung des Amorphen: anhand einer einprägsamen Geschichte einer bevorstehenden Seefahrt kann ich einen ›Lebensabschnitt‹ in Phasen gliedern, diesen ihre Möglichkeiten Chancen und Gefahren zuordnen usw. Insofern als die Bildwelt in sich geschlossen und funktional ist, hilft sie, die nicht so gut gegliederte Situation bewältigen
  • Mnemotechnik. Anhand eines Bildes lassen sich abstrakte Dinge besser einprägen als durch das Auswendiglernen von Vokabeln.
  • Arkandisziplin: Wer den ›Schlüssel‹ zur Deutung nicht hat, wird vom Verständnis ausgeschlossen.
  • Euphemismus, Umgehung eines Tabus (gerne praktiziert bei schlüpfrigen Witzen, aber auch in politisch brenzligen Situationen, vgl. Reformationszeit)
  • Argumentatives Potential: Wenn die Isomorphie zwischen Signifiant und Signifié feststeht und wenn als Signifiant eine Struktur verwendet wird, die logisch zwingend ist (z.B. der Mechanismus einer Mühle; die Gestalt eines in der Natur vorkommenden Tiers), dann kann von einzelnen Zügen des Signifiants auf unbekannte/angezweifelte Pendants des Signifié geschlossen werden, d.h. deren Existenz wird argumentativ gestützt.
  • u.a.m.

Können Allegorien eine kognitive Leistung erbringen? Was vermögen sie zu postulieren, was wir nicht schon wissen?

(8) Ästhetik der Allegorie

Allegorien haben eine Tendenz zum Verklausulierten; der Betrachter wird in die Rolle des Rätsellösenden versetzt, das ist ein eigener ästhetischer Reiz im Gegensatz zum Angemutet-Werden.

Allegorien sind nicht einfach ›Einkleidungen‹ eines Signifiant, das ausgepackt werden könnte wie ein Geschenk am Geburtstag. Interessant ist das Hin-und-Her zwischen den Ebenen, sind die Unbestimmtheitsstellen, die leichten Verschiebungen und Unstimmigkeiten (bei denen man oft nicht weiss, ob sie absichtlich komponiert wurden oder aufgrund einer gewissen Schlampigkeit dort stehen...) .

(9) Haussen und Baissen im Laufe der Geschichte

Es ist schwierig abzuklären, warum es Epochen gibt, in denen viele allegorische Werke entstanden sind (Spätantike, Spätmittelalter, Renaissance, Barock, vgl. die Wiederentdeckung zur Zeit des Expressionismus), und andere Epochen, die die Allegorie perhorreszieren (mittelhochdeutsche ›Klassik‹; ›Klassik‹ um 1800).

Insbesondere im 16. Jahrhundert macht man sich über die übertriebene Allegorese lustig.

Erasmus im »Lob der Torheit« (1511):

Dann habe ich einen gehört, einen Achtziger, einen so vollendeten Theologen, dass man meinte, in ihm sei Scotus selbst wiedergeboren. Der wollte das Geheimnis des Namens Jesu erklären und zeigte nun wunderbar fein, dass in den Buchstaben schon alles versteckt sei, was sich vom Heiland sagen lasse. Denn dass man von ihm nur drei Fälle bilde, sei ein deutliches Symbol der göttlichen Dreizahl. Wenn ferner der erste Fall »Jesus« auf s endige, der zweite »Jesum« auf m, der dritte »Jesu« auf u, so liege darin verborgen ein heiliges Mysterium: nach Aussage dieser drei winzigen Buchstaben sei er Spitze, Mitte und Urgrund der Welt. Es lag aber noch ein Mysterium darin, noch viel versteckter, von mathematischer Art. Er spaltete Jesus in zwei gleiche Teile so, dass der Buchstabe in der Mitte allein blieb, und dozierte, dieser Buchstabe heisse bei den Hebräern syn; syn aber bedeute – ich glaube im Schottischen – Sünde, womit doch deutlich gesagt sei, das Jesus es ist, der der Welt Sünde trägt. Ob dieser verblüffenden Einleitung sperrten alle Mund und Nase dermaßen auf, zumal die Theologen, dass wenig fehlte, so wären sie zu Stein erstarrt wie Niobe einst.

