Verwendungszwecke, Funktionen, Leistungen des Symbolgebrauchs

 

Projekt für ein Symbolforschungs-Kolloquium

Übersicht

"Symbol" sei im weiten Sinne verstanden; auch die Funktionen von Metaphern, Allegorien, Exempel, Personifikationen, Gesten und Gebärden, Exempla sollen ins Blickfeld kommen. Entscheidend ist, dass Signifiant und Signifié aus zwei Weltausschnitten stammen, die (mehr oder weniger präzis) aufeinander bezogen werden.

John Langshaw Austin (1911–1960) schrieb das Buch »How to do things with words« (erschienen 1962; 1972 deutsch von Eike von Savigny unter dem Titel »Zur Theorie der Sprechakte« als Reclams UB 9296–98) = ein epochemachendes Buch. Während die Sprachwissenschaft weitgehend Semantik und Syntax untersucht hatte und die Logik die mit einer Aussage gesetzte Wahrheit untersuchte, fragte Austin danach, mit welchen sprachlichen Äusserungen welche Handlungen bewirkt werden. (Vgl. die Begriffe Sprechakttheorie; Illokution in der Linguistik.)

Thema ist diesmal also nicht ein Signifiant (z.B. Pfeil, ein Tier, die Hand) oder ein Signifié (z.B. die Seele, der Frieden) – das wäre das Pendant zur linguistischen Semantik oder in der Kunstwissenschaft die Ikonographie – sondern die Frage ›how to do things with symbols‹. (Und ferner: Glückt dies, oder gibt es mitunter ›misfires‹ oder Missbrauch?)

Es folgt eine ungeordnete Ideen-Sammlung; die Texte sind vorderhand noch ins Unreine formuliert........

Das Symbol ist Beglaubigung für etwas schwer Fassliches

Der Löwe, der die totgeborenenen Jungen erweckt, beglaubigt, dass Maria das Jesuskind vom Heiligen Geist empfing.

Leo si rugitu proles suscitare valet
Cur vitam a spiritu virgo non generaret

Mag der lewe sine kinder
erquicken mit synem ruffen
So mag ouch ein jungfrauw geschwinde
empfahen by des engelß grussen

Johann Eysenhut, Defensorium inviolatae virginitatis Mariae, [Regensburg] 1471.
> https://dhb.thulb.uni-jena.de/receive/ufb_cbu_00003755

Ermächtigung

Das Symbol ermächtigt bzw. verpflichtet seinen Besitzer oder den die bedeutsame Geste Ausübenden zu einer Handlung.

Den Fehdehandschuh werfen ist eine Kriegserklärung. Oder so:

Bey jhnen ist es der Gebrach/ wannn ein König dem andern ein Krieg anbieten wil/ lesset er […] Pfeile/ an welcher Spitzen klein Haarlöcke gebunden seynd/ hin vnd wider/ an die gemeine Strassen auffstecken.

Jacques Le Moyne de Morgues / Theodor de Bry [Hrsg.]; Oseas Halen [Übers.], America [Band 2]: Von dreyen Schiffahrten, so die Frantzosen in Floridam (die gegen Nidergang gelegen) gethan[…]; Mit Beschreibung vnd lebendiger Contrafactur, dieser Prouintz , Frankfurt a.M. 1603.
> https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bry1603bd2/0085/image

Mnemotechnische Funktion

Das Symbol hat eine mnemotechnische (= der Erinnerung dienende) Funktion

Beispiel:

Thomas Murner, Logica memorativa, Argentoratum, 1509.
> http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00009762/image_59

Beispiel: Die Sieben Todsünden .......

superbia – Hoffart, Überheblichkeit
avaritia – Habgier
luxuria – (sexuell konnotierte) Ausschweifung
invidia – Neid, Missgunst
gula – Schlemmerei
ira – Zorn
acedia – Trägheit, Faulheit

... als ein aus verschiedenen Lebewesen zusammengesetztes Mönsterchen

BSB Clm 8201, fol. 95r (Ausschnitt)
> https://www.digitale-sammlungen.de/en/view/bsb00040329?page=193

> http://www.symbolforschung.ch/Lasterallegorien.html

Theophanie / Dämonologie

Das Symbol springt da ein, wo ›das Eigentliche‹ definitionsgemäß nicht fassbar ist. Das trifft für weite Bereiche der Religion zu.

