Allegorien des Friedens – Allegory of Peace – Allégorie de la Paix


Schilderungen von Krieg und Greueltaten sowie Illustrationen von Schlachten davon sind weitaus häufiger als solche des Friedens. Gegeneinanderragende Spieße und Schwerter sind graphisch interessant; das Martialische ist stets ein Blickfang.

 

Als Beispiel aus der heidnisch-antiken Welt dieser Holzschnitt aus: Romische Historie / Uß Tito Livio gezogen. Mentz: Schoffer 1505.

Auch im Alten Testament gibt es viele Schlachtgetümmel und Illustrationen davon; Beispiel zu 2.Könige 25

Neuwe Biblische Figuren/ deß Alten vnd Neuwen Testaments/ geordnet vnd gestellt durch den fürtrefflichen vnd Kunstreichen Johan Bockspergern von Saltzburg/ den jüngern/ vnd nachgerissen mit sonderm fleiß durch den Kunstverstendigen vnd wolerfahrenen Joß Amman von Zürych. […] Getruckt zu Franckfurt am Mayn/ durch Georg Raben/ Sigmund Feyerabend/ vnd Weygand Hanen Erben M.D.LXIIII.

Auch in den alten Geschichtswerken findet man ungezählte Schlachtenbilder, aber kaum je eine Darstellung des Friedens:

Aus Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten / Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung […] durch Johann Stumpffen beschriben […] Zürich bey Christoffel Froschouer M.D.XLVII.

Ebenso im Medium Text. Berühmt ist das Sonett »Trawrklage des verwüsteten Deutschlandes« von Andreas Gryphius (1616–1664):

Wir sind doch numehr gantz/ ja mehr alß gantz vertorben.
Der frechen Völcker schar/ die rasende Posaun/
Daß vom Blutt feiste Schwerd/ die donnernde Carthaun/
Hat alles diß hinweg/ was mancher sawr erworben/
Die alte Redligkeit vnnd Tugend ist gestorben; ...
usw.

http://www.zeno.org/nid/20004917537

❑ Brunner, Horst; Hamm, Joachim; Herweg, Mathias; Kerth, Sonja; Löser, Freimut; Rettelbach, Johannes: Dulce bellum inexpertis. Bilder des Krieges in der deutschen Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts, Wiesbaden: Reichert 2002 (Reihe: Imagines Medii Aevi. Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung Band: 11)

Leitfragen / Symbole

Die hier – aus Anlass einer gewissen "Militärischen Spezialoperation" vom 24. Februar 2022 – zusammengestellte Anthologie möchte etwas Gegensteuer geben. In der Verfremdung durch die historische Distanz und den symbolischen Ausdruck wird eventuell deutlicher, was dieser Begriff meint und impliziert. Moderne völkerrechtliche Definitionen von "Frieden" scheinen dagegen eher blass.

Vorbemerkung zum grammatikalischen Genus: Friede (masc.) / Pax (fem.); aus diesem Grund ist wie bei den aus der antiken Tradition stammenden Personifikationen PAX als Frauenfigur gestaltet.

Die Leitfragen im Folgenden sind diese: Was soll ausgesagt werden, und >>> mit welchen Symbolen geschieht das? (Die blau markierten Textstellen sind Links zum entspr. Kapitel unten.)

Skepsis gegenüber dem Frieden

Kultureller Hintergrund:

  • Selbstverständlich sind immer Gottheiten oder göttlich gedachte Wesen am Werk; Pax/Eirene ist eine Tochter von Zeus; Elohim setzt seinen Bogen in den Himmel; die Göttin Minerva als Friedensbringerin; Pax als Personifikation ist gelegentlich aktiv; Pax übernimmt die Rolle eines anderen Befreiers; Pax bekämpft den allegorisch gezeigten Krieg...
  • Gesetze anlässlich von Bedrohungslagen: Landsgerichtsordnung
  • Technik zur vorsorglichen Befriedigung
  • Anthropologische Grundlagen: Handschlag (Vorsicht: dennoch kulturelle Unterschiede!)

Allerdings: Wenn man die Friedens-Symbole, Personifikationen, Embleme, Attribute durchsieht, fragt man sich: Viele besinnliche Ideen und sinnfällige Umsetzungen davon! — Doch was haben sie bewirkt? Sogenannte ›Militärische Spezialoperationen‹ haben sie nicht verhindert. Discordia öffnete immer wieder die Tore des Janustempels, und weder Merkurs Stab noch die Taube mit dem Ölzweig vermochten das abzuwenden.

Literaturhinweise

Der Stab (Caduceus) von Merkur

Flugblatt anno 1648: Ein Postreiter überbringt die Nachricht des Westfälischen Friedens, der den Dreißigjährigen Krieg beendete. Oben links: Fama verkündet die Frohbotschaft; oben rechts Mercur (mit Caduceus) bringt den mit PAX angeschriebenen Briefumschlag. Das ganze Bild hier digitalisiert

In einem lateinischen Werk des 2. Jahrhunderts u.Z., dem unter dem Namen des Hyginus überlieferten astronomischen Handbuch, findet sich eine mythologische Geschichte, welche die Entstehung des Schlangensymbols zu erklären versucht: Nachdem Hermes von Apollon seine wunderbare Rute geschenkt erhalten hatte, machte er sich nach Arkadien auf; unterwegs bemerkte er zwei kämpfend ineinander verschlungene Schlangen und schlug mit der Rute zwischen sie, damit sie sich trennten; so sei dieser Stab zum Symbol des Friedens geworden (Hyginus, »De Astronomia«, 2. Buch, Kapitel 7)

[…] Mercurius, cum proficisceretur in Arcadiam et vidisset duos dracones inter se coniuncto corpore alium alium appetere, ut qui dimicare inter se viderentur, virgulam inter utrumque subiecit; itaque discesserunt. http://www.forumromanum.org/literature/astronomia2.html

When Mercury […] was journeying to Arcadia and saw two snakes with bodies intertwined, apparently fighting, he put down the staff between them. They separated then, and so he said that the staff had been appointed to bring peace.

Im ikonologischen Handbuch von Vi[n]cenzo Cartari (ca. 1531–1569) (Erstausgabe 1556) liest man:

Caduceus war sein Zeichen welche anfangs eine Ruthen war nit ungleich der Apollini Ruthen/so er geschencket bekommen wegen der Citter die er ihm gebracht da nach beraubten Ochsen den Bund verschlagen wie Homerus einführet/ Mercurium und Apollinem sagend:

Diese Ruth dir Glück und Frommen bring/
Nimm hin zu Lohn all diese Ding.

Zwo Schlangen seind dem Friedens Stab zugegeben/ entweder weilen Mercurius zwo Schlangen streitend/ beleidiget/ da er seinn Ruthen unter sie geworffen/ und vereiniget/ oder der Ursachen/ wie Plinius im 29. Buch meldet/ nachdem er hinderbracht/ warumb die Schlangen in der Hitz sich einrigeln. Dieser Zusammenlauff der Schlangen scheinet ein Einstimmung der Gemüther zu seyn: Daher in den Friedens-Pacten geringelte Schlangen erdacht werden.

Auf dem Bild neben Mercur (mit seinen Standard-Attributen) die Personifikation der Pax: In der einen Hand hält sie den Knaben Plutus, den Gott der Reichtümer, in der anderen Ähren; auf dem Haupt trägt sie einen Kranz von Ölbaum-Zweigen. Auf dem Band: Hic placido confoederat omnia nexu ≈ Dieser [der Caduceus] verbindet alles mit gefälliger Verknüpfung.

Vincentii Chartarii Rhegiensis Neu-eröffneter Götzen-Tempel/ Darinnen Durch erklärte Darstellung deroselben erdichtete Gestalt/ die bey dem Heydnischen Götter-Dienst/ vor alten Zeiten gewöhnliche Verehrung/ Anbettung/ und herrliche Kirchen-Gepräng; Vorgestellet […] mitLXXXIIX. Kupffer-Figuren geziehret. Franckfurt: Bourgeat 1692.

❑ zum Caduceus: Virgilio Masciadri, Hermes. Ein vielgestaltiger Gott der Antike (2013)> http://symbolforschung.ch/files/pdf/Masciadri_Merkur.pdf

Die Decke im Festsaal des Zürcher Ratshauses wurde zwischen 1697 und 1700 von Hans Jakob Schärer (1676—1746) gestaltet.

Die Decke zeigt ein Bildprogramm, in dem das Gute Regiment dargestellt wird. Im Zentrum des ovalen Hauptgemäldes thront eine allegorische Frauengestalt in den Zürcher Standesfarben.

Liktorenbündel und Granatapfel in ihren Händen sind Sinnbild von Gerichtsbarkeit und oberster Volkversammlung.

Über ihr schweben ein Putto mit dem Stab des Hermes (Caduceus) und eine Eule, Symbole für Friede und Weisheit.

Zur Rechten sitzt die Gerechtigkeit mit ihrer Waage und dem Schwert, zur Linken schüttet Abundantia (Überfluss) ihr Füllhorn aus.

Gleichsam in die Unterwelt, an den unteren Bildrand verbannt, wurden die Avaritia (Neid), die mit verdorrten Brüsten und Schlangenhaar ein Herz zerdrückt, sowie König Diomedes, der von seinem eigenen Pferd zu Tode gebissen wird.

Die Tore von Krieg und Frieden

Livius (»ab urbe condita« I, xix, 2) beschreibt, dass der zweite König Roms, Numa Pompilius, das Ianus-Tor als Anzeiger für Krieg und Frieden errichtet habe, um das Volk gesittet zu machen. Geöffnet zeigt es an, dass die Bürgerschaft unter Waffen stehe, geschlossen, dass man mit allen Völkern ringsum in Frieden stehe: Ianum … indicem pacis bellique fecit, apertus ut in armis esse civitatem, clausus pacatos circa omnes populos significaret.

So erklärt Ovid (»Fasti« I, 277ff.) die Symbolik des mit Türen eingeschlossenen Friedens: Ianus hatte listig einen Krieg beendet und bekam dafür einen Altar. Der Erzähler fragt: Warum öffnet man dich im Krieg, und schließt dich im Frieden zu? Ianus: Die Riegel werden geöffnet, damit dem Volk, das in den Krieg zog, die Heimkehr offensteht. Im Frieden verschließe ich das Tor, damit er nicht entweichen kann (pace fores obdo, ne qua discedere possit).

Im 7.Buch der »Aeneis« (Verse 601ff.) schildert Vergil den Brauch, dass der Konsul die vom Gott Ianus bewachten doppelten Pforten des Kriegs (Belli portae) zum Kriegsbeginn öffnet. Dieser Brauch bestehe bis in die Gegenwart fort.

(7,607) Sunt geminae belli portae (sic nomine dicunt)
religione sacrae et saevi formidine Martis;
centum aerei claudunt vectes aeternaque ferri
robora, nec custos absistit limine Ianus: ...

Eine Doppeltüre des "Kriegs" (so lautet ihr Name)
Heiligt die Scheu vor Mars und altehrwürdiges Brauchtum.
Hundert eherne Riegel und eisenbeschlagene Balken
Schließen sie zu, und nahe der Schwelle als Wächter sitzt Janus.

(Übersetzung von Emil Staiger)

Dann – wieder in der erzählten Geschichte – öffnet Juno das Ianus-Tor und eröffnet den Krieg die Trojaner gegen Turnus. — An einer anderen Stelle (Aeneis I, 293ff.) lässt Vergil den Jupiter prophezeien, dass unter Augustus die grausigen Pforten des Kriegs mit Klammern von Eisen verschlossen werden sollen (claudentur Belli portae); der verruchte Furor sitze drinnen auf seinen grimmigen Waffen, mit ehernen Knoten gefesselt.

Hier das Bild zur genannten Stelle aus der Vergilausgabe Straßburg 1502 (Fol. 303verso; Ausschnitt) — http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/vergil1502

 

Und hier das Bild von Francis Cleyn (ca. 1582 – 1568) aus John Ogilby, The Works of Publius Virgilius Maro: Translated, Adorn’d with Sculpture, and illustrated with Annotations, London: Thomas Warren 1654:



Kaiser Nero (reg. 54–68) ließ, vermutlich im Jahr 66 die Tore des Janustempels schließen, nachdem er auf militärischem und diplomatischem Wege die Auseinandersetzungen mit den Parthern beenden konnte. Auf mehreren Münzen feierte er diesen Friedensschluss. Dieser Aureus zeigt auf der Rückseite die geschlossenen Torflügel des Janustempels. Die Umschrift erläutert die Darstellung: PACE P(opuli) R(omani) TERRA MARIQ(ue) PARTA IANVM CLVSIT - Nachdem der Friede des römischen Volks zu Lande und zu Wasser hergestellt wurde, schloss er den Janustempel. (Text von Matthias Ohm)

Foto: H. Zwietasch; Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Petrarca widmet dem Frieden und dem Krieg ein interessantes Kapitel in seinem Buch »De remediis utriusque fortunae« (Von den Heilmitteln der beiden Arten von Glück), das 1532 in deutscher Übersetzung erscheint:

Franciscus Petrarcha. Von der Artzney bayder Glück/ des guoten vnd widerwertigen. Vnnd weß sich ain yeder inn Gelück vnd vnglück halten sol. Auß dem Lateinischen in das Teütsch gezogen. Mit künstlichen fyguren durchauß/ gantz lustig vnd schön gezyeret. Mit Künigklicher May. Gnad vnd Priuilegio. Gedruckt zuo Augspurg durch Heynrich Steyner. M. D. XXXII.

Ausgabe: Francesco Petrarca, De remediis utriusque fortune – Heilmittel gegen Glück und Unglück. Übersetzt von Ursula Blank-Sangmeister, herausgegeben und kommentiert von Bernhard Huß, Stuttgart: Hiersemann Verlag 2021.

Im ersten Buch, Kapitel CVI heißt es: Der Frieden ist kein dauerhaftes Gut, sondern führt zu gefährlicher Sorglosigkeit; ein Waffenstillstand verhilft dem Feind neue Kräfte zu sammeln.

