Kleine Symboliken des Alltags – auch in älteren Zeiten!

Wer etwas beitragen möchte, schickt ein Mail an

Wie neu ist die "Künstliche [sogenannte] Intelligenz"?

Pompöse Reden und prunkvolle Briefe – versehen mit allen denkbaren Complimenten, witzigen Aperçus, und auch Gemeinplätzen – musste man bereits im 17.Jahrhundert nicht aus dem eigenen [natürlichen] Hirn erfinden.

Dazu konnte man sich in Vorlagen bedienen: Mustersammlungen, Briefsteller, Exempel-Sammlungen, Florilegien u.a.m.

Nur schrieb damals nicht ChatGPT, sondern es halfen Merkur (mit Flügelhelm und dem Caduceus-Stab), dem ein Putto die Feder reicht, und Minerva (mit Lanze), und Pegasus:

Benjamin Neukirch, Anweisung zu Teutschen Briefen, Leipzig: Thomas Fritsch 1721.
> http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-1192015415-190834951-13

Diese dicken Werke sind mittels differenzierter Inhaltsverzeichnisse und Register so erschlossen, dass man für jeden Anlass im Buch sofort gute Schreib-Tipps und Mustertexte findet. Einige Beispiele:

Abschied zwischen guten Freunden
Antritt einer Stelle
Aufkündigung eines Amts
Bittschreiben, wie sie zu beantworten
Condolenzschreiben
Danksagung
Domherr, wie er zu titulieren ist
Einladungen bei Kindstaufen
Entschuldigung wegen einer begangenen Grobheit
Französische Wörter, ob sie zu vermeiden
Fürbitte
Galante Complimente
Gratulation zu einem Studienabschluss
Hochzeitseinladung
Juristische Formeln
Leichabdankung bei adeligen Begräbnissen
Liebesbriefe; galante / wahrhaftige
Neujahrswünsche
Pathetischer Stil
Recommendation einer Person
Titel der vornehmsten Stände
Trostbrief, Trostrede
Überreichung von Geschenken
Werbung des Bräutigams
Zutrinken auf Gesundheit

Man hatte auch keine Scheu, das ©opyright der ausgebeuteten Quellen zu verletzen. So hat ein anonymer Verfasser hunderte von Briefen für jede passende (?) Gelegenheit extrahiert aus dem Amadis-Roman (erster Band der deutschen Übersetzung im Verlag von Hieronymus Feyerabend, Frankfurt 1571 --- Mit Kayserlicher Majestat Freyheit nicht nachzudrucken):

Schatzkammer schöner, zierlicher Orationen, Sendbriefen, Gesprächen, Vorträgen, Vermahnungen und dergleichen, Auß den vier vnd zwentzig Büchern deß Amadis von Franckreich zusammen gezogen. Vnd allen derselben Liebhabern vnd sonderlich allen denen so sich Teutscher Sprach Lieblichkeit vnd zierd befleissigen zu gutem in Truck gegeben, Getruckt zu Straßburg in Verlegung Lazari Zetzners 1596.
> https://opendata2.uni-halle.de//handle/1516514412012/291

Dumm, wenn beide dieselbe KI benutzen:

Es wollte einsmals ein junger Mensch, der nichts studieret hatte, seiner Liebsten einen Brief schreiben. Und weil er selbst keinen machen konnte, kaufte er sich ein Briefbuch. Und nachdem er lange Zeit in solchem Buche gelesen hatte, fand er einen Liebesbrief. Den schrieb er ab und schickte ihr denselben mit angehängtem Postscripto: »Sie antworte mir doch ehestens.« — Weil sie aber eben dieses Buch hatte und diesen Brief zusamt der Antwort fand, schrieb sie ihrem Aufwärter bloß mit diesen Worten zurück: »Ich habe Seinen Brief wohl erhalten mein Herr. Er kehre nur das Blatt um, da wird Er die Antwort finden.«

Marcus Alexius Zorobabel, Leyer-Matzs lustiger Correspondentz-Geist mit Clem. Marot, Jan Trompeter, dem lustigen Heerpaucker […] Heraus gedruckt zu Lirum-Larum Lülckendey Anno 1668.
> https://kxp.k10plus.de/DB=1.75/LNG=EN/PPNSET?PPN=551266651

(PM Ende 2023)

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Kommunikation per E-M@il heutzutage

Die Botschaft wurde innert Millisekunden übertragen – aber auf die die Antwort warte ich immer noch.....