Gute Gottheiten werden gerne anthropomorph dargestellt – aber doch verklärt!

Liber Genesis, aereis formis a Crispin Passaeo expressus versebusque tam Latinis quam Germanicis ornatus, sententijs item ex ss. patribus desumptis, explicatus per R.D. Gulillelmum Salsmannum, [Erstausgabe: Arnhemii: Apud Iohannem Iansonium 1616]

> http://www.enzyklopaedie.ch/dokumente/gottesbilder.html

Böse Gottheiten haben viele verschiedene Gestalten:

Hieroglyphica, oder Denkbilder der alten Völker, namentlich der Aegyptier, Chaldäer, Phönizier, Jüden, Griechen, Römer, u.s.w. Nebst einem umständlichen Berichte von dem Verfalle und der eingeschlichenen Verderbniß in den Gottesdiensten, durch verschiedene Jahrhunderte, und endlich die Glaubensverbesserung, bis auf diese Zeit fortgesetzt, in LXIII Capiteln, und so viel Kupfertafeln beschrieben und vorgestellet durch Romeyn de Hooghe, […]. Amsterdam, Arkstee und Merkus 1744. Bild Nr. XXIX

> http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN497825848

Vgl. auch > http://www.symbolforschung.ch/Teufel.html

Sakaramentales Symbol bewirkt Heil

Hugo von St.Viktor: Sacramentum vero non solum significat, sed etiam confert illud cujus est signum.

Augustinus (in Io. tr. 80,3): accedit verbum ad elementum et fit sacramentum. (zitiert bei Thomas von Aquin S.Th. III, q.60, a.6)

Symbolhandlungen von Propheten

Jeremias 18,1ff.

Das Wort, das durch den HERRN zu Jeremia geschah: Mache dich auf und geh in das Haus des Töpfers hinab, und dort werde ich dich mein Wort hören lassen! Und ich ging in das Haus des Töpfers hinab, und siehe, er war ⟨gerade⟩ mit einer Arbeit auf der Scheibe beschäftigt. Und das Gefäß, das er aus dem Ton machte, missriet in der Hand des Töpfers. Und er machte wieder ein anderes Gefäß daraus, wie es in den Augen des Töpfers recht war zu tun."

Und das Wort des HERRN geschah zu mir: Kann ich mit euch nicht ebenso verfahren wie dieser Töpfer, Haus Israel?, spricht der HERR. Siehe, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel. Einmal rede ich über ein Volk und über ein Königreich, es ausreißen, niederbrechen und zugrunde richten zu wollen.

Und nun rede zu den Männern von Juda und zu den Bewohnern von Jerusalem und sage: So spricht der HERR: Siehe, ich bereite ein Unglück gegen euch vor und plane einen Anschlag gegen euch! Kehrt doch um, jeder von seinem bösen Weg, und bessert eure Wege und eure Taten!

Vgl. dazu:
10 symbolische Zeichenhandlungen von Jeremia_©_Reinhard_Briggeler

Illustrirte Pracht-Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Uebersetzung D. Martin Luther's. Mit zahlreichen Illustrationen ..., Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig/Dresden [1862].

Votivbild zwecks Lobpreis der helfenden Instanz

Votivtafel aus Niederrickenbach. Anno 1826 den 1 Weinmo: fiel Kaspar Jöry von einem hohen Baum, / brach ein Bein zweymal und litt im ganzen Leib solchen Schmerz, / daß niemand mehr an seinem Tode zweifelte, er verspricht also / der göttlichen Mutter in Rikenbach, wenn er wider hergestellt / werde dieses Votiv. Und es geschah. Gott und Maria sey Dank. Amen.