Text in deutscher Übersetzung als PDF

Der unbekannte Illustrator zeigt dazu dieses Bild:

Der Tempel hat zwei Tore (wie bei Vergil), vor dem einen steht links ein bekränzter junger Mann mit einer Flöte in der Hand; rechts ein gepanzerter Ritter mit Schwert. Beide machen sich an den Türschlössern zu schaffen.

Die beiden Gestalten vor den Türen folgen einer Logik, die in Petrarcas Text entwickelt wird. Einige Textstellen daraus:

sepe armati inter gladios tuti, mox togati in gladios inciderunt. ≈ Oft waren Bewaffnete zwischen Schwertern in Sicherheit, doch sobald sie die Toga trugen, wurden sie in die Schwerter gestürzt.

multis lorica felicior quam toga. ≈ Vielen bringt der Panzer mehr Glück als die Toga.

adeo quam rempublicam armatus servavit, eam primo togatus omni genere fraudis, postremo armis hostiliter evertit.°° ≈ Den Staat, den als Bewaffneter schützte, richtete er als er die Toga trug, zuerst mit aller Art von Begier, dann mit Waffen wie ein Feind zugrunde.

°°) Bei der Körperbedeckung stehen sich gegenüber armatus; lorica (bewaffnet; die lorica ist ein Brustpanzer) <—> togatus (die Toga war die Tracht des Römers in Friedenszeiten)

Die Gestalt links trägt einen Lorbeerkranz, Insigne (Kennzeichen) für Frieden nach errungenem Sieg; die Beinstellung ist tänzerisch, was zu der von Petrarca postulierten Auffassung passt, der Friede führe zu Luxus und Zügellosigkeit; sie hält eine Flöte – Petrarca schreibt, die Trompete (tuba) bringe mehr Sicherheit als die Flöte (tibia).

Benevuto Cellini (1500–1571) greift auf der für Papst Clemens VII – der 1528 und 1529 an Friedensschlüssen mitgewirkt hatte – gestalteten Medaille auf das Motiv der geschlossenen Türen zurück: CLAVDVNTUR BELLI PORTÆ (vgl. Vergil, Aeneis I, 294 zu Iuppiters Prophezeiung des durch Augustus wiederhergestellten Friedens: dirae … claudentur Belli portae … ≈ Die grausamen Tore des Kriegs sollen verschlossen werden …)

Der Janustempel ist geschlossen; der personifizierte Krieg davor angekettet, und Pax, das Füllhorn in der Hand, verbrennt Waffen mit ihrer Fackel.

Das letzte Emblem im Buch von Achille Bocchi (1488–1562) mit der Beischrift ADHVC PATET (Es ist immer noch offen) meint also: Wir sind in Zeiten des Kriegs. (Im Giebel der zweigesichtige Janus).

Achillis Bocchii Bonon. Symbolicarum quaestionum, de vniuerso genere, quas serio ludebat, libri quinque, Bononiae: Apud Societatem Typographiæ Bononiensis, 1574. > https://www.e-rara.ch/zut/doi/10.3931/e-rara-33805

Über den Einzug des Erzherzogs Ferdinand (Fernando de Austria 1609/1610–1641) in Antwerpen 1635 gibt es ein Werk mit Text von Gaspar Gevaerts (1593–1666) auf 189 Seiten und 43 Blättern, welche die Gemälde enthalten, die Rubens zu den elf grossen Triumphbogen fertigte, die Antwerpen damals errichten liess. Diese Blätter sind von Rubens’ Schüler Theodoor van Thulden in Kupfer gestochen/radiert:

Pompa introitvs honori ... : Ferdinandi Avstriaci Hispaniarvm Infantis ... a S.P.Q. Antverp. decreta ... xv. Kal. Maii, ann. M.DC.XXXV. Arcus, pegmata, iconesq à Pet. Pavlo Rvbenio, inuentas & delineatas inscriptionibus & elogiis ornabat, libroq commentario illustrabat Casperivs Gevartivs ... Antverpiae excvdebat Ioannes Mevrsivs typographvs ivratvs, anno salvtis M.DC.XLI.

Darin steht das Bild »Die Zwietracht öffnet Janus’ Tempel«: Rechts versucht Pax (fem., mit Caduceus in der Hand; das Füllhorn liegt am Boden) die Türe des Janustempels zuzudrücken; links reißt die Zwietracht (lat. Discordia) die Türe auf; begleitet wird sie von der von der Erinnye Tisiphone (die Schlangenhaare sind für beide ein typisches Merkmal) und einer Harpyie. Heraus tritt der durch eine Augenbinde geblendete Furor.

O VTINAM, PARTIS TERRAQVE MARIQVE TRIVMPHIS,
BELLIGERI CLVDAS, PRINCEPS, PENETRALIA IANI !
MARSQVE FERVS, SEPTEM IAM PÆNE DECENNIA BELGAS.

O wenn doch, nach errungenen Siegen zu Land und zu Wasser,
Du schliessen wolltest, Fürst, das Gemach des kriegenden Janus!
Und der wilde Mars, der schon fast siebzig Jahre die Belgier ...

Rechts:

QVI PREMIT, HARPYÆQVE TRVCES, LVCTVSQVE, FVRORQVE,
HINC PROCVL AD THRACES ABEANT, SCYTHICOSQVE RECESSVS
PAXQVE OPTATA DIV, POPVLOS ATQVE ARVA REVISAT!

... quält, und die Harpyien, die schrecklichen, Trauer und Aufruhr
Sollen fern von hier zu den Thrakern ziehn, zu den Skythen,
Und Friede, lange gewünscht, besuche Völker und Fluren!

[deutsche Übersetzung von Th. Gehring]

Der Text zum TEMPLVM IANI, der klar machen würde, zu welchem Anlass das Bild hergestellt wurde, steht auf Seite 117–142. Das Buch gab dem Verfasser, einem erstklassigen Philologen, die Gelegenheit, anhand der vielen antiken Begriffe an den Toren einen Querschnitt durch die antike Literaturgeschichte zu bieten.

https://artinflanders.be/en/artwork/de-tweedracht-opent-janus-tempel https://archive.org/details/JSH......91Images_201504/page/n182/mode/1up

 

S. J. Green, Multiple Interpretation of the Opening and Closing of the Temple of Janus: A Misunderstanding of Ovid "Fasti" 1.281, in: Mnemosyne, Fourth Series, Vol.53, Fasc.3 (2000), pp. 302–309.

Janus



In einem 1499 publizierten Flugblatt mahnt Sebastian Brant († 1521) zum Frieden im sog. ›Schwabenkrieg‹. Es ist eine Bild-Text-Kombination; der Text ist in einer lateinischen und einer deutschen Fassung überliefert. Der Text ist einerseits ein Klagegesang des Gottes Janus, der eine Personifikation des Friedens darstellt – der Kriegsgott Mars verteidigt seine Ansicht.

Janus sagt von sich (Zeile 39f.): Ich Janus was zuo Rom bekannt | den Got des fridens man mich nant | ein krantz von ölboum ich all frist | Truog/ das des fridens zeichen ist …

Die Vorstellung, dass der doppelgesichtige Janus Sender des Friedens ist, basiert auf Ovid (»Fasti« I, 89–144): Janus sieht gleichzeitig, was hinter seinem Rücken geschieht und was sich vor ihm tut; das ist ein Reflex seiner in der Vorzeit noch vorhandenen Einheit der Elemente als kugeliges Chaos. Als dieses durch die "Zwietracht der Dinge" in die vier Elemente zerteilt wurde, blieb ihm als Gott noch die Eigenschaft, vorn und hinten gleich zu sein. Ferner: jede Türe hat zwei Gesichter, nach innen und nach aussen; und so ist Janus in der Rolle des Pförtners. Er steht mit den Attributen Stab und Schlüssel wachsam am Tor des Himmels; und der kriegerische Jupiter erhält nur durch ihn Ein- und Ausgang.

Die Bedeutung von Janus als Friedensbringer wird auch erwähnt bei Macrobius, »Saturnalien« I, ix, 2: Mythici referunt regnante Iano omnium domos religione ac sanctitate fuisse munitas. ≈ Die Sagenerzähler berichten, dass unter der Regentschaft des Janus die Häuser aller dank Andacht und Frömmigkeit geschützt gewesen seien. (übers. Th.Gehring)

Im Bildhintergrund erkennt man pflügende und eggende und Schafe hütende Bauern. Darauf lässt sich die Klage des Janus (Vers 6ff.) beziehen: Min äcker ligen wuest on buw | Min pflueg zerbrochen vnd geschant | Min schüren/ hüser synt verbrant | Dar jnn ich samlet win und korn … Freilich sind die Bauern sehr tüchtig bei der Arbeit dargestellt, ohne zerbrochenen Pflug.

Im lateinischen Text wirft Pax dem Mars vor, Pflugscharen zu Schwertern umzuschmieden; eine Umkehrung des biblischen Zitats Jesaias 2,4 oder eine Anwendung von Joel 4,1 (siehe unten).

Die (im Text nicht vorkommenden) dem mit einem Ölzweig bekränzten Janus vorspielenden Musikanten stehen allenfalls für ›Harmonie‹.

Mars (auf der rechten Seite) hat als Begleiter den Wolf, an seinem Hof wohnen alltäglich verretery, beschyß, vorht, troewung, groß geschrey, zorn …

Der neben Janus stehende Mercur mit dem Caduceus in der Hand und Flügelschuhen kommt im Text nicht vor. Er ist ebenfalls ein Friedensstifter: Er sieht einmal zwei kämpfend ineinander verschlungene Schlangen und schlägt mit der Rute, die er von Apoll geschenkt bekommen hatte, zwischen sie, damit sie sich trennen; so ist dieser Stab zum Symbol des Friedens geworden (Hyginus, »De Astronomia«, II, vii, 2).

Die ebenfalls im Text nicht vorkommenden Musikanten könnten allenfalls für ›Harmonie‹ stehen.

Deutsche Ausgabe: [Basel: J.Bergmann von] Olpe 1499. — Flugblätter des Sebastian Brant, hrsg. von Paul Heitz, Strassburg: Heitz, 1915 (Jahresgaben der Gesellschaft für Elsässische Literatur 3).

> https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a151512.pdf

Nikolaus Henkel, Sebastian Brant. Studien und Materialien zu einer Archäologie des Wissens um 1500. Verlag Schwabe 2021; S. 557–569 (mit Deutung und Transliteration des ganzen Texts)

Triumphzug des Friedens

Triumphzüge gehörten zur höfischen Festkultur der römischen Antike wie der Renaissance: Siegreiche Feldherren ließen sich auf einem Wagen durch die Stadt fahrend feiern. Berühmt ist der als Holzschnitt repräsentierte Triumph von Kaiser Maximilian I. (1512ff.) — Sodann wurden allerlei abstrakte Begriffe auf Wagen triumphierend imaginiert. In der »Hypnerotomachia Poliphilii« erscheinen sie, und Petrarca hat »Trionfi« verfasst (Pax behandelt er indessen nicht).

Pax hat dann diese Symbolik gleichsam usurpiert und fährt ihrerseits im Triumphwagen:

Kupfer von Cornelis Cort (1533–1578) nach der Vorzeichnung von Maarten van Heemskerck (1498–1574); 1564:

https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_1868-0208-56

Die vom Himmel herabgekommene PAX fährt auf dem Triumph-Wagen. Sie ist die Mutter der OPULENTIA (Reichtum/Segensfülle mit Krone und Szepter); AMOR ist der Wagenlenker der Pferde CONCORDIA (Eintracht) und UTILITAS (das zum Nutzen gereichende Staatswohl); begleitet wird sie von IUSTITIA (Gerechtigkeit mit verbundenen Augen, Waage und Schwert) und VERITAS (Wahrheit, sich zur ›nuda veritas‹ entkleidend, hinter den Pferden schreitend); sowie von DILIGENTIA (Umsicht, Gewissenhaftigkeit) und von der alle Wissenschaften/Künste hervorbringenden INDUSTRIA (Beharrlichkeit, Fleiss). — (Die in der Bildlegende angegebene INDUSTRIA erscheint in der Graphik nicht. Im Hintergrund ein Regenbogen!)


Justus Georg Schottel (1612–1676) zeigt Pax unter einem Baldachin auf einem ›Automobil‹, auf diesem Bild geführt von Ratio Vera, umgeben von den 9 Musen, einigen Tugenden (Fortitudo, Pietas, Concordia, Iustitia) und historischen Gestalten (Arminius und Germanus, die laut Tacitus, Annales 1,63-68 gegeneinander gekämpft hatten, hier friedlich nebeneinander stehend):

S.146: Nach Endung dieser Rede/ beginnt der Friedenswagen sich zu bewegen/ und von sich selbst abzufahren/ dan er inwendig fortgetrieben ward: Die sämtliche Gesellschaft stellet sich um den Wagen in zierliche Ordnung/ wie das Kupfer [der Kupferstich] andeutet: Der Weg wird also dem Frieden außgeschmükket/ der Eingang weit und mit Freuden geöfnet: Und wird folgendes Liedlein […] angefangen.