> https://www.projekt-gutenberg.org/erasmus/torheit/chap03.html

In den »Dunkelmännerbriefen« (1515) wird die allegorische Auslegung heidnischer Texte (Ovid, Metamorphosen) veräppelt:

XXVIII. Bruder Konrad Dollenkopf an Magister Ortuin Gratius.

[…] Schon weiß ich alle Fabeln des Ovid in den Metamorphosen auswendig und kann sie auf vielerlei Weise erklären, nämlich natürlich, wörtlich, geschichtlich und nach dem Geiste, was jene weltlichen Poeten nicht verstehen. Unlängst frug ich einen von ihnen: »Woher kommt der Name Mavors?« Da gab er mir eine Bedeutung an, welche nicht richtig war; ich habe ihn aber auch zurecht gewiesen und gesagt: »Mavors heißt er, weil er gewissermaßen die Männer verschlingt (mares vorat)«; da war er geschlagen. Hierauf frug ich: »Was wird allegorisch durch die neuen Musen bezeichnet?« Auch das wußte er nicht, und ich sagte ihm, die neuen Musen bezeichneten die sieben Chöre der Engel. Drittens frug ich: »Woher kommt der Name Merkurius?« Da er es aber nicht wußte, sagte ich ihm, Merkurius heiße so etwas, wie »Vorsorger für die Kaufleute (mercatorum curius)«, weil er der Gott der Kaufleute ist und Sorge für dieselben trägt. So sehet Ihr denn, daß jene Poeten jetzt in ihrer Kunst nur nach der buchstäblichen Bedeutung studieren und von Allegorien und geistigen Erklärungen keinen Begriff haben, weil sie fleischliche Menschen sind, und, wie der Apostel 1. Korinther im Zweiten schreibt: »Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes.« [usw.]

Übersetzung von Wilhelm Binder
> https://www.projekt-gutenberg.org/dunkelm1/chap029.html

Christel Meier, Petrus Berchorius bei den Dunkelmännern. Ein Konflikt um Ovids ›Metamorphosen‹ am Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Frühmittelalterliche Studien, 57. Band (2023), S. 157–175.

(10) Ebenen der Betrachtung

Es gilt, nicht durcheinanderzuwerfen:

  • zeitgenössische lexikon-artige Sammlungen von Allegorien (am besten erkennbar z.B. bei den sog. Emblembüchern wie dem von Alciati oder bei Bestiaren oder bei Petrus Berchorius). Hier bewegen wir uns linguistisch gesprochen quasi auf der Ebene der ›langue‹;
  • ›angewandte Allegorien‹, in einer echten kommunikativen Situation eine performative Wirkung erzielen wollende Allegorien, entweder einzeln (z.B. in einem Andachtsbild) oder in einen Text oder ein Bildprogramm eingebunden; in einer Predigt, einem Traktat, einem Deckengemälde. Hier bewegen wir uns linguistisch gesprochen quasi auf der Ebene der ›parole‹. (Freilich kann man Allegorien vom ersten Typ auch andächtig lesen...);
  • zeitgenössische (also dem 16./17. Jh. angehörende) Allegorie-Theorien;
  • moderne, heutige semiotische Theorien bzw. Auffassungen, wonach es keine Signifiant-Signifié-Bezüge gebe.

Bei den Promotoren der heutzutage im Schwange befindlichen "Bildwissenschaft" genießt Erwin Panofsky (1892–1968) einen schlechten Ruf. (Dass sein Zugang ein Werk etwa von Cy Twombly nicht erschließt, auch nicht erschließen will, ist wohl klar.)

Ein Crashkurs findet sich hier: http://bildinterpretation.weebly.com/erwin-panofskys-interpretationsmodell.html {Januar 2024}

(11) Exempla sind anders gebaut als Allegorien

Exemplum: Es wird eine Handlung erzählt, die zu einer im Vergleich zur Ausgangssituation positiv oder negativ erscheinenden Situation führt; dies wird explizit (innerhalb der Geschichte oder durch die Erzählinstanz) taxiert, oder die Wertung wird implizit belassen.

Der Anwender muss zunächst die erzählte Geschichte ›stilisieren‹, von den dort vorkommenden speziellen Umständen und handelnden Personen abstrahieren, damit sie dann applizierbar wird.

So kann entweder die Bewertung einer dazu analogen Handlung erfolgen oder eine Handlung als empfehlenswert bzw. als übel bewertet werden.