Lenz Kriss-Rettenbeck, Ex voto. Zeichen, Bild und Abbild im christlichen Votivbrauchtum, Zürich: Atlantis 1972, Abb. 172.

Ausdruck von Emotionen

Franciscus Lang, S.J., Dissertatio de actione scenica, cum Figuris eandem explicantibus, et Observationibus quibusdam de arte comica, Monachii 1727. – Abhandlung über die Schauspielkunst, übersetzt und herausgegeben [und mit einem Nachwort versehen] von Alexander Rudin, Bern: Francke 1975.

Oder:

Charles Darwin, The Expression of the Emotions in Man and Animals, 1872.
> https://en.wikipedia.org/wiki/The_Expression_of_the_Emotions_in_.....

Sympathischer:

(Der Laden befindet sich an der Forchstrasse 193 in 8032 Zürich)

> http://www.symbolforschung.ch/Emotionen.html

Soziale Beziehung

Dominanz – Distanz – Unterwürfigkeit – Ehrerbietung – Reverenz u.a. können mittels ›Körpersprache‹ ausgedrückt werden.

Die Geste der Verbeugung ist alt. Hier einige Beispiele aus der Bibel:

1. Mos 23,7: Da stand Abraham auf und bückte sich vor dem Volk des Landes

1. Samuel 24,9: Und David neigte sein Antlitz zur Erde und fiel nieder (lat.: inclinans)

1. Samuel 25,41: Abigail ... fiel nieder auf ihr Angesicht zur Erde und sprach: Siehe, hier ist deine Magd, das sie diene den Knechten meines Herrn und ihre Füße wasche.

1. Könige 1,31: Da neigte sich Bathseba mit ihrem Antlitz zur Erde und fiel vor dem König nieder und sprach: Glück meinem Herrn, dem König David, ewiglich!

Ester 5,9: Da ging Haman des Tages hinaus fröhlich und gutes Muts. Und da er sah Mardochai im Tor des Königs, daß er nicht aufstand noch sich vor ihm bewegte, ward er voll Zorns über Mardochai.

Die im 17.Jahrhundert überschwänglich praktizierte Verbeugung wird bald karikiert:

Der Complimentier-Narr

Ich kan mit meinem Compliment
Fast nie gelangen zu dem End.
Ich gratulier, und condolier,
Mit Reverenz, jetzt deprecier.
Wann ich die gantze Rede vollbracht,
Der grossen Falschheit jeder lacht.

[Abraham a Sancta Cara fälschlich zugeschrieben] Centi-Folium stultorum in Quarto, Oder Hundert Ausbündige Narren in Folio. Neu aufgewärmet und in einer Alapatrit-Pasteten zum Schau-Essen, mit hundert schönen Kupffer-Stichen, zur ehrlichen Ergötzung, und nutzlichen Zeit-Vertreibung, sowohl frölich- als melancholischen Gemüthern aufgesezt; auch mit einer delicaten Brühe vieler artigen Historien, lustiger Fablen, kurtzweiliger Discursen, und erbaulicher Sitten-Lehren angerichtet, Wien: Megerle und Nürnberg: Weigel 1709.

Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726–1801) kennt dieses Buch und verwendet das Bild im Göttinger Taschen Calender 1782 unter Centifolium Stultorum:

Auf welcher ethologischen Basis beruhen solche Gesten?

Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Liebe und Hass. Zur Naturgeschichte elementarer Verhaltensweisen, München: Piper 1970; Abb.51: Die Verbeugung ist wahrscheinlich eine ritualisierte Form der Aufforderung zur Fellpflege.

Literatur hierzu:

Manfred Beetz, Frühmoderne Höflichkeit. Komplimentierkunst und Gesellschaftsrituale im altdeutschen Sprachraum, Stuttgart: Metzler 1990.

Erving Goffman, Ineraktionsrituale (1967), dt. Übers. Frankfurt: Suhrkamp 1971; Kapitel ›Über Ehrerbietung und Benehmen‹.

