Rätsel

 

Wer eine Lösung findet, schickt ein Mail an:

Vielleicht hilft auch die sog. "Artifizielle Intelligenz" weiter?

A – B – C –

Johann David Nessenthaler (inv. et fecit) / Martin Engelbrecht (excud.) haben (vor 1756) ein Alphabet entworfen, wo für jeden Buchstaben Gegenstände oder Personen abgebildet sind, die damit beginnen:

> https://www.metmuseum.org/art/collection/search/700324

Hier also:

Tiger Turteltaube Traube Türke

Uhr Urne Ulan

Vogel

Wagen Wolf Wurst Wappen

Zeit Zaumzeug Zange Ziegel Zipfelmütze

Wer ist bei X dargestellt?

Literaturhinweis: Joseph Kiermeier-Debre / Fritz Franz Vogel, Poetisches Abracadabra. Neuestes ABC- und Lesebüchlein, München: 1992 (dtv 2305 .

Diskrepanz zwischen Bild und Inschrift

> https://risdmuseum.org/art-design/collection/thetis-and-chiron-71005

Der Kupferstich von Georg Pencz († 1550) aus dem Jahr 1543 ist oben rechts angeschrieben mit:

ACHILLEM. HV-Ø-NC. MAGISTRO. SVO. CHIR-Ø-ONE

≈ Den Achilles seinem Lehrer Chiron (Χειρων)

Am nähesten kommt der mythologische Text aus Apollodor, Bibliotheca 3,172 ≈ III,xiii,6: Peleus brachte den Knaben zu Chiron. Dieser nahm ihn an und nährte ihn mit den Eingeweiden von Löwen und wilden Schweinen und mit dem Mark von Bären. Er nannte ihn Acchileus.

Ein Löwenfell trägt Herakles, ok. –– Es ist aber kein Kentaur (das wäre die Gestalt von Chiron) abgebildet, sondern ein Satyr. — Ist das tote Tier am Boden, auf den die Frau mit Redegestus hinweist, ein Nahrungsmittel für Achilles? — Wer sind die anderen Frauen in der Höhle? — Wo ist Achilles?

Eine antike Darstellung hier > https://www.theoi.com/Gallery/K15.5.html

Weiterentwicklung eines Bildtyps?

Das Bild von Anton Wierix (ca. 1555 – 1604) zeigt zum Text

Mortua cuncta iacent si non serventur ab igne /
     Omnia vivificat namque calore suo

≈ Alle liegen ohnmächtig, wenn sie nicht vom Feuer erhalten werden /
      Mit seiner Wärme belebt es nämlich alles.

ganz passend einen von Feuersalamandern gezogenen Wagen.
(Mehr zu diesem im Feuer gedeihenden Tier hier.)

> https://nds.museum-digital.de/object/39597

Planetenbilder des Typs "zwei Tiere ziehen einen Wagen, den ein Planet lenkt und dessen Räder mit den zwei zugehörigen Bildern des Zodiakus versehen sind" kennt man seit Ausgaben von Hygins »Poeticon astronomicon«; hier Mars in der Fassung von Georg Pencz (1. Hälfte 16. Jh.):

das ganze Bild > http://www.zeno.org/nid/20004214595
Im unteren, (*) realistischen Bildteil: typische von der Konstallation bewirkte Fälle.

Bei Wierix:

V Die Frauengestalt mit Fackel und loderndem Haar passt gut zum Thema, ebenso die beiden Salamander.

? Zu den beiden Tierkreiszeichen Waage und Schütze (ein Paar, das nie so vorkommt) gesellt sich ungehörigerweise noch ein drittes: Skorpion.

? Die Tiere werden gelenkt und angetrieben von einer zusätzlichen Figur: einer/m fauchenden Jugendlichen mit Zügel und Peitsche, der/die wie Fortuna auf einer Kugel sitzt.