Im Gegensatz zur Allegorie gibt es keinen Element-für-Element-Bezug zwischen Modell und Explanandum, sondern einen Durchgang durch eine Abstraktion (in der Graphik ›pivot‹, d.h. Angel- oder Drehpunkt) genannt:

Eine klassische Sammlung von Exempla ist: VALERIUS MAXIMUS, Facta et dicta memorabilia / Denkwürdige Taten und Worte, lat./dt. übersetzt und hg. von Ursula Blank-Sangmeister, Stuttgart: Reclam 1991 (RUB 8695) — daraus ein Beispiel (5.6.2):

Als sich mitten auf dem Forum die Erde weit auftat und das Orakel besagte, der Abgrund könne nur mit dem aufgefüllt werden, was die Stärke des römischen Volkes ausmache, erklärte Curtius, ein junger Mann edelster Gesinnung und Familie, unsere Stadt zeichne sich besonders durch Tapferkeit und Waffen aus; und im Schmuck seiner militärischen Auszeichnungen stieg er aufs Pferd , gab ihm kräftig die Sporen und sprengte damit kopfüber in die Tiefe. Alle Bürger beeilten sich, ihm zu Ehren Feldfrüchte hinabzuwerfen, und gleich darauf sah die Erde wieder aus wie früher. Auf dem Forum Romanum erstrahlten später andere Glanzlichter, dennoch gibt es bis heute kein Beispiel, das der Vaterlandsliebe des Curtius gleichkommt.

 

Holzschnitt von Jost Amman (1539–1591) aus: Von Ankunfft vnd Vrsprung deß Römischen Reichs/ der alten Römer herkommen/ Sitten/ Weyßheit/ Ehrbarkeit/ löblichem Regiment / Ritterlichen Thaten. Jetzund auffs neuw auß dem Latein verteutscht/ vnd mit ordentlicher verzeichnuß der fürnemsten Historien/ Jarrechnung/ kurtzer Liuischen Chronica/ vnd Register/ in den Truck verfertiget Durch Zachariam Müntzer. Mit schönen Figuren geziert/ … Frankfurt/Main 1568 Zu Livius VII,1

https://books.google.ch/books?id=Gcx0MfRo9OwC&pg=PP5:

(12) Symbol vs. Allegorie

Die Brücken zwischen Signifiant und Signifié brauchen im Text nicht genannt werden; dass es sich beim Gesagten/Dargestellten um etwas zeichenhaft zu Deutendes handelt, wird mit zögerlichen Signalen angedeutet oder ist durch den Kontext evoziert.

Die Beziehung kann auch ausgedeutet werden; dann spricht man (seit der Goethezeit) von Allegorie.

Beispiel-Paar:

Ausdeutend: Friedrich von LOGAU, Deutsche Sinn=Sinngetichte, 1654 (Erstes Tausend, Viertes Hundert, Nr. 88): »Die Welt«

Die Welt ist wie das Meer; ihr Leben ist gar bitter;
Der Teuffel machet Sturm; die Sünden Ungewitter;
Drauff ist die Kirch ein Schiff; vnd Christus Steuer-Mann;
Sein Segel ist die Rew; das Creutze seine Fahn;
Der Wind ist Gottes Geist; der Ancker das Vertrauen/
Dadurch man hier kan stehn vnd dort im Port sich schauen.


Andeutend: GOETHE, (in: Musen-Almanach 1796, S.83)

Meeresstille

    Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche rings umher.
Keine Luft von keiner Seite,
Todes - Stille fürchterlich.
In der ungeheuern Weite Reget keine Welle sich.

Glückliche Fahrt

    Die Nebel zerreissen,
Auf einmal wirds helle,
Und Aeolus löset
Das ängstliche Band.
Es säuseln die Winde,
Es rührt sich der Schiffer.
Geschwinde! Geschwinde!
Es teilt sich die Welle,
Es naht sich die Ferne,
Schon seh’ ich das Land!