Traumdeutung

Nicht erst bei Sigmund Freud und Carl Gustav Jung!

Joseph deutet die Träume des Pharao von den sieben fetten und sieben mageren Kühen usw. (Genesis 41; Text der Lutherbibel 1545)

Radierung signiert: C.Meyer [1618–1689] fecit, in: Geistliche Schöpffung Und Reise deß wahren Israels auß Egypten/ durch die Wüste in das gelobte Land/ Darinnen Viele bißanhero unter Mosis-Decke gelegene Wörter und Namen der heiligen Schrift erkläret/ vnd zum geistlichen Zweck deß Christentums erbaulich gefüget werden/ […] Franckfurt am Mäyn: Christoff le Blon 1664.
> http://haab-digital.klassik-stiftung.de/viewer/epnresolver?id=1116078791

Gedächtnis, Andenken

Das Symbol dient der Erinnerung als Denkmal

Nach dem Zug durch den Jordan soll jeder der 12 Stammesväter einen Stein auf einen Haufen legen zum ewigen Gedächtnis an diese Wohltat Gottes (Josua 4,6ff.)

Biblia ectypa. Bildnußen auß Heiliger Schrifft deß Alten Testaments, Erster Theil. in welchen Alle Geschichten u: Erscheinungen deutlich und schriftmäßig zu Gottes Ehre und Andächtiger Seelen erbaulicher beschauung vorgestellet worden. ... hervorgebracht von Christoph Weigel in Regensburg: Weigel 1697.

Bewertung anhand von Stereotypen

Frankreich (Frauen.)

Es entsteht nun die Frage, wie ist der Grundcharakter der Französinnen, der sich mehr oder minder, denn Modifikationen gibt es überall, selbst im stereotypen China, im Guten und Schlimmen gleichbleibt? Chamäleontisch-liebenswürdig und liebenswürdig-chamäleontisch. Mit diesem Worte ist vielleicht alles Gute und Schlimme erschöpft und des Guten ist wie überall bei den Frauen auch hier mehr. Sie zeichnen sich durch Lebhaftigkeit des Geistes und durch Willenskraft vor den germanischen Frauen vortheilhaft aus; doch stehen sie ihnen an Sanftmuth, Zartheit und Nachgiebigkeit weit nach. Ihre Wünsche sind heftig, ihre Entbehrungen schmerzhaft; die deutsche Frau weiß demuthsvoll zu dulden, die Französin klagt laut und leidenschaftlich und ist immer au désespoir.

Ausschnitt aus dem Artikel in: Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 190-196. Permalink:
> http://www.zeno.org/nid/2000173153X

Silke Meyer, Die Ikonographie der Nation. Nationalstereotype in der englischen Druckgraphik des 18. Jahrhunderts. Münster: Waxmann 2003.

> https://de.wikipedia.org/wiki/Stereotyp#/media/Datei:V%C3%B6lkertafel.jpg

Identitäts-Konstitution

Das Symbol dient der Repräsentation von sozialen Einheiten (Identitäts-Konstitution des Eigenen gegenüber dem Fremden)

> http://www.symbolforschung.ch/2019.html

Macht (re-)präsentieren

Im Jahre 259 u.Z. gerät Kaiser Valerian in Gefangenschaft der Perser; deren König Sapor benutzt ihn, um aufs Pferd zu steigen. Die Geste dient der Repräsentation von Macht bzw. der Demütigung des Gegners:

Kupfer von Matthäus Merian in: [Johann Ludwig Gottfried] Historische Chronica. oder Beschreibung der Fürnemsten Geschichten, so sich von Anfang der Welt, biß auff das Jahr Christi 1619 zugetragen, Frankfurt/Main, M. Merians Erben, MDCLVII. Seite 360.

> http://www.symbolforschung.ch/Machtsymbolik.html

Barbara Stollberg-Rilinger Des Kaisers alte Kleider: Verfassungsgeschichte und Symbolsprache des Alten Reiches, C.H.Beck, 2008.