Neu erfundenes Freuden-Spiel genandt Friedens Sieg. Jn gegenwart vieler Chur- und Fürstlicher auch anderer Vornehmen Personen, in dem Fürstl: Burg-Saal zu Braunsweig im Jahr 1642. von lauter kleinen Knaben vorgestellet. Auf vielfältiges begehren mit kupfer Stücken gezieret und verlegt durch Conrad Buno on Wolfenbüttel Jm Jahr 1648.
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10924757?page=199

Elohim verspricht Frieden nach der Sintflut

1648 beendete der Westfälische Friede den Dreissigjährigen Krieg. Die Stadt Augsburg wurde wieder paritätisch. Die evangelische Bevölkerung feierte am 8. August 1650 ihr erstes »Hohes Friedensfest« zum Dank dafür, dass ihr wieder volle Religionsfreiheit garantiert war. Es entwickelte sich der Brauch, den Schulkindern zum Fest sog. Friedensgemälde zu überreichen: große Kupferstiche mit beigedruckten Erörterungen und Gebeten. Erhalten ist eine Folge von 138 graphischen Blättern bis zum Jahr 1789. Neben allegorischen Darstellungen werden seit 1668 vor allem biblische Ereignisse illustriert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Augsburger_Hohes_Friedensfest

Eine Sammlung wurde bereits 1678 zusammengestellt (3 Bll. Vorstücke, 74 ganzseitige Kupferstiche): Pacis augustae memoria augustana. Erneuertes Augspurgisches Friedens Gedächtnuß, das ist: Eigentliche und zusammenverfaßte Fürstellung aller Fridens-Gaben und Gemählden, welche auf das jährliche von A. 1650 biß auf dise Zeit widerholte Frieden- und Danckfest der Evangelischen Schul-Jugend daselbsten, jederzeit außgetheilet worden; Andreas Erfurt, Augsburg, 1678.

❑ Reproduktion aller Blätter bis 1789 mit guter Einleitung: Horst Jesse: Friedensgemälde 1650–1789. Zum Hohen Friedensfest am 8.August in Augsburg. Pfaffenhofen a.d. Ilm: W. Ludwig Verlag 1981.

https://www.lwl.org/AIS5/Details/collect/47152

Blatt 1668. Noahs Dankopfer: Genesis 8,20–22 in der Lutherbibel 1545: Noah aber bawet dem HERRN einen Altar/ vnd nam von allerley reinem Vieh / vnd von allerley reinem Geuogel / vnd opffert Brandopffer auff dem Altar. Vnd der HERR roch den lieblichen Geruch/ vnd sprach in seinem hertzen / Jch wil hin furt nicht mehr die Erde verfluchen vmb der Menschen willen/ Denn das tichten des menschlichen Hertzen ist böse von Jugent auff/ Vnd ich wil hinfurt nicht mehr schlahen alles was da lebet/ wie ich gethan habe.So lange die Erden stehet/ sol nicht auffhören/ Samen vnd Ernd/ Frost vnd Hitz/ Sommer vnd Winter/ Tag vnd Nacht.


Sodann der Regenbogen: Genesis 9, 12–17: 12 Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: 13 Meinen Bogen *** habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. 14 Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. 15 Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe. 16 Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist. 17 Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden. (Text der rev. Lutherbibel)

***) Anmerkung zu "Bogen": Im hebräischen Text steht qæšæt, das meint einen auf der Jagd und im Krieg verwendeten Bogen.

Purpureus nubes imprægnans imbribus arcus
Ponitur, innocuas signet ut iris aquas.
Hac Deus aspecta memorem fore foederis icti,
Se quoties cœlum nubibus abdat, ait.

Der rötliche, die Wolken mit Regen besprengende Bogen
wird zum Zeichen gesetzt, dass der Regenbogen das Wasser als harmlos erweise.
Gott spricht, dass er bei dessen Anblick an den geschlossenen Bund erinnert werde,
so oft sich der Himmel mit Wolken verhülle.
(dt. Übers. Th.Gehring)

[Johann Ulrich Kraus, auch Krauß], Biblisches Engel- u. Kunst-Werck: alles das jenige, Was in Heiliger Göttlicher Schrifft Altes und Neuen Testaments Von den Heiligen Engeln Gottes Dero Erscheinungen Verrichtungen Bottschafften u. Gesandtschafften, Auf mancherley Art und Weise auß Göttlicher Verordnung zu finden ist ... / Mit Fleiß zusammen getragen, in Kupffer gestochen und verlegt von Johann Ulrich Krausen, Augspurg: CIƆ IƆ CCXV [1705]


Franz Reinzer S.J. (1661–1708) geht in seinem (1697 zuerst in lat.Sprache erscheinen) Emblembuch stets von in der obern Lufft erzeugten Dingen (Himmelserscheinungen im weitesten Sinne: Sterne, Kometen, Wind, Hagel, Regen, daraus entstehende Quellen; Flüsse, Erdbeben, Metalle) aus, die er dann moralisch auslegt. Hier das Emblem zum Regenbogen:

Die meteorologische Beobachtung wird allmählich mit den Wörtern Krieg und Frieden weitergeführt.

Wann sich der Regen-Bogen sehen läßet/ so legen sich die Winde/ die Wolcken werden zertheilet/ der Himmel hellet sich auf/ das Donnern und Blitzen lässet nach/ und aus der Dunckelheit bricht ein heiters und schönes Wetter hervor. […] Dergestalten das/ so balden nun der Regen-Bogen erscheinet/ die streitende Wolcken und Donnerstrahlen aufhören zu kriegen; und wird der guldene Frieden dem Himmel wider gegönnet.

Das Emblem hat als Motto: NUNCIA PACIS — Wann man ihn sieht/ Bedeutets Fried.

Das Epigramm führt den Gedanken dann in eine moralische Anweisung über:

Kaum läst von ferne sich der Regen-Bogen sehen;
Stracks nimmt ein heller Glantz den blauen Himmel ein;
Die Wolcken weichen ab; das Dunckle muß vergehen;
Die gantze Lufft will dann in schöner Ruhe seyn.
Laß’/ wer du bist/ dir diß zu einem Beyspiel dienen/
Und trachte/ das durch dich mög lauter Friede grünen.

Zusätzliche Elemente des Bilds: Links im Bild ein Schmied, der vor ihm liegende Schwerter in Pflugscharen umschmiedet, während (im Vordergrund rechts) eine Kanone ins Zeughaus geschoben wird. Im Hintergrund brennende Häuser.

Meteorologia Philosophico-Politica, Das ist: Philosophische und Politische Beschreib= und Erklärung der Meteorischen / oder in der obern Lufft erzeugten Dinge; In zwölff zerschiednen […] wie auch mit zugleich untermischten schönen Sinn=Bildern gezierten Abtheilungen sonderbahren Fleisses ehedem verfasst durch den Ehrw. P. Franciscum Reinzer, S.J. […]. Anjetzo wegen der darinnen enthaltnen raren und anmuthigen Materien / curiosen Gemüthern zu Gefallen / und zu nutzlicher Ergötzung […] in das Teutsche übersetzt. Augsburg: Jeremias Wolff 1712.
https://doi.org/10.3931/e-rara-16418

Die Friedenstaube

Nach der Schilderung in Genesis 8,7ff. testet Noah, ob er mit der Arche wieder landen kann, indem er zuerst einen Raben ausfliegen lässt; der kehrt nicht mehr zurück. Dann lässt er eine Taube aus dem Fenster; die kehrt zurück, weil sie noch keinen Halt unter den Füßen bekommt. Nach sieben Tagen macht Noah den Test nochmals, und: In ihrem Schnabel hatte die Taube einen frischen Olivenzweig. Jetzt wusste Noah, dass nur noch wenig Wasser auf der Erde stand. Nach weiteren sieben Tagen kehrt sie nicht mehr zurück, hat also Land gefunden.

Die Erzählung von Rabe und Taube ist erzählerisch verworren (zuerst kehrt der Rabe nicht zurück, weil er offenbar Land gefunden hat; dann kehrt die erste Taube zurück, weil sie kein Land gefunden hat), was auf die Kontamination von zwei Quellen zurückzuführen ist: zwei Mal die Taube < Jahwist | der Rabe < Priesterschrift.

Hans Heinrich Schmid, Die Steine und das Wort, Zürich: TVZ 1975, S. 50ff. (mit zweispaltiger Darstellung der Quellen).

Detail aus dem Speculum humanae salvationis (ULB Darmstadt Hs 2505) http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/Hs-2505

Dass die Taube ein Friedenssymbol ist, wird im biblischen Text nicht gesagt; dafür steht ja dann der Regenbogen.

Ein früher Beleg für die Friedens-Symbolik findet sich bei Lutwin, »Adam und Eva« (Beginn des 14.Jhs.):

Abe dem oleyboum sú beis
Ein zwig mit irme senebelin,
das daran wurde schin,
Das got fride wolte han
Und sinen grossen zorn lan
Gegen der welte überal
Sú floug sinder one twal [ohne sich aufzuhalten]
Mit dem zwige wider hin
Gegen der arche zum venster in;
Den friden sú mit dem zwige broht
Den got zu haben hette gedacht\\Mit aller welte bis an das ende.

Lutwins Adam und Eva, hg. Konrad Albrich Hofmann / Wilhelm Meyer (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart Band 153), Tübingen 1881; Verse 3’890ff..

Die Personifikation von Irene (griech.: Εἰρήνη Frieden) hält dann oft diese Taube in der Hand:

Jrene/ das ist/ Vollständige Außbildung Deß zu Nürnberg geschlossenen Friedens 1650 : Mit vielen feyrlichen Begengnissen/ Gastmalen/ Feuerwercken/ Musicen/ und andern denckwirdigen Begebenheiten/ nach Poetischer Reimrichtgkeit/ vorgestellet und mit nohtwendigen Kupferstücken gezieret / durch Johann Klai/ dieser Zeit Pfarrhern der evangelischen Gemeine zu Kitzingen und gekrönten Kaiserl. Poeten. Nürnberg: Endter [1651]

http://diglib.hab.de/drucke/65-15-poet-1/start.htm
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:23-drucke/65-15-poet-15

Dazu der Text von Johann Klaj (um 1616–1656)

Irene oder Deß Friedens Bildniß auf dem Tittelblat

Die gehäuffte Sündflut
hat das Teutsche Land bedecket/
unser Häuser/ Haab und Gut
mit deß Krieges Blut beflecket:
Noa/ die berühmten Leut
haben/ voller Trost und Glauben/
zu der lang verlangten Zeit
außgeschickt die weisse Tauben.
Sie bracht in dem reinen Mund
ein Blat von Olivenzweigen/
zu der letzten Abendstund
Gottes Frieden zu bezeugen.
Auf Irene rechten Hand
stehet solches Friedensbild.
und deß Oellaubs grünes Band
hat ihr schönes Haubt umhüllt.
Das vor blutbetrieffte Schwert
hat die lincke Hand zerbrochen:
Diese Rach ist Rühmens werth/
die Vergessenheit gerochen.
[…]

Thomas Theodor Heine (1867–1948) stellt Papst Benedikt XV., der sich um die Beendigung des Weltkriegs bemühte, 1915 so dar:

Simplicissimus 20. Jahrgang, Heft vom 17.August 1915.


Briefmarke der Schweizer Post anlässlich der Abrüstungskonferenz in Genf 1932:

Picassos Friedenstaube fliegt seit 1949. (Im Web x-mal zu finden)

❑ Friedrich Sühling, Die Taube als religiöses Symbol im christlichen Altertum, Freiburg: Herder 1930.

❑ Hans Messelken, Die Signifikanz von Rabe und Taube in der mittelalterlichen deutschen Literatur: ein stoffgeschichtlicher Beitrag zum Verweisungscharakter der altdeutschen Dichtung, Diss, Köln 1965. (Die Kirchenväter zu Rabe und Taube: S.174ff.)

Fülle (abundantia) folgt dem Frieden (pax)

Abundantia sequitur pacem – Vreede baert Overvloed – (Fülle folgt dem Frieden / Friede bringt Fülle)

Der Löwe (mürrisch und mit eingeklemmtem Schwanz!) hält einen Zweig von Palme und Lorbeer (so der Text) als Symbol des Siegs im Pfoten und führt am Zügel das Pferd, auf dem Ceres mit dem Füllhorn (Cornucopia) reitet.

Bellerophon, of Lust tot Wysheyd. Begrijpende veel zeedighe, stichtlijcke en leerlijcke Sinnebeelden met haere verklaringhen. T’Amstelreda : Dirck Pietersz. 1614; Nummer IX.
https://archive.org/details/ned-kbn-all-00000175-001/page/n19/mode/1up

Schwerter zu Pflugscharen

Die Bibelstellen:

Jesaias 2,4ff.: Am Ende der Tage wird es geschehen: … [der Herr] spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.

Der Gedanke erscheint wieder bei Micha 4,1–4: Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Ländern. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken.

Bild aus Cassell’s Illustrated Family Bible 1860; wieder abgedruckt in: Illustrirte Pracht-Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments […] Mit zahlreichen Illustrationen und mit erklärenden Anmerkungen von Otto Delitsch, Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig/Dresden [1862]. (Band 2, zur Stelle)

Zum Wort "Pflugschar": Mit dem eisernen Teil am Pflug wird die Erde aufgeschert, aufgekratzt:

 

Eine ähnliche Vorstellung gibt es auch in der römischen Kaiserzeit: Seneca (ca. 1– 65) lässt in seiner Tragödie »Hercules furiens« den Hercules ein Gebet an Zeus richten, in dem er um ein künftiges Zeitalter der Ruhe bittet (Verse 927ff.): alta pax gentes alat: | ferrum omne teneat ruris innocui labor | ensesque lateant …

Die Völker sättige ein tiefer Friede.
Das Eisen diene alles nur des Landbaus
Harmloser Arbeit und das Schwert verschwinde!
Kein wilder Sturm errege mehr die See,
Kein Blitzstrahl künde mehr von Jovis Zorn,
Kein Strom, vom winterlichen Schnee geschwellt,
Ergieße sich verheerend auf die Fluren!
Kein Gift mehr soll es geben, keine Pflanze,
Die schaden kann, in vollem Safte strotzen.
Kein grausam finsterer Tyrann mehr sitze
Auf einem Thron …
(Übersetzung von W.Nestle)

Die Redewendung "Schwerter zu Pflugscharen" und das Bild dazu ist bei "Pazifisten" aller Länder verbreitet.

Es gibt allerdings auch das umgekehrte Verfahren: Am Ende der Tage wird JHWH alle Völker bestrafen, die ihm Unrecht getan haben.