Gar schnell vnd wol ich britten bin
   Auff meinem Pferd/ das laufft dahin/
Vil brieff ich hab in ferre land/
    Die füer ich auff der post allsandt.
[alle miteinander]

Bildanhang zu: Der edle Fincken-Ritter, mit dem tafpern Cavallier, Monsieur Hanns Guck in die Welt, Oder: Historia von dem weit-erfahrnen Ritter, Herrn Polycarpen von Kirlarissa .. Item, von seiner Hochzeit, eine Satyrische doch lehrreiche Sach .. Ferner, Mosineur Gucks, wolgemeinte .. Schertz-Reden. Gedruckt in der jetzigen Welt [um 1780]
aus: Von achtzehn Wachteln und dem Finkenritter. Deutsche Unsinnsdichtung des Mittelalters und der Frühen Neuzeit hg., übers. und kommentiert von Horst Brunner (Reclams Universal-Bibliothek 19212) 2014.

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Zölibat oder Konkubinat? (1501)

(ausgegebenem Anlass; September 2023)

Ein Bischof hielt sich einen Narren, den er in seinem Schlafgemach schlafen ließ. Einmal lag eine Nonne mit dem Bischof zu Bett. Der Narr fasste der Reihe nach alle vier Füße an und fragte, wem sie gehörten. Jedesmal antwortete der Bischof: "Mir!" Da eilte der Narr ans Fenster und rief, so laut er konnte: "Kommt alle herbei und schaut: Unser Bischof ist ein Vierbeiner geworden."

Esopi appologi sive mythologi cum quibusdam carminum et fabularum additionibus Sebastiani Brant, Basel 1501.

Lateinisch hier: > https://mateo.uni-mannheim.de/desbillons/esop/seite296.html

Er hat offenbar am Abend vorher nicht Vitex agnus-castus dem Essen beigemischt:

(aus dem Botanischen Garten Zürich;
vgl. den Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Mönchspfeffer)


Am Golde hängt, nach Golde drängt doch alles!

Das meint nicht nur Gretchen in Goethes »Faust«.

Geltt zeucht die Weltt / Mundum trahit Pecunia (1589)

Kupfer von Mathias Greuter (1564–1638) inv., sc. et exc.

Die Weltt* wirdt gfuehrt regiert durchs geltt:
     Geltt blendt groß herren in der weltt.
ein yeder darnach laufft und stellt
[trachtet danach]:
    doch vngluck** manchen dhinden bhellt
. [behält]

Ein Triumphzug im Stil von Petrarcas »Trionfi« oder Georg Pencz (um 1520/30)
*) Die Welt auf dem Wagen mit dem Signet der Erde ♁ über dem Haupt
**) Das Unglück auf dem zerbrochenen Wagenrad mit der Kette
Als Zug"tiere" dienen Münzen, angepeitscht von einem teuflischen Wesen.

Daniel Hopfer (ca. 1470 – 1536) war zuversichtlicher:

DER GOTLOSEN SCHÄCZE SEND KAIN NUTZE .
ABER GERECHTIGKAIT ERRETT VOM TOD

>https://www.metmuseum.org/art/collection/search/372998

zu Proverbia 10,2: Nil proderunt thesauri impietatis, justitia vero liberabit a morte.
= Sprüche Salomons 10,2: Vnrecht Gut hilfft nicht / Aber Gerechtigkeit errettet vom Tode. Nichts nützen gottlose Schätze, aber Gerechtigkeit rettet vom Tod.  (Lutherbibel 1545)


Kreditgeschäft anno 1515

(Eine frühe Kritik an schelmischen Darlehens-Geschäften, online gestellt anlässlich des Bankenkollaps im März 2023)

Dyl Ulenspiegel 1515:

Die .XXXVI. histori saget wie Vlenspiegel zů Quedlinburg hüner kouffte / vnnd der bürin iren eigin han zů pfand ließ für das gelt.

... Vff ein zeit kam vlenspiegel geen quedlinburg / da wz zů der zeit marckt vnd het Vlenspiegel nit vil zerung / wie er sein gelt gewan / so gieng es wider hinweg vnd gedacht wie er wider zerung wolt vber kumen. Also saß ein landfraw dazů marckt vnd het ein korp vol gůter hüner mit einem han feil.

Also fragt Vlenspiegel wz dz par gelten solt

sie antwurt im dz par vmb zwen steffans groschen

vlenspiegel sprach "woellen ir sie nit neher [billiger] geben?"

die fraw sprach nein

also nam Vlenspiegel die hůner mit dem korb vnd gieng gen dem burgtor zů.

Da lieff im die fraw nach vnd sprach "kouffman [Kunde] wie sol ich dz verston wilt du mir die hüner nit bezalen?"

vlenspiegel sprach "ia gern ich bin der Eptissen [Äbtissin] schreiber"

"darnach frag ich nit" sprach die bürin / "wiltu die hüner haben so bezal die / ich zů hoff bei apt oder aptissen nit zůschaffen haben wil. Mein vater hat mich gelert / ich sol von denen nüt kouffen noch in verkouffen / oder zů borg geben vor den man sich mueß neigen ... / darumb bezal mir die hüner hoerstu dz wol."

vlenspiegel sprach: "fraw ir seint von kleinem glauben / es wer nitt gůt dz all kouflüt also weren. Es müsten die gůten stalbrüder [Mitbewohner] sunst vbel gekleidet gon / vnd damit dz ir des üwern gwiß sein / so nemen hin den han zů pfand bis ich vch den korb vnd dz gelt bring."