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(13) Personifikationsallegorie

Siehe hierzu das Unterkapitel

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 Hinweise auf Forschungsliteratur

Ältere Quellen (allgemein)

Ferdinand Vetter (Hg.,) Lehrhafte Litteratur des 14. und 15. Jahrhunderts, Teil 1: Weltliches; Teil 2: Geistliches, Berlin/Stuttgart: Spemann 1889 (Deutsche National-Litteratur, 12/1 und 2).
http://www.archive.org/details/lehrhaftelittera02vettuoft

Wilhelm Ludwig Schreiber, Handbuch der Holz- und Metallschnitte des XV. Jahrhunderts, Band 4: Holzschnitte darstellend religiös-mystische Allegorien, Lebensalter, Glücksrad, Tod, Kalender, Medizin, Heiligtümer, Geschichte, Geographie, Satiren, Sittenbilder, Grotesken, Ornamente, Porträts, Wappen, Bücherzeichen, Münzen (Nr. 1783 - 2047) Leipzig : Hiersemann 1927. – http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/structure/3558861

Allgemeine Werke zur Allegorie

Chronologisch geordnet --- wer ergänzt mit der neuesten Literatur??

(Recentiores non sunt deteriores)

Mirjam SIGMUND, Allegorese als Ambiguierungsverfahren. Eine kognitiv-semantische und diskurstraditionelle Analyse mittelalterlicher romanischer Predigten (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie 423), Berlin: de Gruyter Mouton 2018.

Andreas KABLITZ, Zwischen Rhetorik und Ontologie. Struktur und Geschichte der Allegorie im Spiegel der jüngeren Literaturwissenschaft. Heidelberg, Universitätsverlag Winter, 2016.

Rezension von Jens Pfeiffer, in: Romanistisches Jahrbuch, Band 70, Heft 1, Seiten 283–291 > https://doi.org/10.1515/roja-2019-0013

Allegorie. Internationales DFG-Symposion, hg. von Ulla Haselstein, Friedrich Teja Bach, Daniel L. Selden und Bettine Menke. Berlin: de Gruyter 2016.

Katharina MERTENS FLEURY, Zeigen und Bezeichnen. Zugänge zu allegorischem Erzählen im Mittelalter. Würzburg 2014 (Philologie der Kultur 9).

Tobias BULANG / Holger RUNOW, Allegorie und Verrätselung in der mittelhochdeutschen Sangspruchdichtung, in: Beatrice Trinca (Hg.), Verrätselung und Sinnerzeugung in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, Würzburg 2013.

Claudia SPANILY, Allegorie und Psychologie. Personifikationen auf der Bühne des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, Münster: Rhema 2010 (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme Band 30).

Gisela SEITSCHEK, Schöne Lüge und verhüllte Wahrheit. Theologische und poetische Allegorie in mittelalterlichen Dichtungen, Berlin: Duncker & Humblot 2009.

Carsten-Peter WARNCKE, Symbol, Emblem, Allegorie. Die zweite Sprache der Bilder, Köln: Deubner Verlag für Kunst, Theorie & Praxis, 2005.

Peter CZERWINSKI, Allegorealität, in: IASL = Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 28/1 (2003), S. 1–37.

Heinz J. DRÜGH, Anders-Rede. Zur Struktur und historischen Systematik des Allegorischen, Freiburg im Breisgau: Rombach 2000, (Rombach Wissenschaften. Reihe Litterae Band 77).

Eva Horn/ Manfred Weinberg (Hgg.). Allegorie. Konfigurationen von Text, Bild und Lektüre, Opladen : Westdeutscher Verlag 1998 (Kulturwissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur).

Peter-André ALT, Begriffsbilder. Studien zur literarischen Allegorie zwischen Opitz und Schiller, Tübingne: Niemeyer 1995 (Studien zur deutschen Literatur 131).

Christian KIENING, Personifikation. Begegnungen mit dem Fremd-Vertrauten in mittelalterlicher Literatur, in: Helmut Brall / Barbara Haupt / Urban Küsters (Hgg.), Personenbeziehungen in mittelalterlicher Literatur, (Studia Humaniora 25); Düsseldorf: Droste 1994, S. 347–387.

Wiebke FREYTAG, Artikel »Allegorie, Allegorese« in: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, hrsg. von Gert Ueding. Red.: Gregor Kalivoda, Bd. 1, Tübingen: Niemeyer 1992, Spalten 330-393.

Klaus GRUBMÜLLER, Fabel, Exempel, Allegorese. Über Sinnbildungsverfahren und Verwendungszusammenhänge, in: Fortuna vitrea 2 (1991), S. 58–76.

Paul MICHEL, "Alieniloquium". Elemente einer Grammatik der Bildrede, (Zürcher germanistische Studien 3), Bern / Frankfurt / New York: Lang 1987.

Gerhard KURZ, Metapher, Allegorie, Symbol, Göttingen 1982.