Joel 4,1: Denn siehe, in jenen Tagen zu der Zeit, da ich das Schicksal Judas und Jerusalems wenden werde, will ich alle Heiden zusammenbringen und sie ins Tal Josaphat hinabführen und dort mit ihnen Gericht halten wegen meines Volks … 4, 9ff. Ruft dies aus unter den Heiden: Bereitet euch zum Heiligen Krieg! Bietet die Starken auf! Lasst alle Kriegsleute herzukommen und hinaufziehen! Macht aus euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Sicheln Spieße! Der Schwächling spreche: Ein Kämpfer bin ich!

In den beiden Weltkriegen wurden zwecks Beschaffung kriegswichtiger Rohstoffe sog. "Metallspenden" angeordnet. Im 2.WK wurden im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten etwa 7’500 bronzene Kirchen-Glocken beschlagnahmt und eingeschmolzen; mehr als 1’090 Tonnen.

PAX bringt den Frieden aktiv

Die [!] personifizierte Pax steht auf einem Schild und zündet mit einer Fackel am Boden liegende Spieße und Hellbarden an. Im Hintergrund: Der Kriegsgott Mars ruht auf einem Schild. Davor kreuzen – vgl. die deutschen Verse unter dem Bild – die Vorsehung und die Eintracht Palmzweig und Ölzweig über der Weltkugel.

Überschrift: Sub juga bis weniat … ≈ Unters Joch soll das Rind, in die Ackererde der Samen; der Friede nährt Ceres, Ceres ist des Friedens Freundin.

Auf dem Spruchband des Putto: Concordiâ res parvæ crescunt. ≈ Die kleine Dinge wachsen durch Eintracht.

Verse unten: Der Fride. — Wo Providenz und Eintracht paart, da wird der Völcker Heyl bewahrt.

Des berühmten Italiänischen Ritters, Cæsaris Ripæ, allerleÿ Künsten, und Wissenschafften, dienlicher Sinnbildern, und Gedancken, Welchen jedesmahlen eine hierzu taugliche Historia oder Gleichnis beÿgefüget. dermahliger Autor, und Verleger, Joh. Georg Hertel, in Augspurg [ca. 1760]; I, 79.

Ähnlich gestalten Christian Sambach und Jos. Stöber die Personifikation des Friedens:

Im Text unter dem Bild steht:

Nach den verschiedenen Umständen, worin die Alten einen Frieden stiften mußten, gaben sie ihm verschiedene Attribute; allein die natürlichste Art ihn zu versinnlichen, ist, daß man ihn unter der Gestalt einer Matrone auf einem würfelförmigen Marmor, das Sinnbild der Festigkeit stellt. Man setzt ihr eine Lorberkrone auf, und giebt ihr eine Keule in die eine Hand, indessen sie mit einer Fackel in der andern ein Siegeszeichen von Waffen verbrennt. Die Statue des Plutus hinter ihr bedeutet, daß der Überfluß und die Reichthümer ihre Wohlthaten sind.

Iconologie oder Ideen aus dem Gebiete der Leidenschaften und Allegorien, Wien: Anton Doll 1801.

Der Lorbeerbaum als Symbol des Friedens

Plinius, Naturalis Historia XV, xl, 133–136:

Ipsa [= laurus] pacifera, ut quam praetendi etiam inter armatos hostes quietis sit indicium. Romanis praecipue laetitiae victoriarumque nuntia additur litteris et militum lanceis pilisque, fasces imperatorum decorat.... (https://la.wikisource.org/wiki/Naturalis_Historia/Liber_XV)

Übersetzung von Georg Christian Wittstein 1881:

Der Lorbeerbaum ist ein Zeichen des Friedens und bewirkt selbst, wenn man ihn unter bewaffneten Feinden vorzeigt, Ruhe. Bei den Römern namentlich wird er als Freuden- und Siegesbote an die Briefe, sowie an die Lanzen und Spiesse der Soldaten gesteckt. Auch ziert er die Gerichtsbündel der Kaiser. Von diesen wird er in den Schoss des grossen Jupiter niedergelegt, so oft ein neuer Sieg Freude verkündigt. Dies geschieht aber nicht, weil er beständig grünt oder der Friedensbote ist, denn in beiden Stücken musste ihm der Ölbaum vorgezogen werden, sondern weil er der ansehnlichste Baum auf dem Berge Parnassus ist. Aus demselben Grunde liebt ihn auch Appollo, dem nach L. Brutus (*) Zeugnis, schon die römischen Könige Geschenke zu schicken und um Orakel anzugehen pflegten. Vielleicht auch zum Beweise, dass dieser Mann, der nach dem göttlichen Ausspruch jenes lorbeertragende Land küsste, die öffentliche Freiheit verdient hätte; oder auch deshalb, weil dieser Baum mit der Hand gesät und in ein Haus aufgenommen, der einzige ist, welcher vom Blitze nicht getroffen wird. [usw.]

(*) Brutus, welche die Vertreibung des letzten römischen Königs Tarquinius im Jahre 245 [nach Gründung Roms] veranlasste und so die römische Republik begründete.

> https://archive.org/details/dienatugeschicht01plin/page/n174/mode/1up

Der Ölzweig als Symbol des Friedens

Vergil, »Aeneis«: Nach Aeneas’ Ankunft in Latium rät ihm der Flussgott Tiberinus, König Euander aufzusuchen und ihn zu seinem Bundesgenossen im Kampf gegen die Latiner zu machen. — Aeneas und seine Gefährten gelangen per Schiff dorthin und nähern sich der Stadt. Dort ist gerade ein Opferfest zu Ehren des Herkules im Gang. Die Opfernden erschrecken über die ankommenden Schiffe, aber Pallas (der Sohn Euanders) eilt den Fremden entgegen und ruft: "Bringt ihr Frieden oder Krieg?" Aeneas (auf dem Heck des Schiffs) hält vor sich einen Olivenzweig in der Hand, Zeichen des Friedens:

paciferaeque manu ramum praetendit olivae (VIII, Vers 116) ≈ und mit der Hand streckt er ihm einen friedenstiftenden Ölzweig entgegen – und gibt sich als Trojaner zu erkennen. Darauf wird er von König Euander freundschaftlich empfangen.

Das Bild dazu von Claude Lorrain (1600–1682) zeigt Aeneas fälschlich auf dem Bug:

(Bild-Quelle)

Der Illustrator der von Sebastian Brant betreuten Vergil-Ausgabe zeichnet Aeneas richtig auf dem Heck: tum pater Aeneas puppi sic fatur ab alta Vers 115. (Wobei der Ölzweig etwas ungünstig vor den Steinen auf dem Feld hinten dargestellt ist.)

Publij Virgilij maronis opera cum quinque vulgatis commentariis … expolitissimisque figuris atque imaginibus nuper per Sebastianum Brant superadditis … Straßburg Grieninger 1502.

Auch Napoléon Bonaparte überreichte Ölzweige:

Napoleon presante l’Olivier de la Paix a toutes les Puissances de l’Europe. La Victoire le Couronne et ramene l’Abondonce; le Tems ferme les Portes du Temple de Janus. [vgl. Janus]

Claude-Louis Desrais (1746–1816) del. / Le Campion sculps. (Aquatinta)

Napoléon reicht den Zweig dem König von England. Oben: Pax mit Caduceus und Füllhorn (l’Abondonce); Tempus (die Zeit) verschließt das Tor des Janustempels

https://wellcomeimages.org/indexplus/image/V0048274.html


... und im Gegensatz dazu:

Zum Frieden zwischen Frankreich und den Alliierten (30.Mai 1814): Der Genius (unter dem Stern) bringt den Alliierten (den hohen Verbündeten Mächten) den lange ersehnten Ölzweig; hinter ihm\ihr die Abundantia mit Füllhorn. Im Hintergrund links führt die Personifikation von Frankreich den Bourbonen-König Louis XVIII aus dem englischen Exil zurück. Dieser demobilisierte die napoleonische Armee (300’000 Mann); im Hintergrund rechts umarmen sich die Krieger. Der Weltverwüster Napoleon (am 2.April 1814 abgesetzt) wird in den Abgrund geschleudert.

https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-116209

 

Anhang

Zum Ölbaum in der biblischen Symbolik: Ölbäume wachsen in dem Land, in das der Herr Israel führt (5.Mos. 8,8) — 2.Könige 18,32: Der König von Assyrien verspricht Israel ein Land voll Ölbäume, wenn es mit ihm Frieden schließt. — Psalm 52,10: Ich aber werde bleiben wie ein grüner Ölbaum im Hause Gottes, verlasse mich auf Gottes Güte immer und ewiglich. — Die Weisheit sagt von sich, sie sei gewachsen wie ein prächtiger Ölbaum (Sirach 24,19 im Text der Vulgata: quasi oliva speciosa … exaltata sum) — Und weitere Stellen.

Zur wohltuenden medizinischen Verwendung des Öls vgl. Konrad von Megenberg, »Buch der Natur« IV, A, 34

❑ Zur Symbolik des Ölbaums vgl. den entsprechenden Artikel von J. Flemming in: Engelbert Kirschbaum / Wolfgang Braunfels u.a. (Hgg.), Lexikon der christlichen Ikonographie, Band III, Freiburg 1971, Sp 341–342.

Schultheiss Niklaus von Wengi stellt sich vor die Kanone

Eine Szene aus den Glaubenskriegen in der alten Eidgenossenschaft: Als sich die Reformierten im November 1533 in Solothurn in der Vorstadt verschanzten, da erbrachen die Katholiken das Zeughaus und pflanzten eine Kanone auf, um den Konflikt mittels Waffengewalt zu beenden. Da eilte der (katholische!) Schultheiss Wengi (ca. 1485–1549) herbei, stellte sich selbst vor die Mündung der Kanone und rief: »Lieben frommen Burger, so ihr willens sind, hinüberzuschiessen, will ich der erste mann sin, der umbkommen muess, betrachtet und erdauret die Sachen bas.«

Es gibt mehrere Visualisierungen dieser Szene, u.a.:

••• Zeichnung und Kupfer von Johann Balthasar Bullinger d.Ä. [1713–1793]:

Der Tugend und Wissenschaft liebenden Jugend, gewiedmet von der Stadt-Bibliothek in Zürich, am Neujahrs-Tag 1782

••• Georg Volmar (1770-1831) / Christian Meichelt (1776-?) aus dem Jahr 1822 https://nat.museum-digital.de/object/1187218?navlang=de

••• Gartenlaube 1894, Heft 17

https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gartenlaube

❑ Vgl. den Artikel von Hans Sigrist, in: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte 53 (1980), S. 63ff.

Die Weisse Fahne

Zum Hintergrund:

Abkommen betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs, abgeschlossen in Den Haag am 18. Oktober 1907. — Von der Schweizerischen Bundesversammlung genehmigt am 4. April 1910; in Kraft getreten für die Schweiz am 11. Juli 1910 (und heute noch gültig!)

Art. 32 Als Parlamentär gilt, wer von einem der Kriegführenden bevollmächtigt ist, mit dem anderen in Unterhandlungen zu treten, und sich mit der weissen Fahne zeigt. Er hat Anspruch auf Unverletzlichkeit, ebenso der ihn begleitende Trompeter, Hornist oder Trommler, Fahnenträger und Dolmetscher.
https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/26/429_338_411/de

Max Daetwyler (1886–1976) hat seit 1914, sein Leben lang, seit dem 2.WK mit einer weissen Fahne auf der ganzen Welt für den Frieden demonstriert; erfolglos.
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013415/2011-06-16/

2004 errichtete die Gemeinde Zumikon (wo er zuletzt lebte) dem "Botschafter des Friedens" eine lebensgrosse Statue zum Gedenken; die weisse Fahne ist nicht aus Bronze, sondern aus Tuch, und wird liebevoll gepflegt. (Foto: PM)

Stephan Bosch, Max Daetwyler - Der Friedensapostel. Mit der weissen Fahne um die Welt. Zürich, Rüffer & Rub 2007.

Die Hand in der Weste

Napoléon lässt sich 1801 von Jean-Baptiste Isabey (1767–1855) mit der Geste ›La main dans le gilet‹ portraitieren:

https://fr.wikipedia.org/wiki/Iconographie_de_Napol%C3%A9on_Ier

Damit inszeniert er sich als besonnenen Staatsmann im Gegensatz zum kühnen Feldherrn nach dem Ägyptenfeldzug. Möglicherweise soll damit angedeutet werden: ›Ich nehme – nach dem Italienfeldzug (1796/7) und der ägyptischen Expedition (1798–1801) – jetzt keinen Degen mehr zur Hand, bin vollkommen friedlich.‹

U.Fleckner (S.455): "Sein ehedem soldatischer Arm wird im Gewand verborgen, künftig gilt es, die innere Befriedung der Nation mit politischen Mitteln zu gewährleisten. … die Hand im Gewand zeigt das besonnene Handeln des Staatsmanns und nicht etwa die Kühnheit des Feldherrn."

Dann die Friedensschlüsse von Lunéville (1801) und Amiens (1802; dieser Friede währte 13 Monate und 3 Wochen), sodann das Konkordat mit Papst Pius VII.

Erinnert sei allerdings an den Russlandfeldzug 1812; die sog. Befreiungskriege 1812–1815; Waterloo 1815.

Die Geste hat eine Tradition seit der Antike; vgl. den Lexikonartikel von

Uwe Fleckner, Artikel ›Hand in der Weste‹ in: Handbuch der politischen Ikonographie, hg. Uwe Fleckner / Martin Warnke / Hendrik Ziegler, München: Beck 2011, s.v.

Handschlag

Die Gebärde ist als Symbol des Friedensschlusses nicht so häufig anzutreffen wie man glaubt. Dass zwei Personen ihre Hände zusammenlegen, mag zurückzuführen sein auf die Vorstellung, dass beide so nicht mit Fäusten oder Waffen aufeinander einschlagen können, also Frieden geloben.

