Bienen und ihre Symbolik

 

Martin OPITZ (1597–1639)

Sonnet VII. An die Bienen.

Jhr Honigvögelein / die jhr von den Violen
Vnd Rosen abgemeyt den wundersüssen Safft /
Die jhr dem grünen Klee entzogen seine Krafft /
Die jhr das schöne Feld so offt vnd viel bestohlen /


Jhr Feldeinwohnerin / was wollet jhr doch holen
Daß so euch noch zur Zeit hat wenig Nutz geschafft /
Weil jhr mit Dienstbarkeit deß Menschen seyd behafft /
Vnd jhnen mehrenteils das Honig musset zohlen?

Kompt / kompt zu meinem Lieb' auff jhren Rosenmund /
Der mir mein kranckes Hertz hat inniglich verwundt /
Da solt jhr Himmelspeis' auch vberflüssig brechen:

Wann aber jemand sie wil setzen in Gefahr /
Vnd jhr ein Leyd anthun / dem solt du starcke schar
Für Honig Galle seyn / vnd jhn zu Todte stechen.

Literatur: R. F. Frederick, Opitz’ Sonett an die Bienen, in: Europäische Tradition und deutscher Literaturbarock: internationale Beiträge zum Problem von Überlieferung und Umgestaltung, hrsg. von Gerhart Hoffmeister, Bern : Francke, 1973,S. 67–83.

Pierre de RONSARD (1524–1585)

Opitzens Gedicht ist eine Überarbeitung der Ode 20 von Pierre de Ronsard:

AUS MOUCHES A MIEL pour cueillir les fleurs sur la bouche de Cassandre

Ou allez vous filles du ciel Grand miracle de la nature,
Ou allés vous mouches à miel
Chercher aus champs vostre pasture :
Si vous voulés cueillir les fleurs
D’odeur diverse, & de couleurs,
Ne volez plus à l’avanture.
Autour de sa bouche alenée
De mes baisers tant bien donnés,
Vous trouverés la rose née,
Et les oeillets environnés
Des florettes ensanglantées
D’Hyacinte, & d’Ajax, plantées
Autour des rommarins la nés.
Les marjolenes i fleurissent,
L’amôme i est continuel,
Et les lauriers qui ne perissent
Pour l’iver tant soit il cruel,
L’anis, le chevrefueil qui porte
La manne qui vous reconforte,
I verdoie perpetuel.
Mais je vous pri gardez vous bien,
Gardez vous qu’on ne l’eguillonne,
Vous apprendriés bien tost combien
Sa pointure est trop plus felonne,
Et de ses fleurs ne vous soulez
Sans m’en garder, si ne voulez
Que mon ame ne m’abandonne.

Quelle: https://fr.wikisource.org/wiki/Page:Ronsard_-_Œuvres_complètes,_Garnier,_1923,_tome_3.djvu/210

Bienenlied

Achim von Arnim / Clemens Brentano, »Des Knaben Wunderhorn«

Ein Liedlein will ich singen,
Vom Honigvögelein,
Die hin und her sich schwingen,
Wo bunte Blumen seyn.
Das Völklein in dem Grünen,
Es schmauset auf der Weid,
Ich singe von den Bienen,
Auf dieser freien Haid.

Der Winter hält gefangen
Das zarte Jungfernvolk,
Bis daß der Schnee vergangen,
Frost, Schauer, Nebelwolk.
Und wann die Weste stimmen,
Nach linder Lenzen Art,
So machen sich die Immen
Auf ihre Blumenfahrt.

Sie ziehen mit der Trummel,
Der Stachel weist das Schwerdt;
Ihr Brummel und Gehummel
Hat niemand noch gefährdt.
Sie nehmen sonder Morden
Den zarten Blumenraub,
Und ihre Beut ist worden
Der Baum und Blüthen Laub.

Wie sie die Wachsburg bauen,
Aus güldnem Pergament,
Kann niemand nicht beschauen,
Ja keines Künstlers Händ
Hat man so sehr bewundert,
Die Zimmerchen so gleich,
Sechseckigt ist gesondert
Das Honigkönigreich.