Die gůt fraw meint sie wer wol versorgt vnd nam ir einen [ihren eigenen] han zů pfand / aber sie ward betrogen.

Wan Vlenspegel bleib vß mit den hünern vnd mit dem gelt.

Da geschahe ir eben als die vnder zeiten ir ding aller gnawest woellen versorgen bescheißen sich [werden betrogen] zů zeiten aller erst.

also schied vlenspiegel von danen vnd ließ die bürin vast zürnen vber den han der sie vmb die hüner het bracht.

https://de.wikisource.org/wiki/Ein_kurtzweilig_lesen_von_Dyl_Vlenspiegel#cite_ref-81

Eulenspiegel Reimensweiß (1572) > https://archive.org/details/bub_gb_XyJLAAAAcAAJ/page/n245/mode/2up

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Das böse Holz

In dem für Jugendliche empfohlenen (!) Buch DK Wissen. Natur & Technik: Naturwissenschaften in spektakulären Bildern; deutschsprachige Ausgabe dk-verlag 2019 findet man dieses Bild mit Legende:

Dazu wäre zu sagen, dass dieses ach so umweltsschädliche Holz sein Kohlendioxid bekanntlich der Atmosphäre entnimmt; und zu fragen, wo denn Erdgas, Petroleum und Kohle nachwachsen? Wir sind ja alle "nachhaltig"!

Der Begriff "nachhaltig" stammt aus der Forstwirtschaft des 18/19.Jhs., wo klar wurde, dass mit dem übermässigen Abholzen von Wäldern gewaltiger Schaden angerichet wurde. Das Wort wurde zuerst 1713 von Carl von Carlowitz (1645–1714) verwendet. Heinrich Zschokke (1771–1848) macht sich 1806 in der Scheiz dafür stark: Der nachhaltige Ertrag eines Waldes ist eigentlich die Summe des jährlich nachwachsenden Holzes in demselben...

Albrecht Karl Ludwig Kasthofer (1777–1853), Über die Behandlung der Wälder. Kurzer und gemeinfasslicher Unterricht in der Naturgeschichte der nützlichsten einheimischen Waldbäume, ... in der Bestimmung der nachhaltigen Holzbenutzung ... Zur Selbstbelehrung ..., Genf 1846; 7.Abschnitt § 31: Die nachhaltige Benutzung der Wälder:

https://doi.org/10.3931/e-rara-21210

Vgl. den Artikel von Albert Hauser:
https://www.deutsche-biographie.de/gnd117495530.html#ndbcontent

Weitere Belege bei: Elias Landolt, E.Landolt 1821–1896. Ein Leben für den Wald (Neujahrsblatt der Gelehrten Gesellschaft, Zürich 2002), S.28–31.

 

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"Kulturelle Aneignung" – unter dem Titel STVLTITIA

 

WOKE — bereits in Emblemata D. A. Alciati, denuo ab ipso Autore recognita, ac, quæ desiderabantur, imaginibus locupletata; Accesserunt noua aliquot ab Autore Emblemata suis quoque eiconibus insignita, Lugd[uni Batavorum]: Rovilius 1551.

Noctis illustrare nigræ nemo potest tenebras. — Nur: Lateinisch müsste man können, um sich dieses Emblem "kulturell aneignen" zu können! Sonst: hier drauf klicken!

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Zweierlei Ungerechtigkeit

Es gibt zweierlei Ungerechtigkeit:
1. Ungerechtes verüben;
2. Ungerechtes nicht verhindern .
(Cicero, »de officiis« I,vii, 23)

Der eyn ermordt/ der ander dult.
Drumm sein sy beyd in gleycher schuld.

Bild aus: Officia M. T. C. Ein Buoch/ So Marcus Tullius Cicero der Römer/ zuo seynem Sune Marco. Von den tugentsamen ämptern vnd zuogehörungen eynes wol vnd rechtlebenden Menschen/ in Latein geschriben/ Welchs auff begere Herren Johansen von Schwartzenbergs &c. verteütschet/ […] Mit vil Figuren vnnd Teütschen Reymen/ gemeynem nutz zuo guot in Druck gegeben worden. Augspurg: Heynrich Steyner 1532.

Besonders aktuell seit dem 24. Februar 2022.

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Denkmäler

Woran wollen wir uns in der Öffentlichkeit erinnern? Wie gehen wir mit Denkmälern um, die wir als störend empfinden? Die SAGW hat zur konstruktiven Auseinandersetzung mit diesen Fragen angeregt.