Dietrich SCHMIDTKE, Studien zur emblematischen Erbauungsliteratur des Spätmittelalters. Am Beispiel der Gartenallegorie, (Hermaea NF 44), Tübingen 1980.

Walter HAUG (Hg.), Formen und Funktionen der Allegorie. Symposion Wolfenbüttel 1978, Stuttgart: Metzler 1979 (Germanistische Symposien-Berichtsbände III)

Christel MEIER, Überlegungen zum gegenwärtigen Stand der Allegorie-Forschung. Mit besonderer Berücksichtigung der Mischformen. In: Frühmittelalterliche Studien 10 (1976), S.1–69.

Dietrich SCHMIDTKE, Lastervögelserien, in: [Herrigs] Archiv für das Studium der neueren Sprachen 212 (1975), 241–264 und 213 (1976), 328f.

Christel MEIER, Das Problem der Qualitäten-Allegorese, in: Frühmittelalterliche Studien 8 (1974), S.385-435.

Morton W. BLOOMFIELD, Allegory as Interpretation, in: New Literary History 3 (1972), S. 301-18.

L. LÜDICKE-KAUTE / O. HOLL, Artikel "Personifikationen", in: Lexikon der christlichen Ikonographie (hg. E. Kirschbaum, Freiburg: Herder 1971), Bd. III, 394-407.

Gérard CAMES, Allégories et Symboles dans l’Hortus Deliciarum, Leiden 1971.

Angus FLETCHER, The theory of a symbolic mode, Ithaca: Cornell University Press 1970.

Dietrich SCHMIDTKE, Geistliche Tierinterpretation in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters, Diss. Berlin (FU) 1968.

Don Cameron ALLEN, Mysteriously Meant. The Rediscovery of Pagan Symbolism and Allegorical Interpretation in the Renaissance, Baltimore: Johns Hopkins Press 1970.

Hans Robert JAUSS, Entstehung und Strukturwandel der allegorischen Dichtung, in: Grundriss der romanischen Literaturen des Mittelalters, Heidelberg, VI/1 1968 S. 146-244; VI/2 1970 S. 203-280.

Reinhart HAHN: Die Allegorie in der antiken Rhetorik. Diss. Tübingen 1967.

Dietrich Walter JÖNS, Das “Sinnen-Bild”. Studien zur allegorischen Bildlichkeit bei Andreas Gryphius, (Germanistische Abhandlungen 13), Stuttgart 1966.

Adolf KATZENELLENBOGEN, Allegories of the virtues and vices in medieval art from early Christian times to the thirteenth century. London 1939 (Studies of the Warburg Institute, 10).

F. STÖSSL, Artikel "Personifikationen", in: Pauly/Wissowa, Realenzyklopädie der classischen Altertumswissenschaft, 37. Halbband, Stuttgart 1937, 1042-1058.

Ludwig DEUBNER, Artikel "Personifikation abstrakter Begriffe", in: Roscher, W.H.: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie III/2, Leipzig 1902/1909, 2058-2169.

Weiterführendes aus der Kunstgeschichte:

Raimond VAN MARLE, Iconographie de l'art profane au Moyen-âge et à la Renaissance, et la décoration des demeures. Allégories et symboles. M. Nijhoff (La Haye) 1931-1932

L'allégorie de l'Antiquité à la Renaissance / études réunies par Brigitte Pérez-Jean et Patricia Eichel-Lojkine, Paris : Champion, 2004.

Sibylle APPUHN-RADTKE, Allegorie und Emblem, in: Quellenkunde der Habsburgmonarchie (16.-18. Jahrhundert), hg. von Josef Pauser, S. 971-1005 (= Mitteilungen des Instituts für Oesterreichische Geschichtsforschung: Ergänzungsband 44).

Fabienne POMEL, Les voies de l'au-delà et l'essor de l'allégorie au Moyen Age, Paris: Champion 2001.

Felix THÜRLEMANN, Die narrative Allegorie in der Neuzeit: über Ursprung und Ende einer textgenerierten Bildgattung, in: Behext von Bildern? Hg. von Heinz J. Drügh, S. 21-36 (= Neues Forum für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft 12).

Kristine PATZ, Form und Bedeutung: zum Verhältnis von Historia und Allegorie in einigen Werken Mantegnas, in: Fifteenth century studies 24 (1998), S. 242-253.

Alain ROY, L'Iconologia de Cesare Ripa ou la description de l'allégorie, in: Le texte de l'oeuvre d'art, hg. von Roland Recht, S. 33-43.