Modell für Komplexes

Das Symbol gewährt modellhaft Einsicht in die Funktionsweise eines komplexen Vorgangs anhand eines weniger komplexen.

Beispiel: Wie wirkt die Sünde? Man gerät, angelockt durch freudige Erwartung, wie ein Fisch in eine Reuse und kommt nicht mehr heraus:

No es tan facil la salida.

Emblemas morales de Don Sebastian de Couarrubias Orozco, En Madrid : Por Luis Sanchez 1610. III: Tei,l Emblem Nr. 4
> https://archive.org/details/emblemasmoralesd/399/mode/1up

Codierung von Botschaften

Das Symbol dient der Verschlüsselung von Botschaften, die nur derjenigen Person verständlich sein sollen, die den Code kennt. Das Symbol erlaubt auch das Umgehen von Zensur. (Steganographie)

Der (legendenhafte) L. Tarquinius Superbus hat seinen Sohn Sextus Tarquinius in die von den Römern belagerte Stadt Gabii geschickt, der sich dort als Überläufer ausgibt. Dieser macht sich dort beliebt und wird von den Bürgern von Gabii zum Feldherren gewählt. Nun sucht er Rat bei seinem Vater und schickt dazu einen Boten nach Rom, die bei ihm Instruktionen einholen sollen. Der schlaue Tarquinius Superbus misstraut aber den Boten. Er geht im Garten des Palastes auf und ab, schlägt mit einem Stecken Mohnköpfe ab. Der Bote kehrt scheinbar unverrichteter Dinge nach Gabii zurück und berichtet, was er gesehen hat. Dem Sohn Sextus wird sofort klar, was sein Vater ihm mit den wortlosen Andeutungen (tacitis ambagibus) rät, und er schaltet die in Gabii herrschende Führungsschicht aus. (Livius, »Ab urbe condita« I,54)

Holzschnitt von Tobias Stimmer (1539–1584), in: Titus Livius/ Vnd Lucius Florus/ Von Ankunfft und Ursprung des Römischen Reichs/ der alten Römer herkommen/ Sitten/ Weißheit/ Ehrbarkeit/ löblichem Regiment/ Ritterlichen Thaten/ Victori vnnd Sieg/ gegen jhren Feinden: […] . Jetzund auff das newe auß dem Latein verteutscht ... Straßburg, Th. Rihel 1590.

Zu vergleichen: Notker Balbulus († 912), »Gesta Karoli Magni« II,12.
Notker der Stammler, Taten Kaiser Karls des Großen (Notkeri Balbuli Gesta Karoli Magni imperatoris), hg. von Hans F. Haefele, Berlin 1959 (Scriptores rerum Germanicarum, Nova series 12).
Deutsche Übersetzung: Wilhelm Wattenbach, Berlin 1877 (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit. Neuntes Jahrhundert, Bd. 13)
> https://gelehrte-gesellschaft.ch/media/karl_der_grosse/M11.pdf

Prognostik

Das als Symbol gedeutete Phänomen ist ein Hinweis auf ein nicht beobachtbares Phänomen. Beispiel: Kometen deuten Künftiges an.

Helffend Warnungs-Zeichen nicht, so erfolgend Strafgericht.

Teilbild aus dem Neujahrsblatt der Bürgerbibliothek Zürch 1664 von Conrad Meyer (1618–1698), der ein präziser Beobachter von Kometen war.

1652: Ein Blitz schlug in den Geissturm – in dem 400 Zentner Schiesspulver lagerten – in Zürich (die Stadtvedute auf dem Bild) ein.

Pictogramme, Emoticons

…dienen der schnellen schriftlosen Orientierung.