> https://denk-mal-denken.ch/

Hier ein Beispiel aus dem frühen Mittelalter: Das Denkmal des Theoderich

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Klimaschutz

Dass die Gletscher-Schmelze auf den CO-2-Ausstoß zurückgeht, wissen wir. Und dass die mit elektrischem Strom betriebene Strassenbahn deshalb klimafreundlicher ist als der Privatverkehr per Auto, hoffen wir.

Aber was soll die Aufforderung, aufs klimaschonende Tram umzusteigen, wenn das Plakat im Tram hängt, wo ich schon bin? Wäre das nicht tauglicher angebracht an einer Tankstelle? (VBZ Zürich, Frühling 2022)

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In wessen Rolle sprichst Du?

Diese Meldung ging Mitte Februar 2022 "viral":

Der Geistliche Andres Arango in der Diözese Phoenix (USA) hatte diese Formel während des Sakraments verwendet: »Wir taufen dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Stattdessen hätte er die gleichen Worte sagen müssen, beginnend mit »Ich taufe dich ...«. Somit sind unzählige Taufen ungültig. Die Haltung des Vatikans ist hart: »Das Problem bei der Verwendung des Wortes "wir", ist, dass es nicht die Gemeinschaft ist, die eine Person tauft, sondern Christus, und er allein, der allen Sakramenten vorsteht, und so ist es Christus Jesus, der tauft«.

Im Römischen Katechismus, Zweiter Teil, Zweites Hauptstück, ¶ 13 steht deutlich, dass beim Spenden des Taufsakraments »die Tätigkeit des Spenders auszudrücken ist, was eben geschieht, wenn gesagt wird "Ich taufe dich" …«.

Ein Blogger schreibt in der Zeitschrift 20Minuten: Jesus wurde aber von Johannes getauft, ist seine Taufe somit auch ungültig?

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Leere Fläche oder Kunst?

Das Giebeldreieck über dem Haupteingang des Bundeshauses in Bern soll mit einem zeitgenössischen Kunstwerk verziert werden:

Hans Wilhelm Auer (1847–1906), Architekt des 1902 eingeweihten Bundeshauses, liess das Tympanon ganz bewusst leer. Er meinte dazu 1885: » … doch scheint uns, müsste dann das Tympanon frei bleiben, denn darin liegt ja die Wirkung des Giebels: in dem Dreieck zwischen den ansteigenden Dachlinien und dem horizontalen Gesims – der freien Denkerstirne, die ins Weite schaut.« (Zitat im Tages Anzeiger Zürich, 8. Februar 2021)

Ins Dreieck so wie zur Eydgnossenschafft passend wäre die Szene vom Apfelschuss des Wilhlem Tell auf der Luzerner Kapellbrücke (Originale ab 1614; die lithograph Abbildung 1828 erschienen):

Aber wie den Maler Hans Heinrich Wägmann (1535–1628) und den Lithographen Philipp Jakob Schwegler (1793–1866) bezahlen?
Wir sind gespannt. {PM, März 2021}

Am 12.Sept.2023 wurde zum Jubiläum der Bundesverfassung 1848 das Kunstwerk »Tilo« von Renée Levi und Marcel Schmid im Tympanon des Bundeshauses enthüllt :

Bild: www.parlament.ch

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Die Impf-Gegner

Der Arzt Edward Anthony Jenner (1749–1823) entwickelte Ende des 18.Jhs. die Schutzimpfung gegen Pocken.

Erstmals scheinen im 16. Jahrhundert Chinesen die Skarifikation mit dem Abstrich von Kuhpocken-Bläschen praktiziert zu haben. Zwischen 1716 und 1718 muss Lady Montagu – die Gattin den britischen Gesandten in Istanbul und Schöpferin der “blue stockings” – davon gehört und in England Impfpropaganda gemacht haben.

Dr. Edward Jenner, Landarzt in Berkeley/Gloucestershire, führte das Experimentum crucis durch, entnahm Kuhpocken/cowpox-Bläschenmaterial beim Milchmädchen Sarah Nelmes, übertrug dieses auf den Arm eines Buben namens James Phipps (variolation, vaccination) und machte ihn resistent gegenüber dem menschlichen Pockenvirus/smallpox. Er publizierte seine Resultate 1798 unter dem Titel »An Inquiry into the Causes and Effects of the Variolae Vacciniae«.

Sofort zeichnet James Gillray (1757–1815) eine Karikatur: »The cow pock–or–the wonderful effects of the new inoculation!« (1802):

> https://en.wikipedia.org/wiki/File:The_cow_pock.jpg

Das Bild im Hintergrund zeigt den Tanz um das goldenen Kalb! (2.Mos.32)

Die Etymologie von engl. vaccination: von lateinisch vaccinus "zur Kuh gehörig"; und daher hatte Dr. Jenner ja auch den Virus!

(Dank an Dr.med. Peter M. in W.)

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Wahl des »Aufschreibsystems«

Kann man einen Kondolationsbrief zu einem Todesfall per E-Mail senden? Kann man einem Freund per SMS zum Geburtstag gratulieren? Kann man sich per Telefon um eine Stelle bewerben? 