••• Nicht direkt ein Friedenssymbol ist die Immixtio manuum bei der Lehensübergabe, die bekräftigt wird durch durch diesen Gestus: Der künftige Lehensmann legt seine Hände in diejenigen, dessen Vasall er wurde (in manus N. se commendare ≈ in die Hände von N. sich überantworten):

Hier aus dem Heidelberger Sachsenspiegel (Anfang 14.Jh.) Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 164.
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg164/0015

••• In der heidnisch-antiken Numismatik gibt es das Symbol der Dextrarum iunctio: verschlungene Hände, das Symbol der Concordia; hier reicht CONCORDIA dem Kaiser die Hand:

IMP C AVRELIANVS AVG (Kaiser 270–275)
CONCORDIA MILITVM
https://www.forumancientcoins.com/moonmoth/coins/aurelian_036.html

••• In der mittelalterlichen Justiz kommt vor: der Handfriede (mhd. hantvride; mlat. treuga manualis). Der durch Handschlag zugesicherte Friede.

Vgl. den Artikel im Deutschen Rechtswörterbuch

••• Sporadisch wird der Handschlag als Friedenszeichen in älterer erzählender Literatur erwähnt. Beispiel: Im mittelhochdeutschen »Kudrun«-Epos, in dem es von Kämpfen, Schlachten wimmelt, kommt die Gebärde einmal vor:

Dô sprach der recke Fruote [der Held F.]: «nu sichert ir uns bî
ze wesene dienstlîche [versprecht uns freundlich zu sein], sô lâzen wir iuch frî
urliuges [frei von Krieg] immer mêre [in der Zukunft] ûz mînes herren landen.»
die von Karadîne strahten dar den fride mit ir handen. [streckten zum Frieden die Hände dar]

Kudrun, hg. Karl Bartsch, überarbeitet von Karl Stackmann, Wiesbaden 1980; XVI. Aventiure, Strophe 833.

••• Genesis 26, 28ff.: Abimelech und andere sagten zu Isaak: "Wir haben klar gesehen, dass der Herr mit dir ist, und wir dachten: Zwischen uns und dir sollte ein Eid stehen. Wir wollen mit dir einen Bund schließen: 29 Du wirst uns nichts Böses zufügen, wie auch wir dich nicht angetastet haben; wir haben dir nur Gutes erwiesen und dich in Frieden ziehen lassen. […] 31 Früh am Morgen standen sie auf und leisteten einander den Eid.

Gerard Hoet (1648–1733) illustriert die Szene mit einem Handschlag:

Taferelen der voornaamste geschiedenissen van het Oude en Nieuwe Testament, En andere boeken, bij de heilige schrift gevoegt, door de vermaarde kunstenaars Hoet, Houbraken, en Picart getekent, en van de beste meesters in koper gesneden, en met beschrijvingen uitgebreid. ’s Graavenhaage: Pieter de Hondt 1728.


••• Krieg der Heiligen Liga: Im März 1513 verbündete sich Venedig mit Frankreich. Auf der Münze: Der Handschlag beim Friedensschluss zwischen Venedig (rechts der Doge vor dem Markus-Löwen-Wappen der Stadt) und Frankreich (links König Ludwig XII. vor dem Lilien-Wappen):

PER BEN DI STATI LIGA ET AMISTANZA FACTO HAN VENETIANI E IL RE DE FRANSA ≈ Zum Wohl der Staaten haben Bund und Freundschaft gemacht die Venetianer und der König von Frankreich.

Die Medaille ist abgebildet als Abb. 8 im RDK-Artikel "Friede"
https://www.rdklabor.de/wiki/Friede

••• Sebastiano Ricci visualisiert die Szene, wo Papst Paul III. den französischen König Franz I. mit Kaiser Karl V. vermittelt (Waffenstillstand von Nizza 1538): Handschlag der beiden Feinde.

La Pace di Nizza (entstanden 1687/88)
https://it.wikipedia.org/wiki/Sebastiano_Ricci.....:Sebastiano_Ricci_035.jpg

Auf diesem Plakat ist das Motiv der Handschlags mit dem der Friedenstaube liiert:



••• (Beitrag von Marc Winter UZH) Staatsbesuche können Routine sein, aber sie können auch Weltgeschichte schreiben. Vom 21. bis 28 Februar 1972 ging ein epochemachender Staatsbesuch über die Bühne, als US-Präsident Richard Nixon (1913–1994) seine im Vorjahr angekündigte und von Aussenminister Henry Kissinger vorbereitete Reise nach Peking unternahm, mit der er die Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und den Vereinigten Staaten nach einer langen Isolationsphase beendete. Richard Nixon traf dabei Ministerpräsident und Aussenminister Zhou Enlai (1898–1976) sowie Mao Zedong (1893–1976), den sichtbar alternden und zerfallenden Staats- und Parteichef der Volksrepublik seit deren Gründung 1949.

Am 22. Februar publizierte das Parteiorgan Renmin ribao ein Bild des historischen Treffens:

Dieser Staatsbesuch war voller neu geschaffener Symbolik, denn die vertrauten symbolischen Handlungen von Staatschefs – Kränze niederlegen oder Kontakt zur Bevölkerung – kamen noch nicht in Frage, dazu waren die ersten Schritte noch zu zaghaft und die Länder einander noch zu fern (diplomatische Beziehungen waren noch nicht offizialisiert).

Die Friedens- und Kooperationsbereitschaft der beiden Staaten sollte aber symbolisch zum Ausdruck gebracht werden. Zhou Enlai, der beim Anstossen stets darauf achtete, dass der Rand seines Glases tiefer war als jener des Gastes, machte hier eine Ausnahme und stiess mit Nixons Glas auf derselben Höhe an. Der Präsident seinerseits brachte als Besuchsgeschenk zwei aus Porzellan gefertigte Höckerschwäne mit, eine Skulptur des zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen US-Künstlers und Ornithologen Edward Marshall Boehm, die dieser «Birds of Peace» nannte.

Die grundlegendste Symbolik aber wohnte dem Händedruck inne, den Mao Zedong und Richard Nixon austauschten. Diese heute weltweit verwendete Geste ist aber im doppelten Sinne symbolisch, denn da der Händedruck eine westliche Erfindung ist (Menschen in Asien verneigen sich bekanntlich oder halten die Hände ehrerbietig vor dem eigenen Körper), spiegelt er neben der Kooperationsbereitschaft auch wider, in welch hohem Mass der imperialistische Westen das Konzept von Nationalstaat geprägt hat.

China hatte zur Kaiserzeit nie ein nationales Emblem, eine Fahne oder eine Hymne gehabt, erst durch das Bestreben, ein "moderner" Staat zu werden, wählte China diese Symbole der nationalen Identität, zu der eben auch der Händedruck zwischen Staatschefs zählt.

( Mehr zur Symbolik der Hand > http://symbolforschung.ch/Haende.html )

Die Mahlgemeinschaft

Vorbemerkungen:

Symposion, con-vivium (< das Zusammenleben)

Zur Tischordnung, wer die richtigen Gäste sind vgl. Lukas-Evangelium Kap. 14,7–21 > https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/lk14.html

Matthäus 9,9ff: Warum setzt sich euer Lehrer mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch? im Gegensatz zu den Pharisäern, die immer auf den Ehrenplatz aspirieren (Matth 23,6)

Wie kompliziert das in der höfischen Gesellschaft war, erhellt aus den einschlägigen Kapiteln bei Julius Bernhard von Rohr: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin 1729. Das VIII. Cap. Vom Tafel-Ceremoniel. https://www.deutschestextarchiv.de/book/show/rohr_einleitung_1729

Julius Bernhard von Rohr, Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728. Das IX. Capitul. Vom Traktieren und denen Gastereyen. https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/rohr_einleitung_1728

Das Friedensmahl im Nürnberger Rathaussaal 25. September 1649. Hier veranstaltete der wittelsbachische Pfalzgraf Karl Gustav, der spätere König Karl X. Gustav von Schweden (reg. 1654–1660), ein Festbankett.

Der Kupferstich von Wolfgang Kilian (1581–1663), basierend auf einem Gemälde von Joachim von Sandrart (1606–1688):

 

Aigentliche abbildung dess Fried- und Freuden Mahls, welches der Durchleuchtigste Herr Carol-Gustav Pfaltzgrav bey Rhein nach abhandlung der Præliminar tractaten, in dess Heiligen Reichs Statt Nürnberg auff dem Rahthaus Saal den 25 September, Anno 1649 gehalten.
https://www.wikidata.org/wiki/Q31885078 (Hinweis bei Hans Duchhard)

Die Kappeler Milchsuppe

Am Ende des Ersten Kappelerkriegs1529 (vgl. den Artikel https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008903/2009-11-12/) sei es nach zeitgenössischen Berichten zu einer Fraternisierung der beiden Parteien gekommen: Die Vertreter der katholischen Fünf Orte – Gebiete mit Viehzucht und Milchwirtschaft – stifteten die Milch, und diejenigen der reformierten Kantone – Gebiete mit Getreideanbau – Brot zum Eintunken in eine Suppe. – Der Krieg endete ohne Blutvergießen.

Uff ein tag brachtend etlich gsellen von den fünf orten ein mutten milch uff die wacht. Diewyl sy aber brots mangleten, stalten sy die mutten an mitten uff die march, batent die Zürcher, so uff der anderen syten stundent, brot darin zu brochen. Das geschach. Also aßent beid partheyen uß eyner mutten oder prenten, und doch ein jeder uff sym erterich – und welcher theyl mit dem löffel zu wytt in die prenten hangen wolt, so schlug ihm der ander theyl den löffel uff die knoden, sprechende: Friß uff dynem ertrich. Ich meyn, das hieß suber und früntlich kriegen.

Mutt: Hohlmaß für Getreide — Prente, Bränte: hölzernes Gefäß — March: Grenzzeichen, Grenze — Knoden: Knöchel

Johann Stumpf [1500–1577/78], Chronica vom Leben und Wirken des Ulrich Zwingli, [hg. Leo Weisz], 2., stark erw. Aufl., Zürich: Reformierte Bücherstube, 1932.

Kupfer nach einer Zeichnung von Ludwig Vogel (1788–1879), erschienen 1838
https://doi.org/10.3931/e-rara-40237

Meinrad Lienert [1865-1933], Zürcher Sagen, hg. von der Vereinigung der Schul-Bibliothekare der Stadt Zürich. Buchschmuck von Hans Witzig [1889–1973], Zürich, Verlag Rascher & Co 1918.

Bronzerelief an der limmat-seitigen Türe des Großmünsters in Zürich von Otto Münch (1885–1965), aus dem Jahr 1939 [!]; Foto von P.M.

Großartig ist das Bild von Albert Anker (1869) Link zu Wikipedia

Vgl. auch das Bild von Heinrich Thomann (1544–1619) aus der Reformationschronik von Heinrich Bullinger, Zentralbibliothek Zürich, Ms B 316 (ca. 1605/06)

Der Friedensschluss erwies sich sich allerdings als prekär. Zwingli hatte sein Ziel der Ausbreitung des Evangeliums auch in der Innerschweiz nicht erreicht. Im Gespräch mit Luther in Marburg im Herbst 1529 wurde keine Einigung erreicht. Zwingli fühlte sich isoliert, sein Handeln wurde immer nervöser und hektischer. Eine aktivistische Gruppe um ihn verlangte eine Unterwerfung der katholischen Orte. Diese kamen im Herbst 1531 den Zürchern zuvor. Erneut kam es zu einer kriegerischen Begegnung bei Kappel, in der das Zürcher Heer unterlag. Zwingli fiel in der Schlacht am 11. Oktober 1531.

PAX übernimmt die Rolle von Perseus

Kupfer von Wenceslaus Hollar (1607–1677) nach einer Vorzeichnung von Cornelis Schut (1597–1655) zum Westfälischen Frieden (1648) — Ausschnitt:

Das ganze Bild in hoher Auflösung digitalisiert vom Museum of New Zealand (mit anderer Interpretaion der Figuren): https://collections.tepapa.govt.nz/object/43742

Mythologischer Hintergund: Der Anblick von Medusa mit dem Schlangenhaar versteinert. Perseus überlistet sie, indem er sie in seinem spiegelnden Schild anschaut (Ovid, met. IV, 783) und sie so köpfen kann, wobei ihm Athene (griech.) / Minerva (röm.) die Hand führt (Apollodor, Bibliotheke II,41). Bei Lucan (Parsalia IV,669) hält Athena/Minerva ihm den Spiegelschild.

Hier eine Illustration der antiken Vorstellungen zum Vergleich:

Ciro Ferri (inv.) / Pietro Locatelli (del.) / Louis Roullet (sculp.) https://www.rijksmuseum.nl/en/collection/RP-P-OB-72.672

1648 nimmt PAX die Stelle von Perseus ein, am Boden liegt Medusa mit dem Schlangenhaar; ein helfender Engel hält den spiegelnden Schild; im Hintergrund Athene. Im Gegensatz zum Perseus der Mythologie hält PAX indessen kein Schwert in der Hand!

PAX bekämpft den (mythologisch dargestellten) Krieg aktiv

Wann der Gerechte Gott, durch unser Sünd gereitzet,
Den Rohten Ritter sendt, der Menschen mördt und schletzet (Apoc VI,4)
[…]
Dann seüffzet Jungs und Alts: Ach Gott, das übel wende! […]

Der Tugend Liebenden Jugend in Zürich, ab der Bürger Bibliothec, Am Neüwen Jahrs Tag 1680 — Kupfer von Conrad Meyer (1618–1689)

Im zitierten Vers aus der Apokalypse steht: Ein andres Pferd kam hervor, ein feuerrotes, und dem, der darauf saß, wurde gegeben, den Frieden von der Erde wegzunehmen, dass sie einander hinschlachten sollten …

Im Hintergrund des Bildes erkennt man den Tod vor auf dem Boden liegenden Leichen.

PAX hält eine Fackel gegen den Schild einer abgelegten Rüstung, auf dem Schild das Bild des (auch noch im Tode all, die es anschaut, versteindernden) Medusenhaupts.