Man sieht sie friedlich leben
Ohn Eigennutz und Streit,
In steter Mühe weben,
Zu Lenz und Winterszeit;
Sie pflegen einzutragen
Der Blumen Saft und Thau,
Und führen mit Behagen
Gesammt den Zuckerbau.

> http://www.zeno.org/nid/20004468937

FISCHART

Johann Fischart (1546/1547 – 1591) verwendet 1579 die Bienenmotivik in einer 270 Kleinoktav-Seiten langen Satire. (Das Titel-Bild ist wiederholt auf S. 261):

Binenkorb Des Heil. Röm. Jmmenschwarms/ seiner Hummelszellen (oder Himmelszellen) Hurnaußnäster/ Brämengeschwürm vnd Wespengetöß. Sammt Läuterung der H. Rö. Kirchen Honigwaben: Einweihung vnnd Beräuchung oder Fegfewrung der Jmmenstöck: […]. Alles nach dem rechten Himmelstau oder Manna justiert/ vnd mit Mentzerklettendurchziert Durch Jesuwalt Pickart/ des Canonischen Rechtens Canonisierten oder Gewürdigten/ &c. M.D.Lxxxviij
[beim Explizit:] Getruckt zu Christlingen bei Ursino Gottgewinn [i.e. Straßburg: Jobin 1588]

> http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/urn/urn:nbn:de:gbv:3:1-252744 (Titelbild fehlt)

> https://reader.digitale-sammlungen.de//resolve/display/bsb10208483.html (Erstauflage 1579)

Emblematik

Es werden verschiedene Eigenschaften ausgelegt: Die Bienen sind süß aber giftig. — Sie stechen, obwohl das ihren Tod bedeutet. — Geimeinwohl geht vor Eigennutz. — u.a.m.; vgl. Arthur Henkel / Albrecht Schöne (Hgg.), Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst des XVI. und XVII. Jahrhunderts, Stuttgart 1967; Spalten 918–927.

Non nobis [Nicht für uns]

So wie ihr, Propheten (vates) gute Weissagungen nicht für euch verkündet, so bereiten wir Bienen Honig nicht für uns.

Gabriel Rollenhagen / Crispin de Passe, Nucleus Emblematum, Arnheim/Utrecht 1611/1613; unter dem Titel: Sinn-Bilder, hg. Carsten-Peter Warncke (Bibliophile Taschenbücher 378), Dortmund 1983; Centuria secunda (1613), Nr. 92.

Dulcis concordiae fructus. [Süß ist die Frucht der Eintracht.]

In einem Stock viel Bienlein klein
Machen den süssen Hönigseim/
In einigkeit bleibn beysamm/
Und würd keines dem andern gram.

Viel Burger so sie friedsam sein/
Mit nutz findt in eim Stätlein klein
.

Peter Isselburg / Georg Rem, Emblemata Politica. In aula magna Curiae Noribergensis depicta. Quae sacra Virtutum suggerunt Monita Prudenter administrandi Fortiterque defendendi Rempublicam, [Nürnberg 1617] Nr. 24.

1617 > http://diglib.hab.de/drucke/uk-40/start.htm
Nürnberg: Endter 1640: Reprint hg. Wolfgang Harms, 1982.

Was ist ein Emblem? Antwort hier.

Bienen in der Physikotheologie

Melitto-Theologia. Die Verherrlichung des glorwürdigen Schöpfers aus der wundervollen Biene. Nach Anleitung der Naturlehre und Heiligen Gottesgelahrtheit, in erbaulichen Betrachtungen, und zu besserer Erläuterung ihrer Natur und Eigenschaft, mit eingestreuten öconomischen Anmerkungen abgefaßt von Adam Gottlob Schirach. Dresden: Walther 1767.

> http://books.google.co.uk/books?vid=BL:A0019163839

> Physikotheologie

Bienen als Vorbild der Schriftsteller

Schriftsteller gehen oft so vor: Wie die Bienen Nektar auf vielen Blüten sammeln und daraus Honig machen, so exzerpieren sie andere Bücher und machen daraus ein neues, süßes...

> https://www.ds.uzh.ch/wiki/Karidol/index.php?n=Main.Exzerpieren

 

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