(Eingesandt von P. M. aus Z. am 13.6.2011)


Von Superhelden empfohlen.

Die Firma Mojo AG (CH-4532 Feldbrunnen, Schweiz) führt die neue Getränke-Generation mit einem Plakat ein, das man sich unter http://www.mojo-drink.ch/media/Mojo_kampagne2011.pdf herunterladen kann.

   

Dem Kenner ist der intertextuelle Bezug zu Superman sofort deutlich (Quelle des Bildes: http://images.wikia.com/superman/images/d/df/Superman_Man_of_Steel_1.jpg). Insinuiert wird, dass Mojo solche Kräfte verleiht.

(Eingesandt von ppm; f25 am 19.06.11)

 


Freund Hein

Harald Naegeli – der "Sprayer von Zürich" – hat Freund Hein hier passend zur pandemischen Situation im ersten Halbjahr 2020 so dargestellt, dass der Arm mit der Sense beinahe so aussieht wie ein Fledermaus-Flügel. (Viren vom Typ SARS-CoV-2 wurden bereits 2008 in chinesischen Fledermäusen gefunden; vielleicht sind sie von dort auf den Menschen übersprungen, eine Zoonose.)

Am Limmatquai in Zürich, vis-à-vis Helmhaus, am Aufgang zum Grossmünster, aufgenommen am 15.Juni 2020 von PM.

Die Sense in der Hand der personifizierten Todes hat eine lange Tradition:

Jeremias 9,22: Die Leichname der Menschen werden fallen wie Dünger auf dem freien Feld und wie Garben hinter dem Schnitter, die niemand sammelt.
(Übers.: https://www.schlachterbibel.de/de/bibel/jeremia/9/)

Johannes von Tepl, Der Ackermann aus Böhmen:

Johannes von Tepl, Ackermann von Böhmen, Druck: Bamberg, Albrecht Pfister, ca. 1463
Digitalisat > https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1517627j/f27.item

Das XVI. capitel. [Der Tod spricht:] Du fragest, wer wir sein. Wir sein gotes hantgezeuge, herre Tot, ein rechte wurkender meder [Mähnder]. Vnser segens [Sense] geet vur sich. Weiß, swarz, rot, braun, grun, blaw, graw, gel vnd allerlei glanzes blumen vnde gras hewet sie vur sich nider, ires glanzes, irer kraft, irer tugent nicht geachtet.

Text > https://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/15Jh/Tepl/tep_tod.html

Achim von Arnim / Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn

Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
[…]
Hüte dich schöns Blümelein!
Was heut noch grün und frisch da steht,
Wird morgen schon hinweggemäht.

Ganzer Text > http://www.zeno.org/nid/20004464214


Unterthänigster Diener

Um das ständische Gefälle zwischen dem adligen Widmungsträger und dem bürgerlichen Verfasser auszudrücken, verwendete man einst verschieden große Schrift. Auch in der Alten Eidgenossenschaft war das gebräuchlich, wie das Beispiel aus einer 1755/57 in Zürich gedruckten Bibel zeigt.

  

(eingesandt von p.pichelmeyer 22.10.11)


Semiotische Umnutzung



Die Verkehrssignale werden hier aufgrund ihrer äusseren Form neu genutzt. Wie funktioniert das semiotisch ?

(eingesandt von paul pierre 28.09.11)


ICHTHYS

Der Schweizer SP-Nationalrat und Gewerkschafter Ph. H. trägt seine fromme Gesinnung mit einem roten Fisch-Pin zur Schau. Das sei für ihn »ein Bekenntnis, dass ich jemand bin, für den Jesus wichtig ist«, betont er gegenüber 20 Minuten Online <Zugriff: 20.1.2012>. – Der Fisch ist ein altes christliches Symbol. Die Buchstaben, die das griechische Wort für Fisch – IΧΘΥΣ – bilden, lassen sich als Akrostichon eines Glaubensbekenntnisses lesen: »Jesus Christus, Theoú (Gottes) Hyiós (Sohn) Sōtér (Erlöser)«. Möglicherweise haben die verfolgten Christen in den ersten Jahrhunderten den Fisch als Erkennungszeichen benutzt. Vgl. den Aufsatz von Alois M. Haas in: Tiersymbolik, Schriften zur Symbolforschung, Bern 1991.  S.77ff.

(PM 20.1.12)


Philosophen backen Brot

Das Trivium aus: Emil Reicke, Der Gelehrte in der deutschen Vergangenheit, mit 130 Beilagen nach den Originalen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, Leipzig: Diederichs 1900. (Monographien zur deutschen Kulturgeschichte Band 7); Abb. 29 (Ausschnitt). – Wilhelm Ludwig Schreiber, Handbuch der Holz- und Metallschnitte des XV. Jahrhunderts; Band IV, Leipzig 1927, Nr. 1873 schreibt das Blatt der Offizin Peter Wagner in Nürnberg zu und datiert es "frühestens 1493".