Dazu noch mehr aus der Antike:

Bei Vergil (Aeneis XI,483) wird Minerva im Krieg der Trojaner um Laurentum angerufen als armipotens, praeses belli … virgo (≈ waffengewaltige, Jungfrau, Herrin des Krieges). Sie gilt u.a. als Erfinderin des strategisch klugen Kriegführens

Das von Perseus abgetrennte Haupt der Medusa setzt Athene (griech.) / Minerva (röm.) in die Mitte ihres Schildes. (Das ist eine Variante der Geschichte; ebenfalls erzählt von Apollodor, Bibliotheke II,46).

Minerva wird denn auch gerne mit diesem Schild abgebildet:

Jost Amman, Kunstbüchlin Darinnen neben Fürbildung vieler Geistlicher unnd Weltlicher Hohes und Niderstands Personen […], Franckfurt a. M. 1599

Der Schild führt allmählich ein ikonographisches Eigenleben: Maerten de Vos (1532–1603) und Crispijn de Passe (1564–1637) stellen die Ira (den Zorn) mit einem Medusenhaupt-Schild dar:

https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_D-6-66

Ira ferox ratione carens, stimulata furore
Quodlibet aggredior fervida atroxque nefas
Causa ego quòd Jacobi proles Sichemum ense trucidet:
Et Joabi dextra quòd vel Amasa cadat.

Zorn, wild, der Vernunft entbehrend, angestachelt von Wut,
Was beliebt, greife ich an, kochendes und schreckliches Unheil.
Grund bin ich, dass Jakobs Sippe den Sichem mit dem Schwert umbringt:
Und dass durch Joabs Rechte sogar Amasa fällt.
(Übers. von Th.Gehring)

Hinten links angeschreiben: 2 Regum 20 (= 2.Sam. 20 [4–10]): Dies erregte die Eifersucht Joabs, und er erschlug Amasa auf listige Weise und erlangte seine Position an der Spitze des Heeres wieder – die Stelle wird im Text unter dem Bild erwähnt. — rechts: Genesis 34 [insbes. 25ff.]: das Blutbad zu Sichem.

Minerva als Friedensbringerin (pacifera)

 

Agostino Carracci (1557–1602), Sapientia Martem depellente Pax et Abundantia cogaudent = Stich (1589) nach dem Ölbild von Tintoretto (Iacobus Tinctoretus pinxit [1578]) https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_U-2-110

Minerva weist den voll-gerüsteten Mars mit einer Handbewegung zurück, während sie die rechte Hand PAX auf die Schulter legt, die einen Olivenkranz trägt und sich Abundantia zuwendet, die eine Cornucopia (Füllhorn) hält. .

(Auf dem ähnlichen, etwas überladenen Bild von Rubens 1629 wird deutlich, was die Geste mit dem mit einem Tuch zugedeckten Busen der Pax bedeuten mag: Aus der Brust von Pax entquillt ein Milchstrahl.)

Der Krieg wird erdrosselt

John Heartfield (1891–1968):

Volks-Illustrierte, Jahrgang I, Nr. 3, Prag, 2.9.1936https://heartfield.adk.de/node/6485

Zum Brüsseler Weltfriedenskongress / Fotomontage nach einem offiziellen Plakat des französischen Schul-Ministeriums zum "Tag des Friedens" in St. Cloud, 9. VIII. 1936. (Der Spanische Bürgerkrieg war bereits ausgebrochen.)

Die Friedensstatue fällt nicht um

Giuseppe Maria Mitelli (1634? – 1718), 1698:

https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_1852-1009-1032

Satire auf die Versuche der europäischen Mächte, den Frieden nach dem Vertrag von Ryswick zu stützen: Vier Männer, die Großbritannien, Spanien, Deutschland (Schauw Wohl das nicht breche.) und Frankreich repräsentieren, stützen eine Friedensstatue, die von Türken beobachtet wird, die sich über die Aussicht auf ein vereintes Europa Sorgen machen: Se non cade, noi siam morti.

... von süßer Friedens-Ruh schlaffend

Das von süsser Friedens-Ruh schlaffend, und über heuntigen Welt- und Kriegs-Lauff Träumende Teutschland.

Library of Congress Prints and Photographs Division

Das (undatierte, stilistisch ins 17.Jh. zu setzende) Bild bezieht sich auf einen der vielen Türkenkriege, vor denen das Deutsche Reich verschont blieb.

Aus den Bild-Erläuterungen: (1) Teutschland schläft voller Friedensruhe auf einem Thron, den (4) Ölzweig des Friedens in der Hand; im Schoß ruhen (2) Adler und (3) Löwe als langen Kämfens müde. Sie hat einen Traum: Ein (6) Hahnenkrähen bringt die Nachricht, dass Europens Volck in Harnisch ward gebracht. Verschiedene Nationen (7) – (11) beraten sich, worauf Teutschland erwacht und erkennt, was die Ruhe stört: Der einen Sichel-Mond in seinen Fahnen ehret (vgl. die türkischen Angreifer bei 12 und 13 und die Seeschlacht bei 14). Sie seufzt: Wo seyt ihr meine Fürsten? Und du mein Himmels-Fürst! Sollst du nach Blut dann dürsten? und wünscht sich erneut Ruhe und schläft wieder ein.

Satiren

Jan van der Veen (1578–1659):

Ian van der Veens Zinne-Beelden, oft Adams appel. Verciert met seer aerdige Const-Plaeten mitsgaders Syne oude ende nieuwe ongemeene Bruydt-lofs ende Zege-zangen, t'Amsterdam: Everhard Cloppenburgh 1642. https://archive.org/details/gri_ianvanderveen00c2v/page/n39/mode/2up

Ein anonymes Gedicht verspottet den Versuch von König Wenzel IV., die Zustände im Reich durch den Landfrieden vom 6. Januar 1398 zu verbessern.

Ir herren gent [gebt] mir daz botten brot, [Lohn für Überbringung einer guten Nachricht]
der römische kunig ist noch nit tot,
er wil dem lande machen fride.
Er het geboten bi der wide [bei Androhung der Strafe des Erhängens]
daz jederman sin kriegen lasse.

Der Krieg soll ausgesetzt werden, bis fünf Leute zusammenkommen, die im folgenden genannt werden:

Der erste ein bader [Barbier] wesen sol
der nie geswitzete, merckent wol.
Den anderen ich bie erzöige,
ein underköifer [Makler] der nie geloug.
Den dirten nenne ich an dirre zal,
ein müller der nie gestal.
Den vierden nenne ich an dirre frist,
einer der rudig [räudig] oder kretzig ist
und do hi nie gegucket [gekratzt] hat,
der fueget wol an disen rat.
Der fünfte scheideman [Schiedsmann]
der sol sin ein spiler
der do reiset [niedersinkt] bi dem win
und alle tage tribet sin ungevur [üble Dinge treibt]
und doch dobie nie geswur.
[…]

Zeitschrift für deutsches Alterthum 1 (1841), S.428–438. https://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?345204107_0001|log44

Text mit moderner Übersetzung in: Gedichte 1300–1500 nach Hss. und Frühdrucken, hg. von Eva und Hansjürgen Kiepe (Epochen der deutschen Lyrik, Band 2), dtv 4016, München 1972, S. 170ff.

Eine ähnliche Satire stammt vom Spruchdichter Muskatblüt (erste Hälfte des 15.Jhs.); hier einige Ausschnitte:

... sint alle ding sint worden slecht
symoney ist vergangen
die priesterschafft die helt sich recht
in hoffart si nit brangen
mit yrem guott ---- kein ubermuot
sit man si nit me driben.
ir fursten hörent nuwe mer
kein wucherer vint man nit mer
in keynem her
die jarzal sol man schriben!

.. seit alle Dinge ins Lot gekommen sind. Die Simonie [Kauf von kirchlichen Ämtern] ist verschwunden, die Priesterschaft beträgt sich korrekt, sie prangen nicht mit Hoffart, man sieht sie keinen übertriebenen Aufwand mehr mit ihrem Besitz treiben. Ihr Fürsten, hört die Neuigkeiten: In keinem Heer findet man mehr einen Wucherer – diese Jahrzahl sollte man schriftlich festhalten!

Wo ich vß gee     ich hör nymme
van gyricheit.     uch si geseit
daz alle geistlich orden
Die münch wol halff geheiliget sint,
ordenlich steit ir leben,
die nonnen dragen nymmer kint
ir büesse halden si eben
wan ir gebet ist     allwege stet
der münch vnd ouch der Nonnen.

Wo ich hinkomme, höre ich nichts mehr von Habgier. Euch sei kundgetan, dass die Mönche aller Orden nahezu heilig geworden sind. Ihr Leben verläuft der Regel gemäß; die Nonnen bekommen keine Kinder mehr; getreulich verrichten sie ihre Buße, den ihr Gebet hört gar nicht mehr auf, das der Mönche und der Nonnen.

Usw., der letzte Vers nach dieser mehrere Stände durchgehenden Friedensutopie lautet:

ach musgatplut, wie seer hastu gelogen!

Lieder Muskatblüt's, besorgt von E. von Groote, Cöln: DuMont-Schauberg, 1852, Nr. 62

Text mit moderner Übersetzung in: Gedichte 1300–1500 nach Hss. und Frühdrucken, hg. von Eva und Hansjürgen Kiepe (Epochen der deutschen Lyrik, Band 2), dtv 4016, München 1972, S. 206ff.

Die Lieder Muskatbluts, herausgegeben und kommentiert von Jens Haustein und Eva Willms, Stuttgart: Hiersemann 2021 (Bibliothek des Lit. Vereins Stuttgart, Band 356), Lied Nr. 18.

Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658): »Nathan und Jotham: Das ist Geistliche und Weltliche Lehrgedichte...« Nürnberg: Endter 1650.

Nr. LXXXI. Krieg und Fried.

Der Fried beschwerte sich über den Krieg / daß er von ihme verjagt / die Länder verderbt / die Stätte in die Aschen gelegt / gantze Königreiche verheeret werden. Der Krieg sagte daß er ein Straff-Richter von der Göttlichen Gerechtigkeit gesandet / Rache zu üben wann die Buß- und Fasttäge zu Freß- und Festtagen / die Sonntäge zu Sündentagen / die Feyrtäge zu Freytägen / die Hochzeiten zu Dienst- und Jochzeiten gemachet werden. Wann Gottes Ehre verunehret / die Heiligen zu Heulenden / die Frommen zu Stummen gemachet / der Wittben und Waisen Noht für Spott gehalten / und sich der Armen nicht erbarmet wird. So wenig also einem Nachrichter oder Henker zuverargen / daß er das rechtmässige Vrtheil an den Vbelthäter vollziehet; so wenig seye ihm sein Verfahren übel zu deuten. Der Fried musste dieses alles geständig seyn / und sagte daß die Haubtursachen solches Vbels seyn die Wörtlein / Mein und Dein / were deßwegen rahtsam / daß man dem Wörtlein Mein zu einem Zuchtmeister vorsetzte ge die Vorsylben / daß es solte werden gemein; das Wörtlein Dein / welches auch den Neid in sich hätte solte man verwandlen in dien / verstehe den Nechsten: Nun soll dem Wörtlein muß die Vollziehung dieses Rahtschlags anbefohlen werden.

Fritz Gilsi (1878–1961) ist nicht so sicher überzeugt, ob 1947 der Frieden zustandkommt: Präsident Truman (von 1945 bis 1953 Präsident der Vereinigten Staaten) forderte 1947 eine "Eindämmung“ des Kommunismus (Containment-Politik): Es sollte zum aussenpolitischen Grundsatz der USA werden, "freien Völkern beizustehen, die sich der angestrebten Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch äußeren Druck widersetzen." (https://en.wikipedia.org/wiki/Truman_Doctrine)

Europas neueste Gouvernante

Nebelspalter Band 73 Heft 25 (19. Juni 1947)
https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=neb-001%3A1947%3A73#5881

 

Idylle?

Während des Deutsch-Französischen Kriegs (1870 bis 1871) – am 28. Januar ergab sich Paris formal und es trat ein auf 21 Tage befristeter Waffenstillstand in Kraft – publiziert Honoré Daumier (1808–1879) am 6. März 1871 in CHARIVARI dieses Bild:

Es zeigt den Tod in Gestalt eines Skeletts, das – die Beine lässig übereinandergeschlagen – inmitten einer mit Skeletten übersäten Landschaft wie ein bukolischer Hirte den Aulos ° spielt. Die Bildunterschrift LA PAIX — Idylle ist zynisch.

Das Instrument könnte einen üblen mythologischen Hintergrund haben: Der Aulós spielende Satyr Marsyas forderte den Lyra spielenden Apoll zu einem Wettstreit heraus; Apoll gewann, hängte Marsyos an einen Baum und zog ihm die Haut ab.

Verschiedene antike Autoren erzählen das, insbes.:

  • Apollodor, Bibliotheke I,2 Apoll verwendet einen fiesen Trick: Er spielt anschließend mit umgekehrter Kithara und verlangt von Marsyas, er solle dasselbe mit umgekehrter Flöte machen.
  • Hygin, Fabulae Nr. 165 (derselbe Trick)
  • Diodor, Historische Bibliothek 3, 59, 2–5: Marsyas findet beim Publikum zunächst mehr Beifall; darauf verlangt Apoll, dass sich die beiden mit Gesang begleiten, was ja mit der Flöte unmöglich ist. Dann erhält Apoll mehr Beifall und gewinnt den Wettstreit.
  • Ovid, Fasti 6, 697–708.
  • Ovid, Metamorphosen 11, 150–193.

Relief an einem Tempel in Mantineia, Heiligtum der Leto (ca. 330/320 v.u.Z.). In der Mitte steht bereits ein Sklave mit einem Messer, um M. zu schinden....
Athen Nationalmuseum

°) Danke, Thomas, für die Identifikation des Musikinstruments!