 

Speziell zur Allegorese:

Hans Weder / P. Michel (Hgg.), Sinnvermittlung. Studien zur Geschichte von Exegese und Hermeneutik I, Zürich und Freiburg/Br.: Pano Verlag 2000.

Paul Michel: Einleitung –– Werner Strube: Die literaturwissenschaftliche Textinterpretation –– Clausdieter Schott: Juristische Hermeneutik im Wandel –– Hans Weder: Abschied von der Welt und Ausdehung des Ichs. Die Allegorese bei Philo von Alexandrien und die Schriftauslegung der Gnosis –– Gerhard Bodendorfer: Die Tora ist nicht im Himmel. Rabbinische Exegese und Hermeneutik –– Tibor Fabiny: Augustine’s Appropriation and/or Misunderstanding of Tyconius’s Idea of the Bipartite Church –– Eva Tobler: Gregors ›Moralia in Iob‹. Zur Beziehung zwischen Primär- und Auslegungstext –– Ruth Affolter-Nydegger: Hugo, Richard und Andreas von Sankt Viktor als Exegeten –– Cornelia Rizek-Pfister: Petrus Abaelardus, ›Prologus in Sic et non‹ –- Cornelia Schnabel / Stefan Frei: Johannes Tauler als Exeget in der Predigt ›Quae mulier habens drachmas decem‹ –– Paul Michel: Vel dic quod Phebus significat dyabolum. Zur Ovid-Auslegung des Petrus Berchorius –– Gerald Grobbel: Theorie und Praxis der Abrogation von Qoranversen in der frühen muslimischen Exegese –– Regula Forster: Methoden arabischer Qur’anexegese. Zu Sure 53, 1–18 –– Thomas Ricklin: Strategien der Bedeutungsstiftung in und um den ›Anticlaudianus‹ des Alanus von Lille –– Darko Senekovic: Der Anticlaudianus-Kommentar des Radulphus a Longo Campo. Zur Kommentierungspraxis im Hochmittelalter –– Pierre Bühler: Allegorese und sensus literalis in Luthers Hermeneutik; mit einem Blick auf den Abendmahlsstreit

Regula Forster / Paul Michel (Hgg.), Significatio. Studien zur Geschichte von Exegese und Hermeneutik II, Pano-Verlag Zürich 2007; 358 Seiten.

Ausgewählte Texte zur spätantiken und mittelalterlichen Exegese und Hermeneutik werden im originalen Wortlaut und in einer genauen Übersetzung präsentiert und hinsichtlich des exegetischen Vorgehens und der darin enthaltenen hermeneutischen Voraussetzungen kommentiert. – Auf Grund der Analyse dieser Texte werden die Prinzipien der älteren Exegese und Hermeneutik rekonstruiert und in einem strukturierten Katalog aufgeführt, der eine in moderner Terminologie abgefasste Topik bietet. Dieser Fragekatalog soll dazu befähigen, andere exegetische Texte einzuordnen, das heißt, sie in Traditionen zu stellen bzw. ihre Individualität herauszuarbeiten.

Aus dem Inhalt: Das Buch Ruth in der ›Aurora‹ des Petrus Riga –– Augustinus, ›De Genesi contra Manichaeos‹ und ›Contra Faustum‹ –– Beda Venerabilis, ›Expositio de tabernaculo‹ –– Alexander von Canterbury, Der geistliche Weinkeller –– Gregor der Große, Widmungsbrief zu den ›Moralia in Iob‹ –– Guibert von Nogent, ›Quo ordine sermo fieri debeat‹ –– Angelomus von Luxeuil, ›Enarrationes in libros regum‹ –– Bonaventura, Hermeneutische Einleitung zum ›Breviloquium‹ –– Petrus Berchorius, ›Reductorium morale‹ –– Eine althochdeutsche Predigt über Mt 20, 1-16 –– Johannes Taulers Predigt zu Mt 20, 1-16 –– Predigt II des sog. Schwarzwälder Predigers –– Bernardus Silvestris, ›Commentum super sex libros Eneidos Virgilii‹ –– Bernhard von Utrecht, Kommentar zur ›Ecloga Theoduli‹ –– Fragekatalog zur älteren Exegese und Hermeneutik (mit alphabetischer Findehilfe)

Vgl.: Allegorese-Typologie.pdf

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