Gramatica Rethorica Loyca
Ich see in der erden kreiß
Daruon Priscianus wol weiß.
Was du geseet hast.
Das legt Tulius alles in seinen kast.
Was ir zwen gewürcket hand.
Das kumbt alles in Aristotiles hand.
  • Priscian: lateinischer Grammatiker des 6. Jhs.
    > https://de.wikipedia.org/wiki/Priscian
  • M. Tullius Cicero (106–43), berühmt wegen seiner rhetorisch brillanten Reden und seiner rhetorik-theoretischen Schriften (z.B. de oratore).
  • Aristoteles wird hier genannt wegen seiner logischen Schriften
    > https://de.wikipedia.org/wiki/Organon_%28Aristoteles%29

Hoffentlich lassen sie nichts anbrennen!


Von Griffeln seiner Schüler erstochen

 

Sie finden diesen Kupferstich aus dem Ende des 17. Jhs.: Da wird ein Mann von einer Horde von Schülern (erkennbar an den Schreib-Tafeln und Büchern, die sie mittragen) gepeinigt, ja sie erstechen ihn geradezu mit ihren Griffeln. Welcher Heiliger ist das?

Sehr empfehlenswert für solche Recherchen ist das http://www.heiligenlexikon.de/Patronate/Attribute.htm, wo man unter dem Attribut ›Griffel‹ sofort fündig wird. Der Mann erlitt sein Martyrium um 304 und wurde später zum Patron der Stenographen und Lehrer. Nicht aktuell?

(PM; das Bild ist gemeinfrei.)


Public knitting

Was wird wohl symbolisch ausgedrückt, wenn ein beliebiger Gegenstand in unseren Städten ›bestrickt‹ wird?  (Gesehen an der Kirchgasse in Zürich, 4. Okt. 2011; Foto PM)


Warum trägt der Papst rote Schuhe?

Dazu gibt es im WWWeb reichhaltige Auskünfte; am besten in der Sammlung Philippi. Der Schuhmacher heisst übrigens Adriano Stefanelli.

 


Dienstsignale des Postillions

 

(PM)


Damen oder Herren?

In der WC-Anlage des Leuchtturmuseums von Cascais (Protugal) bin ich diesen Piktogrammen begegnet. Durch welche Tür wären Sie eingetreten, mein Herr / meine Dame?

Abgezeichnet und eingesandt von R. Sch. aus Z.  (August 2012)


Damit Unfälle nicht zum Horror werden

Die Schweizerische Unfallversicherung SUVA mahnte 2005 mit einem Plakat Velofahrer, sie sollten einen Helm tragen:

Das Aussehen des Helms (mit Luftschlitzen) soll an die Hauptbösewichte des Horrorfilms »Scream« erinnern, die sich sich  als »Ghostface« verkleiden und diese Maske tragen:

Und diese Masken sollen am Edvard Munchs »Schrei« erinnern:

Tragen Sie jetzt einen Helm beim Radeln?

(Eingesandt von J.H. aus T.)


Schwimmtest bestanden?

Aus: http://www.swimsports.ch/de/testwesen/

Wie ist aufgrund der ›symbolischen‹ Wassertiere eine Hierarchie zu erkennen? Krebs kommt vor Seepferd und dieses vor Frosch (eine Frechheit gegenüber den Seepferdchen) und schliesslich der Pinguin. Es folgen Oktopus, Krokodil und Eisbär. Letzterer heisst ja Ursus Marinus und kann bis 150 km durchs Wasser paddeln. Natürlich ist das für den Oktopus eine Frechheit, aber die Wirbellosen, mit denen kann man's ja machen.

(Eingesandt von M.W. aus Z. am 14.11.13)


Madame Saucisson

Lieber Thomas Neuwirth

Es ist ganz toll, wie Du die Idee von François Rabelais († 1553; Text) und André Derain (1880–1954; Farbholzschnitte) wieder belebst mit Deiner "Conchita Wurst". Eine ähnliche Gestalt kannten die schon. Schulterzuckend scheint sie zu sagen "et alors?"

Rabelais  / André Derain: Les Horribles et Espovantables Faictz et Prouesses du Très Renommé Pantagruel, Roy des Dipsodes, fils du Grand Géant Gargantua, Paris 1943 und Reprint.

Und dazu der Artikel von Ursula Ganz-Blättler: »Beim Barte der Aphrodite« (NZZ 12. August 2014)

vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Conchita_Wurst

(Eingesandt von polomi)


Love padlocks


Pärchen schwören sich ewige Liebe, indem sie ihre Namen auf ein Vorhänge-Schloss schreiben oder gar gravieren lassen, dieses an einem Brückengeländer o.ä. befestigen und den Schlüssel in den darunter fließenden Fluss werfen. – Ein junger Brauch, der gleich mit zwei Symboliken (Brücke, Schloss) spielt.