:-)

Mehr dazu hier > http://www.enzyklopaedie.ch/dokumente/pictogramme.html

Schluss vom Äusseren aufs Innere

Das Symbol dient dem Schluss vom Äusseren aufs Innere, auf den Charakter des Menschen: Körperbautypen (D. von Zerssen) — Graphologie — Farbentest (Pfister-Heiss) — Physiognomie (Lavater) — »Rede, damit ich dich sehe« (Plato, Charmides 154) / »Le style c’est l’homme même« (Buffon)

Wollüstling.
Ein lang hervorstehendes, nadelartiges, oder stark krauses, wildes, rohes, auf einem braunen Flecken gewurzeltes Haar am Kinn oder am Halse, spricht sehr entscheidend für großmächtige Voluptuosität, die selten ohne großmächtigen Leichtsinn ist.

Johann Caspar Lavater, Hundert physiognomische Regeln, Zürich 1802, Tafel 87 (in den Nachgelassenen Schriften, Band 5, hg. Georg Geßner)
> https://digital.bibliothek.uni-halle.de/hd/content/structure/565189

Ästhetisches Vergnügen erzeugen

Das Symbol bereitet wegen seiner Verschlüsselung und dem gleichzeitigen Durchblickenlassen der Auflösung ästhetisches Vergnügen.

Goethe, »Mächtiges Überraschen«

Ein Strom entrauscht umwölktem Felsensaale
    Dem Ocean sich eilig zu verbinden;
    Was auch sich spiegeln mag von Grund zu Gründen,
    Er wandelt unaufhaltsam fort zu Thale.

Dämonisch aber stürzt mit einem Male –
    Ihr folgten Berg und Wald in Wirbelwinden –
    Sich Oreas, Behagen dort zu finden,
    Und hemmt den Lauf, begränzt die weite Schale.

Die Welle sprüht, und staunt zurück und weichet,
    Und schwillt bergan, sich immer selbst zu trinken;
    Gehemmt ist nun zum Vater hin das Streben.

Sie schwankt und ruht, zum See zurückgedeichet;
    Gestirne, spiegelnd sich, beschaun das Blinken
    Des Wellenschlags am Fels, ein neues Leben.

Die Beschreibung eines Bergsturzes, der einen Wildbach zu einem See staut, wäre dem Naturbeobachter und Schweizerreisenden Goethe durchaus zuzutrauen; der im Text geschilderten topographischen Situation entspricht etwa der Öschinensee oberhalb Kandersteg im Kanton Bern.

Das Gedicht bleibt fast ganz in demselben Weltausschnitt, doch einige Ausdrucksformen machen einen stutzig: Warum wird der stürzende Felsblock als weibliche Bergnymphe Oreas benannt? Warum findet sie im Tal Behagen (goethezeitlich: ›Zufriedenheit, Freude‹)? Ist der Ausdruck Vater für das Meer und ein neues Leben für den Wechsel vom Fließgewässer zum Bergsee nicht etwas zu pathetisch?

Es gibt also einige Hinweise, das Geschilderte als Modell für eine andere Realität aufzufassen, welche indessen nur angetönt wird. Einen ästhetischen Reiz erhält der Text durch das allmähliche Transparentwerden...

Firmen-Logo

Damit wird markiert, wer das Ding produziert hat. Oft weden symbolische Konnotationen insinuiert.

Der Drucker Johannes Knobloch (tätig in Straßburg 1504–1528) lässt auf seiner Druckermarke die Wahrheit nackt aus einer Höhle steigen:

HABACVC PROPHETA CVM ANNOTATIONI BVS MARTI. LVTHE. Iohanne Lonicero Interprete. Straßburg: Johann Knobloch d.Ä. 1526.
> http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001464F00000000

Mehr dazu hier.

Das mit Konnotationen versehene Symbol dient als Blickfang

weil es geheime Sehnsüchte, Wünsche evoziert ...

Wie bewirbt (bewarb) man Zigaretten? eine schöne Sammlung hier:

> https://swisspostermuseum.com/sammlung/cat/Zigaretten

... welche Funktion hat so ein Bild?

(... ausser dass es bei der Versteigerung CHF 66,2 Millionen einbrachte…)