Auß Krieg frid

Liber emblematum D. Andreæ Alciati, nunc denuo collatis exemplaribus ... editus; Kunstbuch Andree Alciati von Meyland ..., Franckfurt am Main: Sigismund Feyerabend for Georg Raben and Simon Huoters 1566. https://www.emblems.arts.gla.ac.uk/alciato/emblem.php?id=A67a153

Nummer CLIII : Ex bello pax.

En galea, intrepidus quam miles gesserat: & quae
Saepius hostili sparsa cruore fuit.
Parta pace apibus tenuem concessit in usum
Alveoli: hincque favos grataque mella gerit.
Arma procul iaceant: fas sit tunc sumere bellum:
Quando alia [Quum aliter] pacis non potes arte frui.

Da ein Helm, den ein unerschrockener Krieger getragen hatte: und der
öfters mit feindlichem Blut besprengt war.
Nach dem Friedensschluss liess er ihn den Bienen zu zartem Gebrauch
als Bienenstock: seit da enthält er Waben und den beliebten Honig.
Die Waffen sollen fern bleiben: erlaubt sei es, den Krieg aufzunehmen,
sofern man anders den Nutzen (die Kunst) des Friedens nicht geniessen kann.
(Übers. von Th.Gehring)

Übersetzung von Jeremias Held (1566):

Auß Krieg frid

Sich an den Helm den auff hat gführt
Der Stoltze Kriegsmann ungeirt
Der auch offt ist in grosser not
Worden bsprengt mit deß Feinds blut rot
Der ist jetzt geben den Binen
Zu eim Binkorb und Hauß drinnen
Sie ire Wab und Honig süß
Machen mit fleiß on all verdrüß
All Schwert und Waffen seyen weit
Und man auch nicht ehe greifft zum streit
Dann so man mit keinr andern kunst
Erlangen kan den friden sunst.

Der Elefant unterm Joch

Hannibals Zug über die Alpen (anno 218 v.u.Z.) wird von Livius so spektakulär geschildert, dass er immer wieder zu Visualisierungen angeregt hat. Livius, »ab urbe condita« (Buch 21, ¶ 31–39; erwähnt werden die Elefanten in ¶ 34,5 und 35,1).

Holzschnitt von Jost Amman (1539–1591) in: Von Ankunfft vnd Ursprung deß Römischen Reichs / der alten Römer herkommen / Sitten/ Weyßheit/ Ehrbarkeit / löblichem Regiment / Ritterlichen Thaten. Jetzund auffs neuw auß dem Latein verteutscht/ […] Mit schönen Figuren geziert/ … Frankfurt/Main: Raab / Feyrabend / Han 1568. Jahr der Stadt 5236; ¶ 46

Unter Kaiser Tiberius soll eine Statue des vergöttlichten Augustus in einer Prozession auf einem von Elefanten gezogenen Wagen paradiert sein, offenbar als Friedenssymbol gemeint.

Davon gibt es antike Münzen, z.Bsp. den von Gorny & Mosch (https://auktionen.gamcoinart.de) verkauften Denar aus dem Jahr 19 v.u.Z.:

»Die von den drei Münzmeistern P. Petronius Turpilianus, Aquillius Florus und Marcus Durmius gemeinsam verwendeten Motive haben einen deutlichen Bezug zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen unter Augustus: Ein Mann mit Ölzweig lenkt eine Biga, die von zwei Elephanten gezogen wird. Die Münze feiert die indische Gesandtschaft des Jahres 20 v. Chr.« — Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Publius_Petronius_Turpilianus_(Münzmeister)

Andrea Alciato (1492–1550) übersetzte eine Reihe von Texten der »Anthologia graeca« ins Lateinische, darunter auch diesen (9, 285), wo es heisst, der kampferprobte Elefant habe jetzt seinen dicken Hals unter das Joch gebeugt und ziehe den Wagen des göttlichen Kaisers. Das wilde Tier werfe die Ausrüstung des Krieges ab und führe stattdessen den Vater der guten Ordnung.

Die Illustratoren seiner Sammlung von Alciato haben (1531 ohne sein Wissen) diese Texte illustriert; hier eine spätere Fassung:

Emblemata Andreae Alciati ... : postremo ac ultimo ab ipso authore recognita, imaginibusque, vivis ac lepidis denuo artificiosissime illustrata. Adiecta sunt insuper perelegantia ac docta epimythia seu affabulationes, […] Francofvrti ad Moenvm 1567.

Turrigeris humeris, dentis quoque barrus eburni
Qui superare ferox Martia bella solet,
Supposuit nunc colla iugo stimulisque subactus,
Caesareos currus ad pia templa vehit.
Vel fera cognoscit concordes undique gentes:
Proiectisque armis munia pacis obit.

Der Elefant mit turmtragenden Schultern sowie elfenbeinernem Zahn,
Der die Kriege des Mars wild zu beherrschen pflegt:
Hat nun unterwürfig seinen Hals dem Joch und dem Stachel unterzogen,
Er zieht den kaiserlichen Wagen zum geweihten Tempel.
Zwar ein Tier, versteht er als einträchtige überall die Völker:
Er wirft die Waffen weg und tritt den Dienst für den Frieden an.
(Übers. von Th.Gehring)

Übersetzung von Wolfgang Hunger in der Ausgabe Paris: Ch.Wechel 1542:

LXXX. Frid.

Was geschicht verandrung in der welt,
Vor zeiten dient ein Elephant
Allein zu krieg, vnd im dem veld,
Ietz an des Kaysers wagen gspandt,
Dient er gar vil in andermm stand,
Einem getzæmptem roß geleich:
Als wer auch disem thier bekannt,
Das frid ist in dem gantzen reich.

Übersetzung von Jeremias Held (in der Ausgabe Kunstbuch Andree Alciati […] Franckfurt am Mayn bey Georg Raben/ in verlegung Sigmund Feyrabends vnd Simon Huters. M.D.LXVII.):

Der Helffand mit seim weissen bein
Der Thürn tregt auff dem rucken sein
Der auch in schlachten streit und Krieg
Freidig und kün behelt den Sieg.
Jetz aber hat er underß joch
Sein halß gegeben und zeucht noch
Darzu deß Keysers Wagen rhumb
Zu der Götter Tempel und Thumb.
Diß grausam Thier auch merckt zumal
Das frid sey undern Völckern all
Legt ab deß Kriegs Waffen und sterck
Und nimpt an sich deß frides werck.

freidig ≈ mutig — zeucht ≈ zieht — Thumb ≈ Gotteshaus

Fake-Frieden


Unter dem Deckmantel des Waffenstillstands:

Barthélemy Aneau [ca.1510–1561], Picta Poesis. Vt Pictvra Poesis Erit. Lugduni [Lyon] Bonhomme 1552. Pag. 43. https://archive.org/details/bub_gb_Yyr6BVPnrgAC/page/n57/mode/2up https://www.emblems.arts.gla.ac.uk/french/emblem.php?id=FANa036

PAX ARMATA HAEC

Quid caeruleo sub peplo signat Amazon:
Quae risum simulans ringitur ore truci?
In manibus cuius gladium praetendit oliva.
Tranquillo pro oleo defluit unde liquor?
SIC pingenda venit mundanae pacis imago,
Quae fictis reparat bella sub induciis.

≈ Was bedeutet diese Amazone in ihrem blauen Kleid, die mit einem grausamen Mund knurrt, während sie ein Lächeln vortäuscht? Sie hält ein Schwert und einen Ölzweig in der Hand, aus dem keine andere Flüssigkeit tropft als friedliches Öl? So sollte man die Figur des weltlichen Friedens malen, die unter dem Deckmantel des Waffenstillstands neue Kriege vorbereitet.

Hinterlist:

Der Fuchs spricht zu den auf dem Baum sitzenden Hahn und Henne, er wolle sie der Freude teilhaftig machen, dass alle Tiere ein Concilium gehalten haben, drin ein stäter ewiger frid aller lebendiger thiere vndereinander ist beschlossen worden. Deshalb mögen sie herabkommen. Der Hahn erkennt die List und tut so, als ob er in die Weite schaute. Dort sehe er zwei Hunde, die herankommen, um diesen Frieden ebenso zu verkündigen. Darauf entfernt sich der Fuchs.

XL. EMBLEMATA miscella nova. Das ist: XL underschiedliche Außerlesene Newradierte Kunststuck: Durch Weiland den Kunstreichen und Weitberuempten Herrn Christoff Murern von Zürych inventiret unnd mit eygener handt zum Truck in Kupffer gerissen; An jetzo erstlich Zuo nutzlichem Gebrauch und Nachricht und allen Liebhabern der Malerey in Truck gefertiget/ vnd mit allerley dazu dienstlichen aufferbaulichen Reymen erkläret: durch Johann Heinrich Rordorffen/ auch Burgern daselbst. Gedruckt zuo Zürych bey Johann Ruodolff Wolffen. Anno M.DC.XXII.
http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-10598

Die Fabel hat Christoph Murer (1558–1614) der Sammlung von Heinrich Steinhöwel / Sebastian Brant entnommen: Esopi appologi sive mythologi: cum quibusdam carminum et fabularum additionibus Sebastiani Brant, Basel: Jacob Wolff von Pfortzheim, 1501. https://mateo.uni-mannheim.de/desbillons/esop/seite245.html

Auch hier ist sie abgedruckt: Jn disem Buch ist des ersten teils: das leben vnd fabel Esopi: Auiani: Doligani: Adelfonsi: mit schympffreden Pogij. Des andern teils vszüge schoner fabeln vnd exempelen Doctoris. S. Brant: alles mit synen figuren vnd Registern, Straßburg: Johann Prüß 1508. Blatt CVIII = Ende des ersten Buchs, Nummer xxiiij
https://mdz-nbn-resolving.de/bsb00001850

Das Kamel hat’s doch geschafft!

Publiziert ein Jahr nach dem Westfälischen Frieden:

Was du nicht glaubtest/ das geschiht.

Wie soll nicht ein Camel durch eine Nadel gehn?
Wenn du den Teutschen Fried jetzt wider sihst entstehn.

Vgl. die Rede Jesu vom Kamel, das nicht durch ein Nadelöhr gehen kann > Matthäus 19,24 | Markus 10,25 | Lukas 18,25

Johann Vogel [1589–1663]: Meditationes emblematicae de restaurata pace Germaniae = Sinnebilder von dem widergebrachten Teutschen Frieden, Francofurti: Zunnerus 1649. https://archive.org/details/meditationesembl49voge/page/n17/mode/2up https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PPN595924832

Tierfriede in der messianischen Zeit

Jesaias 11,6ff.: Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, ...

Illustrirte Pracht-Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, Leipzig, Dresden: Payne 1862.
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11224878?page=1002


Berühmt ist das Bild von Edward Hicks (1780–1849), das über den Tierfrieden hinaus im Hintergrund auch einen Menschenfrieden andeutet:

Detail:

https://www.nga.gov/collection/art-object-page.59908.html

Variante, ebenfalls von Hicks > https://www.metmuseum.org/art/collection/search/11081

William Strutt (1825–1915) hat 1896 ein ähnliches Bild gemalt:


Der Tierfrieden erscheint auch – freilich nicht messianisch gedacht – in der heidnisch-antiken Literatur, wie V. Buchheit an einer Fülle von Texten gezeigt hat.

❑ Vinzenz Buchheit, Tierfriede in der Antike, in: Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft [N.F.] Bd. 12 (1986), S. 143–167.
https://doi.org/10.11588/wja.1986.0.26878

Wilhelm Nestle, Der Friedensgedanke in der antiken Welt, Leipzig 1938.

Erika Dinkler - v.Schubert, Artikel "Tierfriede" in: Lexikon für christliche Ikonographie, Band 4 (1972), Sp. 317–320.

Empedokles (ca. 495 – ca. 435) schreibt über das (vergangene) Goldene Zeitalter: Da war alles Getier zahm und den Menschen zutunlich, die wilden Tiere wie die Vögel, und alles erglühte in Liebe. (Fragment 130)

Vergil (70 – 19), Bucolica, Carmen 4 über den künftigen Äon: … nec magnos metuent armenta leones […] occidet et serpens et fallax herba veneni occidet ≈ die Rinder fürchten sich nicht vor den mächtigen Löwen, … die Schlange stirbt aus; das trügerische Giftkraut wird untergehen. (Verse 21ff.)

Vergil, Bucolica, Carmen 5: Zwei Hirten, Mopsus und Menalcas, betrauern in Liedern den Tod von Daphnis. Menalcas besingt den Frieden unter den Tieren wie zwischen Menschen und Tieren, wie Daphnis diesen geliebt habe: (Vers 60f.) nec lupus insidias pecori nec retia cervis ulla dolum meditantur: amat bonus otia Daphnis. ≈ Der Wolf belauert die Schafherde nicht mehr, und keine tückischen Netze umschlingen den Hirsch. Der wohlgesinnte Daphnis liebt den Frieden.

Horaz beruhigt (in Ode I,17) Tyndaris, sie brauche in seiner Gesellschaft nichts zu befürchten:

Inpune tutum per nemus arbutos
quaerunt latentis et thyma deviae
olentis uxores mariti
nec viridis metuunt colubras
nec Martialis haediliae lupos, …

Gefahrlos schnüffeln Weibchen des stinkenden
Geißbocks nach süßen Früchten im stillen Hain,
nach Thymian auch, schweifend im Wald,
fürchten sie nicht die gefleckte Schlange,
und nicht die Böckchen Wölfe, das Tier des Mars.

Horaz verwendet die Vorstellung des Tierfriedens auch zynisch. Er richtet sich in Epode 16 an das römische Volk. Es herrscht Bürgerkrieg in Rom nach Caesars Ermordung: Rom stürzt zusammen aus eigener Kraft. Ratschlag: Flucht aus der Stadt. Das Adynaton (die rhetorische Figur der Umschreibung mittels einer Natur-Unmöglichkeit) bekräftigt den Verzicht auf eine Wiederkunft: Zurückkommen werde man erst, wenn Felsen vom Meeresgrund sich hebend schwimmen, wenn der Appenin ins Meer stürzt,

[…] iuvet ut tigris subsidere cervis,
     adulteretur et columba miluo,
credula nec ravos timeant armenta leones
     ametque salsa levis hircus aequora.