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Liebesschloss

 

Limmatbrücke in Zürich (Aufnahme PM Januar 22; die Brücke wurde im Herbst 23 abgebrochen)

Anfang September 2015 wurde damit begonnen, Paris von einer Million Liebesschlösser zu befreien – aus Sorge, der Pont des Arts könnte unter den mittlerweile 45 Tonnen zusammenbrechen. 


Was gilt?

Liebe Stadtpolizei Zürich

Was gilt nun: »Lächeln generell verboten« oder »Freundlich kommt man besser an«?

Aktion im November/Dezember 2015, fotografiert von PM in Z.

 


Destroyed Denim

Vgl. den Artikel im Tages-Anzeiger Zürich und den Blog am 14.6.2016 hierzu.

Menschen aus der 3. Welt gehen in Fetzen, und die dekadenten Jungen hierzulande kaufen freiwillig zu "überrissenen" Preisen solche Jeans mit künstlich hergestellten Löchern. Symbolik?

Im 16. Jahrhundert hatte der Scharfrichter solche Hosen an!

Romische Historie / Uß Tito Livio gezogen, Mainz bei Johann Schöffer 1505, Fol. XVIII recto


Vorsicht: Diebe

Auf dieser Warntafel wird sprachunabhängig eine Situation gezeigt, das Konzentrat einer kleinen Geschichte:

Die Bösewichter sind rot eingefärbt; der Dieb hat die Augenbinde der Panzerknackerbande > http://www.duckipedia.de/index.php5?title=Panzerknacker

Gefunden hat das Schild R.G. im Bahnhof Milano. (Eingestellt am 28.7.2016)


Wann beginnt die Woche?

Auf meinem Smartphone kann ich wählen, wann die Woche beginnen soll. Politically correct – für gewisse Religionsgemeinschaften ist es freilich entscheidender, wann sie mit dem Feiertag aufhört: mit dem Sabbat oder dem Sonntag. Vgl. dazu http://www.sabbat.at/p_der_wechsel.shtml


Frakturschrift ade

Hat der neue Wirt hier die alte Schrift entfernt, weil im Wort Restaurant das S falsch war? (Geschweiftes s statt dem in der Ligatur st zu erwartenden langen ſ — wenn nicht sogar ein Fremdwort wie Restaurant in Antiqua geschrieben werden müsste) – oder vielmehr weil diese dämliche Frakturschrift im Ruch des Altmodischen steht? 


 

Und weshalb verwendeten die Impfgegner(April 2022) diese Schrift?

 

Albert Kapr, Fraktur. Form und Geschichte der gebrochenen Schiften, Mainz: Hermann Schmidt 1993.

Siehe auch > https://de.wikipedia.org/wiki/Antiqua-Fraktur-Streit#Normalschrifterlass


Politically correct


Bei den Emoticons kann/soll man neuerdings die Hautfarbe wählen. Die Botschaft (hier: ›ist ok.‹) ist aber dieselbe, oder? Die Handgesten bedeuten nicht in jeder Kultur dasselbe....

Von iPhone von SM in Z.

Mehr zum Thema Hand hier.


Kastanien braten

Die Castanien-Brätin

In Stacheln wohnt gedult und in ihr Gottes Huld.

Nach Ausführungen über den Nutzen der Kastanien als Nahrungsmittel folgt plötzlich ein moralisierender Abschnitt:

Die Castanien/ wann sie im Feuer seyn/ schnaltzen sie und praesentiren [symbolisieren] das Hertz eines Christen/ der in allen Trübseligkeiten/ Creutz und Leiden die Frölichkeit spühren lassen solle/ und gleichsam einen Tantz anstellet.

Der Text geht dann noch mehrere Seiten recht assoziativ weiter... Man lese selbst > https://archive.org/stream/bub_gb_us-U-DNTXUcC#page/n202/mode/1up

Eingesandt von: Abraham a Sancta Clara, Etwas für Alle/ Das ist: Eine kurtze Beschreibung allerley Stands- Ambts- Gewerbs-Persohnen/ Mit beygedruckter Sittlichen Lehre und Biblischen CONCEPTEN, Durch welche der Fromme mit gebührendem Lob hervor gestrichen/ der Tadelhaffte aber mit einer maässigen Ermahnung nicht verschonet wird; Anderer Theil/ Allen und Jeden heilsamb und leitsamb/ auch so gar nicht ohndienlich denen Predigern/ Definitiorem und Provincialem. Verlegt und mit Kupffern vermengt Durch Christoph Weigeln/ Kupfferstechern und Kunsthändlern in Nürnberg/ gegen der Kayserl. Reichs-Post über zu finden, Würzburg: Martin Frantz Hertz für Christoph Weigel, 1711.

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vesica piscis?