? zuvordrest am Wagen eine Zierfigur: ein Putto mit einer weiteren Fackel

? Auf dem Wagen sitzt ausserdem noch "Prodigalitá" mit dem Füllhorn (Cornucopia).

? Und was tut hier der dreiköpfige (von Herakles einst in die Oberwelt gebrachte) Cerberus?

? Links im Hintergrund die (von Raffael musterhaft gezeichnete) (*) realistische Szene: Aeneas rettet seinen Vater Anchises und seinen Sohn Ascanius aus dem brennenden Troja – wurden die drei "vom Feuer erhalten / belebt?"

Sapientia besieht sich im Spiegel und …

Achille Bocchi (Bologna, 1488–1562) hat ein reichhaltiges Emblembuch verasst, dessen erste Auflage 1555 erscheint:

Achillis Bocchii Bonon. Symbolicarum quaestionum de universo genere quas serio ludebat libri quinque, Bononiae 1555
> http://resolver.sub.uni-hamburg.de/goobi/PPN84020969X

1. Teil, Emblem Nummer XI:

  • Die Überschrift SAPIENTIÆ SPECIES INENARRABILIS versteht man ≈ Das Bild (das Spiegelbild, species bedeutet aber auch "schöne Gestalt") der Weisheit ist unbeschreiblich.
  • Sapientia ist personifiziert (warum nackt ? In der Ikonographie unüblich; Meistens wird sie mit Minerva identifiziert und in einer Rüstung dargestellt. Nackt wie die Wahrheit?)
  • auf der Kopfbedeckung die Buchstaben IHS für Jesus. Seltstamerweise im Spiegelbild nicht zu sehen …
  • auf dem angeketteten Stein: De reb[us] optime iudicat ≈ sie weiss bestens über die Dinge Bescheid.
  • auf dem Stein, worauf sie sitzt: Semper eadem ≈ immer dieselbe.

?   und der siebenköpfige Drache, auf den sie mit dem Fuß tritt? Die Bosheit der Welt? Der apokalyptische Drache aus Apokalypse 13,1–8 ?

Achillis Bocchii ... Symbolicarum quaestionum, de universo genere, quas serio ludebat, libri quinque Bononiae, apud Societatem Typographiae Bononiensis, MDLXXIIII

1574er-Ausgabe > https://www.e-rara.ch/zut/content/zoom/10467539
Eine Seite weiterblättern, da steht der lange lateinische Text! So würde alles klar...

 

Philosophische Vertiefung:

G.W.F. Hegel: Vorlesungen über die Ästhetik
II. Entwicklung des Ideals zu den besonderen Formen des Kunstschönen
I. Die symbolische Kunstform
B. Vergleichungen, welche in der Verbildlichung mit der Bedeutung den Anfang machen
1. Das Rätsel

Das eigentliche Symbol ist an sich rätselhaft, insofern die Äußerlichkeit, durch welche eine allgemeine Bedeutung zur Anschauung kommen soll, noch verschieden bleibt von der Bedeutung, die sie darzustellen hat, und es deshalb dem Zweifel unterworfen ist, in welchem Sinne die Gestalt genommen werden müsse.
   Das Rätsel aber gehört der bewußten Symbolik an und unterscheidet sich von dem eigentlichen Symbol sogleich dadurch, daß die Bedeutung von dem Erfinder des Rätsels klar und vollständig gewußt und die verhüllende Gestalt, durch welche sie erraten werden soll, daher absichtlich zu dieser halben Verhüllung auserwählt ist.
   Die eigentlichen Symbole sind vor- und nachher unaufgelöste Aufgaben, das Rätsel dagegen ist an und für sich gelöst, weshalb denn auch Sancho Panza ganz richtig sagt: er habe es viel lieber, wenn ihm erst das Auflösungswort und dann das Rätsel gegeben werde.

usw. > https://www.textlog.de/5953

Worum handelt es sich bei den hier gezeigten Beispielen?