≈ wenn es die Tigerweibchen freut, von Hirschen begatten zu lassen, und die Taube mit dem Falken buhlerisch liebkost, und Rinder vertrauensselig die rotgelben Löwen nicht fürchten, und der zottenlose Geissbock die Salzflut liebt.

Interessant die Überlegung von Philo von Alexandrien, »Über Belohnungen und Strafen«, in: Werke in deutscher Übersetzung, hg. Leopold Cohn, Isaak Heinemann, Maximilian Adler, Willy Theiler, Band 2, Breslau 1910:

¶ 15. Es besteht ein beständiger, unversöhnlicher Kampf, wie zwischen Wolf und Lamm, so auch zwischen allen Tieren, Wasser- wie Landtieren, und allen Menschen; ihn vermag kein Sterblicher zu beseitigen, der Ewige allein beseitigt ihn, wenn er Menschen der Errettung für würdig erachtet, die friedlichen Charakters sind und einträchtiges Zusammenleben gern haben, bei denen der Neid entweder überhaupt keine Stätte findet oder rasch verfliegt, weil sie gewillt sind ihre Glücksgüter zu allgemeinem Gebrauch und Genuss auf den Markt zu tragen. O möchte doch dieses Glück einstmals unserm Leben leuchten, o könnten wir jene Zeit schauen, in der die wilden Tiere einst zahm sein werden! Zuvor aber müssen die wilden Tiere in unserer Brust gezähmt werden, … Oder wäre es nicht töricht zu glauben, dass wir den Schädigungen von wilden Tieren draussen entrinnen werden, wenn wir die (Tiere) in unserm Innern immerfort zu furchtbarer Wildheit antreiben? Wir dürfen daher die Hoffnung nicht aufgeben, dass nach Bezähmung der Tiere in unserer Brust auch die Tiere draussen zahmer sein werden. Dann, glaube ich, werden Bären und Löwen und Panther und die indischen Elefanten und Tiger und alle anderen an Kraft und Stärke unüberwindlichen Tiere ihr einsames Leben aufgeben und sich zu den anderen gesellen …

Das Motiv wird in der barocken Emblematik wiederverwendet. Julius Wilhelm Zincgref (1591–1635) spielt an an die Geschichte von Orpheus (vgl. Ovid, Metamorphosen XI, 1 und 20ff.), der mit mit seinem Wohlklang die wilden Tiere zähmte — so soll der Herrscher sein Amt sanft ausüben.

Peragit tranquilla potestas. – Sanfte Gewalt setzt sich durch.

Die Milde eines Königs leitet ganz leicht das wildeste Volk, und er zwingt es sanft und führt es dorthin, wo es ihm gut scheint; dagegen wird er durch Zwang nie seine Zufriedenheit erlangen.

Emblematum ethico-politicorum centuria Julii Guilielmi Zincgrefii [Kupferstecher: Matthaeus Merian der Ältere], [Frankfurt am Main]: de Bry 1619.
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/zincgref1619

Karikaturen

Der Karikaturist in »Der wahre Jacob« Nr. 844 November 1918 (ohne Signatur) scheint den Versailler Friedensverhandlungen nicht zu trauen; er zeichnet eine Persiflage des Tierfriedens:

https://doi.org/10.11588/diglit.8260#0194

 

Jean Leffel (1918-2001) (wohl aus dem »Canard enchaîné« 1978):

PAX wird nicht zum Konferenzssaal der UNO zugelassen mit der Begündung: Désolé! Pour des invités, une tenue décente est de rigueur .... (1978 war ein politisch umtriebiges Jahr: SALT- Verhandlungen, Atomsperrvertrag, Camp David u.a.m.)

Nicht bei allen ist Pax willkommen

https://en.wikipedia.org/wiki/John_Luttrell_%28painting%29

Von Hans Eworth (ca. 1525 – nach 1578) gemaltes allegorisches Porträt von Sir John Luttrell (ca. 1518/19 – 1551), der hüfttief im Meer steht, den rechten Arm erhoben und die Faust vor der Personifikation des Friedens (mit Ölzweig in der Hand) trotzig schüttelnd. Im Hintergrund ein vom Blitz getroffenes sinkendes Schiff auf der stürmischen See. — Die Inschriften auf seinen Armbändern lauten: Nec Fingit Discrimen (≈ weder formt [ihn] die gefährliche Lage; bezieht sich evtl. auf die Schlacht von Broughty Castle, wo er besiegt wurde) und Nec Fregit Lucrum (≈ noch hat [ihn] zermalmt die Habsucht; wohl eine Anspielung auf das Lösegeld, das die Engländer für seine Befreiung bezahlen mussten).

Die Deutung des Bilds ist schwierig. Es wird u.a. angenommen, dass das Gemälde Sir Johns Wut ausdrückt über den Friedensvertrag von Boulogne vom 24. März 1550, der Englands langen Krieg mit Schottland und Frankreich beendete; das Schiff ist wahrscheinlich die Mary of Hamburg, die er während eines seiner Schottlandfeldzüge befehligte. John Luttrell blieb nach dem Vertrag in schottischer Gefangenschaft, bis seine Schulden und das Lösegeld im September 1550 beglichen waren.

Genaueres hier > https://en.wikipedia.org/wiki/John_Luttrell_(soldier)

Si vis pacem, para bellum

Wenn Du Frieden willst, rüste dich für den Krieg. – Der Spruch geistert durch die Jahrhunderte.

Flavius Vegetius Renatus (4.Jh. u.Z.), Epitoma rei militaris, III. Buch, Vorwort:

Qui desiderat pacem, praeparet bellum.

Livius, ab urbe condita VI, xviii,7:

Ostendite modo bellum; pacem habebitis. ≈ Zeigt nur den Krieg, und ihr werden Frieden haben! Lasst sehen, dass ihr zur Gewalt entschlossen seid, so werden sie selbst ihre Ansprüche fallen lassen!

PRO DEO ET PATRIA

Für Gott und das Vatterlande seyn allein gerechte Waaffen/
Dise sol ein kluoger Stand in dem Friede Zeitlich schaffen/
    Damit nicht durch Krieges-Blitze/ und des Mavors
[Mars] donnerpfeil
    Übereilter wehrlos sitze und dem Feind werd zuotheil.

[…]

[Neujahrsblatt der] Gesellschaft der Constaffleren im ZeügHauß zuo Zürich A° 1689 (Radierung von Johannes Meyer [1655–1712])
https://dx.doi.org/10.3931/e-rara-65332

Mars (für das Kriegswesen) und Athene (für die Wissenschaft) zusammen sorgen für das Wohl der Stadt. (Was für ein geflügeltes Wesen mit Posaunen fliegt auf einem Pegasus hinten vom Himmel herunter?)

Anhang: Pictogramme, die nicht "Frieden" bezeichnen

••• Das Christusmonogramm besteht aus den ligierten griechischen Groß-Buchstaben Chi (X) und Rho (P), den ersten beiden Buchstaben des Namens Christos. Die Ähnlichkeit mit den lateinischen Buchstaben P und X hat zur irrigen Annahme geführt, es sei eine Abkürzung von PAX. Der Fehler ist indessen gar nicht so dumm, wenn man Epheserbrief 2,14 liest. https://www.bibleserver.com/HFA/Epheser2

 

••• Das Zeichen wird gerne "Sign of Peace" genannt; genau genommen meint es aber: Atomare Abrüstung. Gerald Herbert Holtom (1914–1985) entwarf auf der Basis des Winkeralphabets das Logo für die Campaign for Nuclear Disarmament. (Der Kreis steht für die gesamte Erde oder nach anderen für die noch Ungeborenen.)

 

••• Und Churchills Handgestus meinte nicht "Frieden", sondern Victory:

Epilog

Wenn man die Friedens-Symbole, Personifikationen, Embleme, Attribute durchsieht, muss man doch sagen: Viele besinnliche Ideen und sinnenhafte Umsetzung davon! — Doch was haben sie bewirkt? "Militärische Spezialoperationen" haben sie nicht verhindert. Discordia öffnete immer wieder die Tore des Janustempels, und weder Mercurs Stab noch die Taube mit dem Ölzweig vermochten das zu verhindern.

••• Tibull, Elegien I, x, 45ff.

Interea pax arva colat. pax candida primum
     Duxit araturos sub iuga curva boves,
Pax aluit vites et sucos condidit uvae,
     Funderet ut nato testa paterna merum,
Pace bidens vomerque nitent, at tristia duri
     Militis in tenebris occupat arma situs

Die Göttin des Friedens möge inzwischen den Acker bestellen. Die strahlende Göttin des Friedens führte zum ersten Mal die Ochsen, die pflügen sollten, unter das gebogene Joch. Die Göttin des Friedens lässt den Wein wachsen und schuf die Säfte der Traube, damit der väterliche Krug dem Sohn den Wein ergieße. Durch die Göttin des Friedens glänzen Hacke und Pflugschar, aber der Rost bemächtigt sich im Dunkeln der schmutzigen Waffen des rauen Soldaten. (http://dr-peter-wieners.de/)

••• Augustinus, »De Civitate Dei«, 19. Buch, 12. Kapitel:

pacis igitur intentione geruntur et bella, ab his etiam, qui uirtutem bellicam student exercere imperando atque pugnando. unde pacem constat belli esse optabilem finem. omnis enim homo etiam belligerando pacem requirit; … ≈ Kriege werden also immer um des Friedens willen geführt, selbst von denen, die ihre Kriegstüchtigkeit gerne kommandierend in der Schlacht üben; mithin ist der wahre Zweck des Krieges der Frieden. Es sucht jeder durch Krieg nur den Frieden, ...

••• Friedrich von Logau (1605–1655): »Salomons von Golaw deutscher Sinn-Getichte drei Tausend«, Breslau: In Verlegung Caspar Kloßmanns [1654]. Deß ersten Tausend fünfftes Hundert; 49. Deß Krieges Buchstaben

••• Und wann wird Satan weggeschlossen?

Offenbarung/Apokalypse 20.1ff. Und ich sah einen Engel vom Himmel herabkommen, der den Schlüssel zum Abgrunds und eine große Kette in seiner Hand hatte. Und er überwältigte den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist; und er band ihn für tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, damit er die Völker nicht mehr verführte, …

Holzschnitt von Hans Brosamer (1495–1554)

Literaturhinweise

❑ Artikel "Friede" in: Reallexikon für Antike und Christentum, Band 8, Sp. 434–505.

❑ Horst Jesse: Friedensgemälde 1650–1789. Zum Hohen Friedensfest am 8. August in Augsburg. Pfaffenhofen a.d. Ilm 1981.

❑ Johannes Burkhardt / Stephanie Haberer (Hgg.): Das Friedensfest. Augsburg und die Entwicklung einer neuzeitlichen Toleranz-, Friedens- und Festkultur. Akademie-Verlag, Berlin 2000. ISBN 3-05-003540-4 (Colloquia Augustana 13); darin Wolfgang Seitz: Die Augsburger "Friedensgemähld". Eine Studie zur Geschichte des Augsburger Kupferstiches. Augsburg 1969

❑ Ulrike Albrecht: Die Augsburger Friedengemälde 1651-1789. Eine Untersuchung zum evan-gelisch-lutherischen Lehrbild einer Reichsstadt. Diss.phil. München 1983.

❑ Erika Simon, Eirene und Pax: Friedensgöttinnen in der Antike, Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Wiesbaden: F. Steiner Verlag 1988.

❑ Ulrich Gerster / Regine Helbling, Krieg und Frieden in der bildenden Kunst (Zürcher Beiträge zur Sicherheitspolitik und Konfliktforschung Heft Nr. 39) Zürich 1996

❑ Hans-Martin Kaulbach, Artikel "Friede", in: Handbuch der politischen Ikonographie, hg. Uwe Fleckner / Martin Warnke / Hendrik Ziegler, München: Beck 2011, Band I, S.381–387.

❑ Mara R. Wade, Emblematik als Friedensinstrument: Johann Klajs Friedensdichtungen, in : Johann Klaj (um 1616–1656) Akteur – Werk – Umfeld, hg. von: Dirk Niefanger / Werner Wilhelm Schnabel, De Gruyter 2020: S. 431–466.

❑ Heinz Duchhardt, Friedens-Miniaturen. Zur Kulturgeschichte und Ikonographie des Friedens in der Vormoderne, Münster: Aschendorff 2019.

❑ Thomas Fusenig, Frieden und Bildende Kunst, in: Hans J. Gießmann / Bernhard Rinke (Hgg.), Handbuch Frieden, 2., aktualisierte und erweiterte Auflage, Wiesbaden: Springer 2019; S.279–300.

❑ Hans-Martin Kaulbach, Pax im Kontext. Zur Ikonographie von Friedenskonzepten vor und nach 1648, in: De Zeventiende Eeuw. Jaargang 13 (1997), p. 323ff. https://www.dbnl.org/tekst/_zev001199701_01/_zev001199701_01_0030.php

❑ Frieden. Theorien, Bilder, Strategien von der Antike bis zur Gegenwart. (Beiträge von Gerd Althoff; Eva-Bettina Krems; Christel Meier; Hans-Ulrich Thamer) Dresden: Verlag Sandstein 2019. Inhaltsübersicht https://verlag.sandstein.de/reader/98-471_TagungsbandFrieden/4/

❑ Hans-Martin Kaulbach / Wolfgang Augustyn, Artikel "Friede", in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. X (2021), Sp. 1461–1568. https://www.rdklabor.de/wiki/Friede

❑ Virtuelle Ausstellung des Münzkabinetts im Landesmuseum Württemberg: »Frieden in Gold. Silber und Kupfer« (Konzeption und Text von Matthias Ohm) https://themator.museum-digital.de/ausgabe/showthema.php?m_tid=106&tid=106&ver=standalone

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