Die Verkehrsbetriebe einer großen Stadt in der Schweiz haben die Tramlinie 8 verlängert, die nun über den Stadtkreis 4 hinaus auch in den Kreis 5 fährt. Der Slogan »Für immer verbunden« bringt die Graphiker auf die Idee, die Ziffer 8 liegend als Unendlichkeitszeichen ∞ darzustellen – oder als das Zeichen für eine eheliche Verbindung: ⚭?

Symbolisch hübsch, aber die Straßenbahn kommt auf diesem Gleis nie und nimmer in den Kreis 5.

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Wozu bekamen die Saurier Flügel?

Wozu haben Dinosaurier Flügel entwickelt? Wohl nicht zuerst zum Fliegen. Fossile Funde legen nahe, dass sie mit ihrem Federkranz zuerst das andere Geschlecht zur Paarung einluden oder die schlüpfenden Nachkommen mit ihren Schmuckfedern schützten. Fossiler Zeuge für diese Hypothese ist Ornithomimus edmontonicus, ein zweibeiniger Dinosaurier, der ähnlich wie ein Strauß aussah und dessen Name so viel bedeutet wie Vogelnachahmer. Dass er Federn besessen hat, haben Darla Zelenitsky von der Universität Calgary und ihre Kollegen 2012 nachgewiesen (Science, Bd. 338, S. 510).

Interessant, dass die Symbolik der Kommunikation vor dem pragmatischen Verwendungszweck kommt...

> http://www.ucalgary.ca/drg/

> http://www.sciencemag.org/content/338/6106/510

> http://www.farbimpulse.de/Die-bunte-Welt-der-Dinosaurier.dinofarben.0.html

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Bildformat 9 mal 16

Fernsehbilder, DVDs und Powerpoint-"Folien" haben heutzutage das Bildformat 16:9. (Das ist bei der Projektion von hochformatigen Bildern optimal !). Woher eigentlich diese Maß-Zahlen? Das Format 3 x 4 geht wohl zrück auf Oskar Barnack, der 1914 für die erste Leitz-Kamera die Bilder auf 24 x 36 mm formatierte.

17:9 wäre symbolisch, deshalb:

Die Symbolzahl 153:

Die Zahl ist eine mathematische Delikatesse; ein sog. "Strudel".

153 ist die Summe der Kuben ihrer Ziffern: d.h. die 3.Potenzen ihrer einzelnen Ziffern ergibt wieder 153: 1*1*1 + 5*5*5 + 3*3*3 = 1+125+27 = 153. (Wenn man die Zahl mit römischen Ziffern schreibt: C—L—III, geht es auch.)

153 ist auch gleich der Summe der Summanden von 1 bis 17 ist (153 = 1 + 2 +3 + … + 17).

153 ist eine "Dreieckszahl".

Nach der Auferstehung erscheint Jesus den Jüngern, die am See Tiberias fischen, aber nichts gefangen haben. Auf das Geheiß Jesu werfen sie das Netz erneut aus und fangen 153 Fische (Johannes-Evg. 21,11): »Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.«

Die Zahl 153 ist bei den Kirchenvätern Anlass vieler Deutungen. Vgl. Heinz Meyer / Rudolf Suntrup, Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen, (Münstersche Mittelalter-Schriften 56), München: Fink 1987, S. 814ff. Augustinus (354–430), Vorträge über das Johannes-Evangelium (Tractatus in Iohannis Euangelium), 122. Vortrag, ¶ 8–9 (deutsche Übersetzung in der "Bibliothek der Kirchenväter")

Die Zahl 17 wird ihrerseits zerlegt in 10 (zehn Gebote ≈ das AT Gesetz) und 7 (sieben Gaben des hl. Geistes [nach Jes. 11] ≈ die NT Gnade); mandata Dei per gratiam impleri intelligitur in numero piscium captorum (Augustinus). Die 7 kann auch für die Anzahl der Schöpfungstage stehen. — Die Zahl 9 ist wegen der darin implizierten Trinität bedeutsam.

153 = 9 mal 17

Die nach 1113 entstandene romanische Kassettendecke in Zillis (Graubünden) enthält 9 Felder auf der Schmalseite und 17 Felder auf der Längsseite, also 9 x 17 = 153 Felder. Damit ist die ganze Welt umschrieben. Vgl. Diether Rudloff u.a., Zillis. Die romanische Bilderdecke der Kirche St. Martin, Basel: Heman 1989.

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Cloud

"Grün Stadt Zürich" im Herbst 2019: Wir arbeiten lieber unter dem Wolken als in der Cloud:

Gut verständlich, wo doch immer wieder Winde auf Wolken Frauen entführen, wie Boreas die Orithya:

Bild von Crispin van de Passe, ca. 1620; Vgl. Ovid, Metamorphosen VI, 675ff.

Er schleppt einen Mantel von Staub hoch über die Gipfel hin, fegt über den Boden, und sich in Dunkel hüllend umfängt er die erschrockene Orithya...